Über einen veganen Selbstversuch, Gesichtswurst und Quadroeder

Ihr kennt sie vielleicht auch, diese neuen Vegan-Hipster, die erst „Hallo ich bin Veganer“ und dann ihren Vornamen sagen. Ja, die kann ich auch leiden wie Bauchweh und damit sind wir auch schon direkt beim Thema. Schon etwas über ein Jahr bin ich freiwillige Vegetarierin. Mir fällt es nicht schwer auf Fleisch zu verzichten, da ich mir von Anfang an keinen Druck gemacht habe, für den Rest meines Lebens nie wieder meine Zähne in einen Döner schlagen zu dürfen. „Für den Rest meines Lebens“…ist mir eh eine viel zu krasse Aussage, deshalb will ich wahrscheinlich auch nicht heiraten. Aber ein Versprechen an die Ernährungsweise kommt dem in unserer heutigen Zeit ja schon fast gleich.

Selbstversuch macht klug

Damit ich mich aber mal in die veganen Mitmenschen hineinversetzen kann, habe ich einen Selbstversuch gestartet und auf eine vegane Ernährungsweise umgeswitcht. Nachdem ich dann auch noch die ein oder andere Doku zum Thema: Zu viel Co2-Ausstoß wegen Massenrinderzüchtung, Kükenschlachtung und Überfischung gesehen habe, war ich bereit für meine vegane Auszeit. Es macht nämlich auch nur Sinn über Veganer zu schimpfen, wenn man das mal selbst ausprobiert hat.

Veganer essen mehr als nur Grünzeug

Vorneweg möchte ich gerne ein paar Vorurteile aus dem Weg räumen. Veganer essen mehr als Grünzeug. Hier ein paar Lebensmittel die ihr alle kennt und auch schon gegessen habt, die aus Versehen von Natur aus vegan sind:
Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Gemüse, Nüsse, Obst, Olivenöl, Falafel, Haferflocken, Mehl, Kichererbsen, Erbsen, Linsen, Bohnen, Ahornsirup und die Liste ist noch wirklich länger. Upsi, hättet ihr jetzt nicht gedacht, oder? Nudeln mit Tomatensoße fällt z.B. unter veganes Essen oder Kartoffeln mit Spinat…Reis mit Gemüse auch. Verdammt habt ihr etwa alle schon mal ein veganes Essen zu euch genommen?

Ersatzprodukte werden von Fleischessern angegriffen

Und neben den ganzen von Natur aus veganen Lebensmitteln gibt es dann auch noch sehr viele Ersatzprodukte zum Beispiel aus Erbsenprotein oder Soja. Diese stoßen bei den Carnivoren aber auf richtigen Unmut. Spitzfindige Bemerkungen wie „Warum muss DEINE vegane Wurst denn so aussehen wie unsere ECHTE Wurst“? Naja ganz einfach, weil die Grundformen Kreis und Quadrat gerne für Lebensmittel verwendet werden. Müssen Vegetarier/Veganer  jetzt neue geometrische Formen erfinden, damit die Ersatzwurst im „Quadroeder“ in der Verpackung liegt und sich der Fleischvertilger nicht mehr daran stören muss. So eine vegane Wurst kann einen aber auch schon maximal aufregen!1!!1

Gesichtswurst geht gar nicht

Was stört euch denn überhaupt an den Ersatzprodukten? Mich stört eher, dass manche Menschen 3 Kilo Fleisch für 1,49€ beim Discounter einkaufen und dann auf den 300€ Weber-Grill schmeißen. Oder dass es Leute gibt, die Gesichtswurst essen: Ein Fleischerzeugnis vom Schwein, welches man zuvor durch den Fleischwolf(man beachtet schon dieses grausame Wort) gedreht und dann zurück in seinen eigenen Darm gestopft hat, um dann noch ein Gesicht darauf zu drücken…das ist doch irgendwie krank!
Meine vegane Auszeit läuft übrigens richtig gut. Ich entdecke grade richtig leckere neue Sachen(die bösen Ersatzprodukte schmecken richtig gut) und mir fehlt so gut wie nichts. Letztes Wochenende hatte ich Freunde zum Essen eingeladen. Sowohl meine vegane Kürbissuppe als auch die selbstgemachten Gnocchis mit Kürbispesto kamen gut an. Es schwang sogar etwas Verwunderung mit, dass das tatsächlich alles vegan sein soll.
Also wer sich das nächste Mal wieder über Veganer aufregt, bitte erst mal selbst testen und dann nörgeln. Natürlich sind die Hipster-Veganer davon ausgenommen. Menschen sollte sich bitte immer noch über ihre Persönlichkeit definieren und nicht über eine Ernährungsform!