Die neue Kolumne von Dirk Hoeren bei aktuell4u.

von Dirk Hoeren

Immer das gleiche. Vor den Wahlen versprechen uns die Politiker das Blaue vom Himmel. Frieden, Freiheit, niedrige Steuern, saubere und sichere Straßen. Und danach? Sieht es manchmal ziemlich trist aus - oder auch zum Kopfschütteln.


Beispiele gefällig?


In der Stadtratssitzung im September - es ist die zweite nach der Kommunalwahl - geht es um Tauben und Esel. 
Klingt komisch, ist aber so. Ausgerechnet die Linke, die sich eigentlich als Vorkämpferin für die Armen und Entrechteten versteht, hat ein gaaaanz wichtiges Thema entdeckt: Zusammen mit der Partei will sie eine Taube ins Koblenzer Stadt-Wappen einbauen. Echt jetzt? Die Stadt-Taube habe „bei weitem keine so gute Lobby, wie vergleichsweise Katzen oder Hotelbauinvestoren“, heißt es in einem Antrag der Fraktion „Die Linke-Partei". Muss man erstmal hinkriegen: In einem offiziellen Antrag für den Stadtrat, Tauben, Katzen und Hotel-Investoren in einen Satz unterzubringen. 
Aber es geht noch weiter: Das bisherige Stadtwappen sei „langweilig und fad“. Die darin abgebildete Krone soll durch die „majestätische Stadttaube“ ersetzt werden, die „das alltägliche Stadtbild prägt, wie kaum ein anderes Geschöpf“. Dieses „visuelle Wappen-Upgrade“ sei „nicht nur historisch angemessen, sondern würde auch einen identitätsstiftenden Gegenwartsbezug liefern“. Wie bitte? Tauben im Wappen stärken die Identität der Koblenzer? Haben wir Flügel und Federn? 
Ganz abgesehen davon: Wenn es ein Tier an Rhein und Mosel gibt, dass das Stadtbild prägt, sind es ja wohl die Ratten. Und von denen gibt es leider viel zu viele. Aber zugegeben: Eine Ratte macht sich natürlich nicht so gut im Wappen wie eine Taube.
Zur Erinnerung: Vor der Kommunalwahl im Juni haben die Linken in ihrem 31-Seiten-Wahlprogramm lautstark den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Armut versprochen. „Wir kämpfen gegen Ausbeutung und Unsicherheit am Arbeitsplatz und setzen uns für gute Arbeitsbedingungen für alle ein.“ Immerhin hat ihnen das 101.244 Stimmen eingebracht. Ob die Wähler nach so vollmundigen Phrasen nun ausgerechnet den Einsatz für eine Taube im Stadtwappen als eine der ersten Amtshandlungen der Linken im Stadtrat erwartet haben, darf wohl bezweifelt werden.
Tierisch geht es auch bei den Freien Wählern im Stadtrat zu. Die haben ihr Faible für Esel entdeckt. Genauer gesagt für „Esel im Wald“. So nennt sich ein Projekt, des Ober-Olmer Forsthauses in Rheinhessen. Dabei werden zwei Zwerg-Esel mit den Namen „Carlo“ und „Benjamin“ im Bereich Pädagogik, Naturschutz und Freizeit eingesetzt. Kinder sollen so den Umgang mit Tieren in der Natur erlernen. So etwas schwebt jetzt auch den Freien Wählern für Koblenz vor. Sie wollen in ihrer offiziellen Anfrage von der Stadtverwaltung wissen, welche Möglichkeiten es gibt, „auch in Koblenz ein tiergestütztes pädagogisches Projekt „Esel im Wald“ zu realisieren“. 
Süß, so viel Tierliebe in den Koblenzer Ratsfraktionen. Aber mancher Wähler wird sich sicher fragen: Haben die keine anderen Probleme . . .?