Jetzt ist auch noch Brian Wilson, kongenialer Kopf der Beach Boys, von uns gegangen.

von Friedrich W. Dittmann

Willy, mein Kater, und ich wollen hier nicht rumheucheln. Wir waren nie und werden nie Anhänger der Beach Boys sein. Dafür sind wir von Hause aus viel zu sehr Rocker. Aber trotzdem macht die Nachricht vom Tod Brian Wilsons traurig. Wieder einer weniger.

Es waren einmal die Brüder Brian, Carl und Dennis Wilson. Sie hatten in der Jugend wenig zu lachen, sondern wurden von ihrem gestrengen Vater Murry Wilson von klein an gedrillt.1961schnappten sie sich ihren Cousin Mike Love, sowie ihren Jugendfreund Al Jardine und gründeten die Beach Boys. Da sie als junge Männer, die in Hawthorne, Kalifornien aufwuchsen, den Surfern zusahen, kam Carl die Idee, Surfmusik zu machen, Der Erfolg stellte sich bereits 1963 mit „Surfin‘ U.S.A.“, „Surfer Girl“, „Little Deuce Coupe“, „Fun, Fun, Fun“ unaufhaltsam ein.

Als ich meinen Kater der damals noch nicht dabei war, die Lieder vorspielte, meint er nur:

> Komische Musik < und widmet sich seinem Futter.

> Da hast du wohl recht, Mieze. Brian Wilson, dem Verursacher der Musik, ist das auch sehr schnell im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nerven gegangen <

Der war immer auf der Suche nach dem Genialen und auf der Flucht vor seinen Dämonen. Den Höhepunkt ihres frühen Schaffens erreichte die Beach Boys 1966 mit dem Album „Pet Sounds“. Das komponierte und produzierte Brian Wilson quasi im Alleingang. Nichts mehr mit „Fun, Fun, Fun“. Stattdessen Sehnsucht, unerfüllte Erwartungen, Bedauern und Besorgnis. Noch heute gilt das Album als Meilenstein der Popmusik. Das Sgt. Pepper der Beach Boys. Paul McCartney meinte sogar „God only knows“ sei einer besten Songs ever.

Der gute Brian Wilson hatte schon 1964 einen Nervenzusammenbruch erlitten und wurde im Tourneealltag von Bruce Johnson ersetzt. Er litt unter extremem Lampenfieber. Wilson verfiel in einen ständigen Wechsel von manischen und depressiven Phasen. Insbesondere die geringe Akzeptanz seines Projektes „Smile“ zog ihn runter. Er verkroch sich tagelang in sein Bett. Dies hielt erst einmal bis Mitte der 70er an.

1974 sein Comeback mit der Band und der Riesenerfolg mit dem Album „Endless Summer“. Eigentlich ein Best of“ Album aus der Zeit 1962-1966. Schon einige Jahre später zog er sich wieder zurück. Seine damalige Ehefrau engagierte den Prominentenpsychologen Eugene Landy, der Wilson nicht heilte, sondern massiv ausnutzte und sogar die Vormundschaft anstrebte. Erst als Bruder Carl zusammen mit der Mutter eingriffen, konnte das Schlimmste verhindert werden.

Musikalisch trieb er fortan eine erfolgreiche Solokarriere an.

Am 05.06.2012 erschien dann ein letztes Album der Beach Boys mit dem Titel „That`s why God made the Radio”. Darauf der Song „Summer‘s gone”. Um zu begreifen, dass Brian Wilson zeitlebens eine melancholische Seele war, sollte man sich das Stück anhören.

Seine letzten Jahre bis zu seinem Tod waren durch eine Demenz geprägt.