Bei mir gehört auch der 18.09.1970 dazu. Es war ein wolkenarmer sonniger Tag. Gegen Abend machten wir uns zu einem Auftritt meiner Band im vorderen Westerwald auf. Der bunt bemalte VW-Band Bus war vollgeladen mit Equipment und Musikanten. Ich saß vorne auf dem Beifahrersitz. Mein Job war Sänger, Gitarrist und Verantwortlicher, der durch beharrliches Festhalten des Steuerknüppels verhindert, dass die Gänge raussprangen. Das Vehikel war baufällig.
Die gute Stimmung erlitt einen erheblichen Dämpfer, als die Frau im Radio verkündete:
> Der Musiker Jimi Hendrix ist heute im St Mary’s Hospital in London gestorben <
Baff! Wir waren konsterniert. Wie konnte einer unserer großen Helden mit 27 Jahren den Abflug machen? Später machten es ihm Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain (Club der 27-jährigen nach) nach. Hendrix hatte zu viele Schlaftabletten zum Alkohol genommen und erstickte an seinem Erbrochenen.
Drei Wochen vorher hatten wir Hendrix noch auf dem Fehmarn Love & Peace Festival gesehen. Wir wollten den Mann sehen, der uns bereits im März 1967 „erleuchtet“ hatte. Wir saßen damals zusammen vor der Glotze und sahen Hendrix zusammen mit dem Bassisten Noel Redding und dem Drummer Mitch Mitchell im Beat-Club. Er spielte das legendäre „Hey Joe“. Wir fanden den Gesang total cool, ebenso sein Gitarrensolo, dass er mit seinen Zähnen spielte. Genauso cool wollten wir mit unserer Band sein. Auf Fehmarn regnete es in Strömen und der Meister wirkte unter Drogeneinfluss verwirrt.
Ok, jetzt war er jedenfalls tot. Schlecht gelaunt bauten wir an jenem Abend unsere Anlage in der Halle auf und verkündeten den rund 800 erschienen Zuhörern:
> Guten Abend zusammen. Heute ist Jimi Hendrix gestorben. Wir haben die Setliste kurzfristig geändert <
Wir begannen mit “Purple Haze”, gingen über “Stone Free”, “Hey Joe”, “All along the Watchtower” bis letztlich “Little Wing”, unserem Lieblingssong. Den Song hatte Hendrix 1967 geschrieben und gilt wegen seiner wunderbaren Melodik als eine der schönsten Kompositionen des Meisters. Er findet deshalb zurecht auf der Liste der „500 besten Songs aller Zeiten“ des Rolling Stone Magazins.
Nach dem Set verbrachten wir den Rest der Nacht in unserer Stammkneipe, um den Kummer im Alkohol zu ertränken.