Berlin von Lou Reed ist für uns eines der besten Alben des Jahrhunderts. Kritiker sind Esel, das sieht auch Kater Willy so.

von Friedrich W. Dittmann

Im Dezember 1973 sprach Stephen Davis von der Zeitschrift Rolling Stone in seiner Rezension von einer „Katastrophe“. Gemeint war das neue Album Berlin von Lou Reed. Willy, mein Kater, und ich sind der Meinung: Der Kritiker ist ein Esel.

Berlin von Lou Reed ist für uns eines der besten Alben des Jahrhunderts. Logisch, dass es sich in der Liste der besten Alben aller Zeiten im Rolling Stone trotz der Kritik wiederfindet, ebenso in dem Buch: 1001 Albums You Must Hear Before You Die von Robert Dimery.

Spätestens seit der Velvet Underground Scheibe mit der Banane von Andy Warhol auf der Hülle kennt jeder Rock-Fan Loud Reed. Der Durchbruch kam Anfang der 70er mit dem Album Transformer, auf dem sich der Charterfolg Take a walk on the wild side findet. Eine Hommage an verschiedene Außenseiter.

Berlin ist eines der frühen Konzeptalben und erzählt durchgehend die gescheiterte Beziehung der Prostituierten Caroline und dem Junkie Jimi In Berlin inmitten von Drogen und Gewalt.

Lady Day, Men of good fortune, Oh Jim, The bed und Sad Song sind alles Lieder mit bedrückender Stimmung, die einen nicht loslassen. Spätestens wenn man bei Caroline Says II ankommt, weiß man definitiv, dass man ein Wahnsinnsalbum besitzt.

Auf der Skala von 1 bis 10 der traurigsten Lieder aller Zeiten ist das eine glatte 20.

Caroline says as she gets up off the floor. Why is it that you beat me. It isn't any fun.
But she's not afraid to die. All of her friends call her "Alaska". When she takes speed, they laugh and ask her: What is in her mind.

Caroline „alias Alaska“zieht sich Anbetracht der Brutalität ihres Begleiters mehr und mehr in sich selbst zurück, allerdings nicht ohne zumindest verbal Widerstand zu leisten.


Caroline says as she gets up from the floor. You can hit me all you want to, but I don't love you anymore.

Im Outro resümiert Lou Reed treffend: It's so cold in Alaska. Das ist wohl so bei einem verunglückten Leben.

Berlin wird heute als Meisterwerk betrachtet, stieß aber zur Zeit seiner Veröffentlichung auf fast völliges Unverständnis. Reed war über das Scheitern total sauer und reagierte in den Jahren danach mit schroffer Ablehnung gegenüber Pressevertretern.

„Der ist wie du, Kater William. Du magst auch keine Kritik und bist direkt eingeschnappt.“ „Da bist du mein leuchtendes Vorbild, Alter Mann.“