Immer wieder interessant, wie die Parteien in Koblenz es schaffen, aus einem Problem(chen) einen Kampf der Geschlechter zu machen. Selbst vor dem städtischen WC machen sie nicht halt. Es tobt eine laute Diskussion um das stille Örtchen. Weil es bei den öffentlichen Toiletten unserer Stadt angeblich keine Gendergerechtigkeit gibt. Wenn das mal kein Griff ins Klo wird . . .
Was ist passiert? Im Stadtrat haben sich Grüne und Linke/Partei für mehr öffentliche WCs in Koblenz ausgesprochen. Auf den ersten Blick, ein Dienst am Bürger. Selbst Alteingesessene können schon mal ins Grübeln kommen, wenn sie beim Stadtbummel plötzlich müssen müssen. Wo ist noch mal die nächste Toilette?
Klar, seit der Buga 2011 gibt es am Konrad-Adenauer-Ufer in der Nähe der Seilbahn eine große öffentliche WC-Anlage und beim Biergarten am Deutschen Eck auch. In der Einkaufsmeile Löhrstraße gibt es nur die Toilette in der Unterführung zum Löhrcenter. Aber in der Altstadt? Da fällt einem eigentlich nur das Klo im Durchgang zwischen Plan und dem Aufgang zur Liebfrauenkirche ein. Auf das stille Örtchen weist allerdings nur ein kleines Schild vor dem Torbogen hin. Und das ist kaum zu sehen, wenn im Sommer die Plan-Gastronomen ihre dicken Sonnenschirme aufgespannt haben. Da helfen auch die viel zu kleinen Hinweis-Pfeile auf den offiziellen rotlackierten Info-Säulen der Stadt nicht weiter. Ganz abgesehen davon, dass ein Hinweis auf die nächste öffentliche Toilette auf vielen der Orientierungssäulen fehlt. Wer als Ortsfremder dringend sein Geschäft erledigen muss, dem bleibt nur der Routenplaner von Google. Aber selbst das hilft abends nichts. Denn ab 20 Uhr sind die Klos geschlossen.
Früher gab es immerhin noch eine unterirdische Toilette am Zentralplatz. Wobei unterirdisch wörtlich gemeint ist - in der Fußgänger-Unterführung. Aber die ist vor Jahren verschwunden, als der Tunnel für den Bau des Forums zugeschüttet wurde.
Halten wir fest: Für die Notdurft hat Koblenz nur notdürftig vorgesorgt.
Die Stadt will aber Abhilfe schaffen. Drei neue Toilettenanlagen sind in Planung: Eine im Schloss, eine in Ehrenbreitstein (ab 2025) und eine an der Balduinbrücke (ab 2026). Eine Erleichterung für alle, die sich erleichtern müssen. Mit den Projekten werde „sowohl die Kapazität der verfügbaren Toiletten deutlich erhöht als auch die Erreichbarkeit zur nächstgelegen Anlage verbessert“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme der Stadtspitze. Für mehr Klo-Bauten fehlt aber das Geld. Denn dafür sei eine „flächendeckende Untersuchung und die Erstellung einer Machbarkeitsstudie“ nötig. Kein Scherz! So steht es wirklich im Papier der Verwaltung. Eine Machbarkeitsstudie, wenn es ums Machen geht . . .
Klo-Untersuchung und WC-Studie könnten aber „angesichts der derzeitigen Personalknappheit“ nicht von den städtischen Beamten geleistet werden. Deshalb müsse der Auftrag an Externe gehen. Kostenpunkt: 50.000 Euro. Geld stinkt nicht, hieß es im alten Rom - Klo-Begutachtung aber schon, heißt es wohl in den Koblenzer Amtsstuben.
Aber zurück zur Politik: Was Grüne und Linke/Partei umtreibt, ist neben der Zahl der öffentlichen Toiletten auch ihre ungerechte Verteilung auf die Geschlechter. Die Stadtverwaltung hat nämlich herausgefunden, dass es derzeit in Koblenz 39 öffentliche Toilettenplätze für Männer und nur 24 für Frauen gibt. „Das ist ein großes Ungleichgewicht“, heißt es in einem Antrag der Grünen. Sie fordern „eine faire Aufteilung für alle Geschlechter“ bei den städtischen Toiletten. Ob damit auch Toiletten für LGBTQIA+ ( so viele Geschlechtsbezeichnungen gibt es ja inzwischen) gemeint sind, bleibt offen. Denn dann würden die 50.000 Euro für die Planung der Toiletten kaum ausreichen und die Diskussion um den Abort absurd.
Linke/Partei wollen auch die "Möglichkeit der Installation von Unisextoiletten“ und „Missoirs“ (das sind Frauen-Urinale) prüfen lassen. Zudem soll ein „Konzept für angstfreie Toiletten gemeinsam mit der Quer- sowie Gleichstellungsbeauftragten“ untersucht werden. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber die einzige Angst, die ich beim Besuch öffentlicher Toiletten habe, ist, ob genügend Toilettenpapier da ist.
Was lernen wir aus den Anträgen unserer Politiker? Gleichberechtigung fängt beim Stuhl-, ähhh Toilettengang an. Mehr Bürgernähe geht nicht!