Dafür ist heute mehr Beton: An den Hauptzugangsstellen zu den Markt-Plätzen hat die Stadt große Betonwürfel aufstellen lassen. Zur Sicherheit. Gegen potentielle Lkw-Attentäter. Polizei und Ordnungsamt gehen zwischen Tannen und Buden Streife. Oh, Du vorsichtige, statt oh, Du fröhliche . . . Schlimm, dass wir unsere traditionellen Feste mittlerweile so schützen müssen. Unbeschwert Vorweihnacht feiern geht anders.
Zumal die Stadt ziemlich viel zu schützen. hat. Auf fünf Plätzen sind Buden, Karussells und Glühwein-Stände verteilt. Münzplatz, Plan, Zentralplatz, Jesuitenplatz, Görresplatz - da kann man schnell die Orientierung verlieren, vor allem nach dem Genuss von einigen Gläsern Glühwein. Ortsfremde Besucher brauchen mittlerweile einen Weihnachtsmarkt-Plan, um sich zwischen den Buden und Ständen zurecht zu finden. Dabei gibt es fast überall das gleiche Angebot. Wäre es nicht besser, die Marktfläche zu verkleinern und zu verfeinern? Klasse statt Masse . . .
Und politisch korrekt muss es heutzutage ja auch noch zugehen. Ist mir immer noch schleierhaft, wieso über dem Zugang zum Görresplatz der Schriftzug „Sternenmarkt“ prangt. Traut man sich im vorauseilenden Gehorsam nicht, unsere Tradition beim Namen zu nennen? Ich warte auf den Tag, an dem die Querbeauftragte der Stadt gegen Nikolaus, Knecht Ruprecht und Weihnachtsmann einschreitet. Sind schließlich alles alte weiße Männer und keiner ist divers . . .
Dann ist da noch die Sache mit der Musik, die auf die Stimmung drückt. Stadt und Kreis-Chorverband haben den „Klingenden Adventskalender“ kurzfristig abgesagt. Bei der traditionellen Veranstaltung auf dem Görresplatz traten bisher abends im Advent Chöre aus der Region auf, sangen Weihnachtslieder. Damit ist es jetzt vorbei. Weil die GEMA unverschämt hohe Gebühren für die Auftritte unserer Chöre verlangt. Bis zu 16.000 Euro für 13 Gesangsabende wären dafür fällig geworden. Die Bürokraten von der „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“ haben über Nacht die Berechnungsgrundlage für die Nutzung der Musikrechte verändert. Obwohl die Chöre keine Verstärker einsetzen und nur in der direkten Umgebung zu hören sind, sollten sie so viel bezahlen, als wenn sie den gesamten 6500 Quadratmeter großen Görresplatz beschallen.
Wohlgemerkt: Die Chöre verlangen für ihre Auftritte kein Geld, singen ehrenamtlich und wollten sogar noch Spenden für den guten Zweck sammeln. Selbst der sonst eher besonnene Oberbürgermeister David Langner ist wegen dieses bürokratischen Irrsinns auf der Zinne: „Die GEMA agiert hier definitiv nicht im Sinne der Bürgerinnen und Bürger.“ Jedenfalls schweigen die Sänger nun, statt aufzutreten. Da haben die Pedanten von der GEMA die „Stille Nacht“ wohl zu wörtlich genommen.
So geht eine weitere stimmungsvolle Koblenzer Tradition zugrunde - an bürokratischem Klein-Klein! Oh, du traurige . . .