Wir staunten nicht schlecht als wir Lord of the Lost beim ESC-Vorentscheid im Fernsehen entdeckten. Vielleicht der Versuch, wie die Finnen über Metal-Bands die Trophäe nach Hause zu holen? Für uns gehört die Gothic-Rock-Band zu M'era Luna, nicht in den Mainstream.

von Friedrich W. Dittmann

„Oh mein Gott, was ist das denn? Was macht Chris Harms hier mit seiner Band Lord of the Lost?“. Willy, mein Kater, saß konsterniert vor dem TV und verfolgte mit mir die ESC-Ausscheidung. Eigentlich wollten wir Patty Gurdy sehen, die wir aus der Zusammenarbeit mit dArtagnan schätzen. Frau Schöneberger und Herr Hüftgold waren im Preis mit enthalten.

Die Jungs und Mädels vom ESC Zentralkomitee dachten sicherlich, es sei clever, einmal wie die Finnen mit Lordi eine Metal-Band zu schicken und der Sieg ist sicher. Ob das mit der roten Kostümierung und Kriegsbemalung mit dem Lied Blood & and Glitter funktioniert, darf ernsthaft bezweifelt werden. Nach gutem druckvollem Anfang geht dem Song in der Mitte ziemlich die Luft aus.

Meine Damen und Herren, mein Kater und ich lassen gerne einen Shitstorm über uns ergehen, aber wir bleiben trotzdem dabei: Lord of the Lost haben nichts in der Middle of the Road zu suchen. Es ist und bleibt eine Gothic-Rock-Band, die in Festivals wie dem M’era Luna zuhause ist.

Zuletzt gesehen haben wir Lord of the Lost 2018 beim M‘era Luna Festival. M’era Luna ist neben Wacken unser Lieblingsfestival. Wir mögen die schwarzen Gestalten und die dunkle Musik. Willy mag insbesondere die Mädchen mit den fantasievollen Klamotten und der weißen Schminke.

Lord of the Lost waren an dem Tag sehr gut drauf und spielten mit maximalem Druck und intensivem Gesang von Chris Harms. Sie spielen eine Mischung aus Härte und Melodie irgendwo zwischen Rock und Metal. Der Style erinnert an die Sisters of Mercy, Him und ein bisschen Rammstein. Die Meute war begeistert.

Das Konzert an gleicher Stelle 2016 mit Orchesterbegleitung hat uns nicht so geflasht.

Gegründet wurde die Band 2007 von Chris Harms mit der Zielsetzung Metal, Gothic Rock und Industrial. Harms betätigt sich gleichzeitig als Produzent zahlreicher Künstler, u.A. von dem Gottvater des deutschen Gothic Joachim Witt. Einbezogen sind auch Künstler aus der Sparte Schlager.  „Vielleicht kommt daher die Nähe zum ESC,“ meint der Kater. „Maybe, Mieze“.

Auf den zahlreichen Alben, die mit Zeit veröffentlicht wurden, wirkte oft die Creme de la Creme der Szene mit. Leute von Mono Inc., Eisbrecher, Blutengel, u.v.m.

Entre nous: Meister Icke Hüftgold hätte mit seinem Auftritt wahrscheinlich den aktuellen Zustand der Nation besser wieder gespiegelt.