Wie? Noch ein Hotel? Haben wir nicht schon genug in Koblenz? Gerade erst vor zwei Jahren eröffnete das „Super 8" im ehemaligen Dresdner-Bank-Hochhaus ihr 122-Betten-Domizil. Und weitere Herbergen sind längst in Planung - wie der umstrittene 300-Betten-Bau zwischen Firmungsstraße und Nagelsgasse.
Ich frage mich: Macht die Hotel-Inflation an Rhein und Mosel überhaupt Sinn - oder werden da Millionen für neue, bald leerstehende Gebäude in den Sand gesetzt? Klar, unsere Stadt ist ein Touristen-Magnet. In den Sommermonaten sind die Altstadtgassen voll mit Besuchern. Aber im Herbst und Winter . . .? Zumal die Übernachtungen in der Innenstadt schon jetzt nicht gerade ein Schnäppchen sind. Für eine Nacht im Doppelzimmer rufen die großen Hotelketten z.B. Anfang Oktober Preise von 145 bis 164 Euro auf.
Ein Blick in die amtliche Statistik zeigt: Im Reisemonat Juni verfügte Koblenz über 51 Hotellerie-Betriebe mit 5770 Betten. Aber die Zahl der Übernachtungen lag mit 90.009 etwas niedriger als im Vorjahr. Und die Hotels waren nur zu 52 Prozent ausgelastet. Wo sollen die Touristen herkommen, die in den fast 500 zusätzlichen Betten der neuen Hotel-Projekte nächtigen sollen? Zumal die Zahl der Übernachtungen im Winter drastisch sinkt. Im vergangenen Dezember waren die Hotelbetten nur zu 31,9 Prozent ausgelastet, im Januar und Februar waren es nur um knapp 30 Prozent. Heißt: Ein Drittel Umsatz in den Bettenburgen für einen Teil des Jahres. Klingt nicht gerade nach einem Wahnsinns-Geschäft . . .
Und über ein mögliches Koblenzer Hotel-Projekt wird derzeit gar nicht geredet: Es liegt direkt am Rhein, an der Touristenmeile Konrad-Adenauer-Ufer, traumhafter Blick auf Festung und den Fluss. Gemeint ist das gigantische Gebäude des Koblenzer Hofs. Da logierten bis 2011 die Beamten des BWB. Bis das Gebäude wegen Baumängeln geräumt wurde. Seither steht das Gebäude ungenutzt und leer. Eine gigantische Ruine. Umzingelt von Bauzäunen. Kein schöner Anblick für die tausenden Besucher, die dort flanieren.
Dabei tobte hier mal das Leben. Zwischen 1912 und 1913 errichtet, als „Grandhotel Esplanade-Bellevue", später in Koblenzer Hof umbenannt. Wo einst die Prominenz logierte, herrscht jetzt Tristesse. Seit mehr als einem Jahrzehnt warten die Koblenzer, dass der Bund den denkmalgeschützten Bau als Eigentümer saniert oder verkauft. Passiert ist bisher nicht viel - außer Gutachten und Absichtserklärungen. Danach soll die Fassade erhalten bleiben, der Rest des Gebäude abgerissen und für Beamten-Büros neu gebaut werden . . .
Nichts gegen die Staatsdiener, aber wenn es einen Standort für ein echtes Luxus-Hotel in Koblenz gibt, dann dort!