Die neue Kolumne von Dirk Hören!

von Dirk Hoeren

Es wird allmählich Zeit Abschied zu nehmen - von der warmen Jahreszeit. Von langen Ferien und kurzen lauen Nächten. Vom Geruch nach Sonnencreme und Schwimmbad-Pommes. Bald heißt es wieder, frei nach Peter Maffays Song von 1976: „Und es war Sommer - in Koblenz . . .“

Was mir aufgefallen ist, in diesen heißen Wochen zuhause? 

Hier ist meine ganz persönliche Sommer-Bilanz:

In unserer Stadt war mächtig was los! 

Altstadtfest, Horizonte Musikfestival, Gauklerfestung, Rhein in Flammen, bald Kaiserfestival - den Daheimgebliebenen wird viel geboten. Und den Touristen auch. Die strömen in Massen durch die Altstadtgassen. Oder sie lassen sich von kleinen, aber feinen Veranstaltungen in den Bann ziehen. Mein Highlight der vergangenen Wochen: Die Kulturstufen mittwochs ab 19 Uhr am Rhein vor dem Schloss (gibt’s noch bis Anfang Oktober). Sehr chillige Atmosphäre, Blick auf den Fluss, Lounge-Musik dazu ein Glas Koblenzer Riesling - dann geht die Sonne unter und taucht die Festung in ein warmes Sommerlicht. Mehr geht nicht . . .

Unsere Stadt bietet schöne Momente!

Wer den ganz großen Trubel nicht mag, aber trotzdem was erleben will - dann ist der Rhein-in-Flammen-Freitag genau das Richtige. Viel los, aber kein Gedränge. Musik, Bands, jede Menge Stände, viel Platz für alle. Und auch den Einheimischen dringend zu empfehlen: Eine Fahrt mit Riesenrad auf der Kirmes am Moselufer bei Sonnenuntergang. Ich bin seit Jahrzehnten erstmals wieder eingestiegen und habe es genossen. Sensationelle Aussichten auf das Deutsche Eck, die Rhein-Anlagen und die Festung. Wie wäre es mit einer neuen Dauer-Attraktion an Rhein und Mosel? Ein Riesenrad wie in London. Das Koblenz-Eye! Man wird ja wohl mal träumen dürfen . . .

Unsere Stadt hat ein Herz für Kinder - aber . . .

Immer wieder ein Erlebnis: Mit dem Enkel zum Wasserspielplatz am Deutschen Eck. Da bleibt kein Auge - und kein Kind trocken. Eine echte Attraktion. Nur: Es fehlt Schatten! Kann schon echt heiß werden, wenn die Sonne brennt. Da fließt manchmal mehr Sonnencreme aus den Tuben besorgter Mütter als Wasser aus den Springbrunnen. Schon mal an ein Sonnensegel gedacht, liebe Stadtverwaltung? Und noch eins: Wer ist auf die glorreiche Idee gekommen, den beliebten Abenteuerspielplatz neben dem Minigolf-Platz auf dem Festungsgelände abzubauen? Ausgerechnet in der Hauptferienzeit, wenn Eltern und Großeltern ihren Nachwuchs irgendwie beschäftigen müssen. Statt Rutschbahn und Klettergerüst ist der Spielplatz am „Werk Bleidenberg“ nur eine öde Fläche. Die Spielgeräte hinter hohen Bauzäunen versteckt. Wo die Kleinen früher über eine Hängebrücke kraxelten, ragen nun schwarze Masten wie verkohlte Baumstümpfe nach einem Waldbrand in den Himmel. Nur ein kleiner Zettel im Aushang weist die frustrierten Eltern auf den Umbau hin. „Fäulnis“ hätte den zur BUGA 2011 errichteten Holzgeräten „stark zugesetzt“. Klar, dann müssen die natürlich ersetzt werden. Aber Klettergerüste und Holzbrücken faulen ja nicht erst seit gestern. Warum kriegen die das von der Verwaltung nicht hin, den Umbau des beliebtesten Spielplatzes in die kalte Jahreszeit zu verlegen?

Unsere Stadt hat viel mehr Potenzial!

Gleich gegenüber vom geschlossenen Spielplatz auf dem Festungspark, dem ehemaligen Gelände der BUGA, bahnt sich etwas Großes an. Dort ist der Zeltbau abgeschlossen, in dem in wenigen Wochen das Stadttheater logiert. Das Ensemble muss umziehen, weil der schöne Theater-Altbau am Deinhardplatz ein Jahr lang generalsaniert wird. Premiere an der Festung ist am 15. September mit einer Operettengala. Das Zelt (56 Meter lang, 42 Meter breit, Platz für 350 Besucher) ist ein Beispiel dafür, was aus dem gigantischen Festungsvorplatz zu machen wäre. Seit der BUGA fristet er eher ein Schattendasein. Viel Platz zum Schlendern, aber ansonsten . . .? Wäre das nicht der ideale Ort für große Konzerte mit Tausenden Zuschauern? Rock am Rhein statt Rock am Ring. Mit Stars von Helene Fischer bis Taylor Swift . . . 

Aber das bleibt wohl nur ein Traum. Ich höre schon die Bedenkenträger: Zu laut, die armen Anwohner, der Dreck. Und vor allem der Autoverkehr. Bisher ist der Parkplatz gleich neben der Kompostanlage eine Zumutung. Der Weg zu den Bühnen und zurück ist zu lang, zu unwegsam, nach Veranstaltungsende abends zu dunkel. Wer nicht gut zu Fuß ist, muss sich größere Events auf den Bühnen in der Festung schenken. Die An- und Abfahrt chaotisch. Da muss sich dringend was tun.

Der nächste Sommer kommt bestimmt . . .