Zum Jahresende die Geschichte eines wunderschönen Liedes. Perfekt Day von Lou Reed.

von Friedrich W. Dittmann

Silvestermorgen. Willy, mein Kater, steht schon in aller Frühe an meinem Bett und reklamiert sein Frühstück. Er ist bester Laune. Zur Unterstützung hat er das Album Transformer von Lou Reed von 1972 hervorgeholt. Aus den Boxen tönt „Perfect Day“:

> Just a perfect day, drink sangria in a park and then later when it gets dark we go home. Just a perfect day, feed animals in the zoo and then later a movie, too and then home.Oh, it's such a perfect day, I'm glad I spend it with you, oh such a perfect day, you just keep me hangin on <

Der Kerl weiß genau, wie er mich aus den Federn bringt. Der Song gehört zu unseren ultimativen Hymnen.

> Hast du einen Clown gefrühstückt, dass du so früh schon on Fire bist, Mieze? <

> Ich hab noch gar nicht gefrühstückt, alter Mann. Also mach hinne <

„Perfect Day“ wird in der Regel dem Meister der finsteren Depri-Musik Lou Reed gar nicht zugeschrieben. Er hat den Song aber komponiert und kein Geringerer als David Bowie hat ihn zusammen mit Mick Ronson produziert. Neben dem Album „Transformer“, ist er als B-Seite zu dem bekannten „Walk on the Wild Side“ zu finden.

Unverdientermaßen wurde er zunächst nur von Lou Reed Fans zur Kenntnis genommen, bis er 1990 auf dem Soundtrack im Film „Trainspotting“ auftauchte. Den endgültigen Durchbruch kam dann am 17.November.1997. „Perfekt Day“ wurde als Charity-Single  für Children in Need aufgenommen. Mit dabei außer Lou Reed waren Bono, David Bowie, Susanne Vega, Elton John, Emmylou Harris, Tom Jones uva. Die Version schoss über Nacht an die Spitze der englischen Charts. Lou Reed meinte danach >Ich war noch nie mehr von einer Aufführung eines meiner Songs beeindruckt >. Danach wurde den Song von der Werbeindustrie und zu weiterer Filmmusik entdeckt.

Willy und ich hören uns ihn oft an, weil die Art und Weise wie David Bowie, den wir beide lieben, die Zeile „You made me forget myself“ singt, ist einfach nur Weltklasse ist.

Generationen von Musikjournalisten haben sich über den tieferen Sinn des Textes Gedanken gemacht, da man von Lou Reed nur schwer verständliches und verdauliches bekam. Man suchte Anspielungen auf seinen Drogenkonsum und sprach von einer Ode an die Sucht. Lou Reed hat das zurecht weit von sich gewiesen. Es ist einfach nur die Vision von einem perfekten Tag, den mit einer besonderen Frau verbracht hat.