Alfred Schomisch, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Vordereifel: aktiv für 16 000 Bürger.

Mayen |

Neun Monate wurde das Gebäude der Verbandsgemeinde Vordereifel in der Kelberger Straße in Mayen renoviert. In dieser Zeit war die Verwaltung mit Bürgermeister Alfred Schomisch an der Spitze in Kottenheim untergebracht. Auch von hier, so sagt er, konnte  man effektiv für die 16 000 Bürger der Gemeinde tätig sein. Jetzt aber ist man wieder daheim. So wie es schon war als die Verbandsgemeinde bis 2002 noch Mayen-Land hieß. Seit dem 1.Januar 2017 ist der Langenfelder Alfred Schomisch der Bürgermeister.

Aktuell4u sprach mit ihm.

Aktuell4u: Was bei der Verbandsgemeinde Vordereifel auffällt ist, dass sie eine Fülle kleinster Gemeinden unter ihrem Dach hat. Ist das ökonomisch vertretbar in einer Zeit, wo doch allenthalben dem Schaffen immer größerer Gebilde das Wort geredet wird?

Alfred Schomisch: Zunächst einmal zur Definition von „Gemeinden“. Dies sind territorial definierte Einheiten des politischen Systems, denen nach der Verfassung die Regelung der „Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetzte in eigener Verantwortung“ (Art. 28 GG) übertragen sind. Ortsgemeinden betreiben „echte Politik“ und stellen somit eine Kernzelle der Demokratie dar. Der Vorteil hieran ist, dass die Bürger ganz nah am politischen Geschehen dran sind. „Politikverdrossenheit“ ist zwar in der Vordereifel kein Fremdwort, jedoch vernachlässigungswürdig. Ortsgemeinden – gerade die „Kleinen“- bieten dem Bürger Identität und Heimat. Bürger die sich mit ihrem Wohnort verbunden fühlen, wählen häufiger in Kommunalwahlen, interessieren sich für die Politik vor Ort und sind stärkere Befürworter der Demokratie, sie wählen seltener populistische Parteien. Eine ausgeprägte Verbundenheit mit dem Wohnort ist ein wichtiger Kitt für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Erst die lokale Verbundenheit, mache aus „Einwohnern“ – „Bürger“.  Wo die Identifikation mit dem Wohnort fehlt, gedeiht ein anonymes, intolerantes Klima, in dem das bürgerschaftliche Engagement verkümmern würde und keiner sich für den anderen interessiert. Das ehrenamtliche Engagement funktioniert in der Vordereifel vorbildlich, wie in kaum einem anderen Gebiet. Hier gibt es einen stets wachsenden bunten Strauß an ehrenamtlichen Engagements, sei es im sozialen Bereich, in der Seniorenarbeit, bei Jugendarbeit aber auch im Vereinsleben. Ich bin stolz darauf, dass sich insbesondere in der Vordereifel die Bürger so sehr ehrenamtlich engagieren. Dadurch ist nicht nur die verbleibende Freizeit vieler Bürger sichergestellt, sondern leistet auch durch die Anerkennung einen guter Beitrag zur psychischen Harmonie.

Ökonomisch vertretbar? Es gibt Studien die ergeben, dass Gebietsreformen in der Regel keine finanziellen positiven Effekte haben. Denn meist ist der Grund der Zwangsfusionen, überschuldete Gemeinden zu retten. Den Beweis jedoch konnte bisher kein Land antreten, in dem es eine Gemeindefusion gab. Der „vermeintlich positiv auswirkenden Aspekt in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit einer Fusion“, steht jedoch ein sehr wichtiger Punkt – für mich der Wichtigste- nämlich die lokale Verbundenheit und die dadurch entstehenden Synergieeffekte, entgegen.

Unabhängig hiervon zeigen die Haushalte der Kommunen, dass nicht die kleineren sondern eher die größeren Kommunen überschuldet sind. Dies liegt aber nicht daran, dass diese kleineren Einheiten über eine üppige finanzielle Ausstattung verfügen, sondern die Ortsgemeinden – unabhängig von ihrer Größe – solide wirtschaften und sehr viele Projekte und Arbeiten ehrenamtlich durchführen. Ohne die Eigenständigkeit der Ortsgemeinden wäre dies sicherlich nicht möglich bzw. nicht so ausgeprägt.

Aktuell4u: Ist das Jahr 2020 mit der Pandemie die größte Herausforderung in ihrem bisherigen kommunalpolitischen Leben?

Alfred Schomisch: In meinem kommunalpolitischen Leben war die Pandemie sicherlich eine große Herausforderung – vielleicht auch die größte, weil sie eben anders war als allle bisherigen Herausforderungen. Gleichzeitig war sie aber auch eine große Chance vieles auf den Prüfstand zu stellen, zu überdenken und neue alternative Wege zu gehen.

In diesem Zusammenhang sei beispielhaft erwähnt , welche Maßnahmen die Verbandsgemeindeverwaltung bedingt durch Corona initiiert hat.

  • Bildung eines internen Corona-Krisenstabs
  • Schaffung von Homeoffice-Plätzen, sodass der Dienstbetrieb und somit der Bürgerservice aufrecht erhalten blieb. (Verwaltung wurde nie vollends geschlossen – Terminvergabe)
  • Liste der freiwilligen Helfer – „Sicherstellung der örtlichen Versorgung“
  • CORO(Naeher)
  • Webinar „Corona und Auswirkungen auf die Vereinsarbeit“ 27.04.20
  • Einkaufsguide Vordereifel

Hieran erkennt man, dass  die Digitalisierung einer der Schwerpunkte in dieser Coronazeit ist und war; am meisten beeindruckt hat mich jedoch die Welle der großen Hilfsbereitschaft und Solidarität innerhalb der Verbandsgemeinde und deren Ortsgemeinden. Keiner wurde alleine gelassen – jeder hat jedem geholfen.

Aktuell4u:  Wie können Sie den Reiz der Eifel in einige wenige Sätze fassen?

Alfred Schomisch:  Die Eifel -insbesondere die Vordereifel- ist das Vorzeigebeispiel für einen idealen Ausgleich zum oft stressigen Arbeitsalltag.

Das Leben in der Vordereifel hat eine sehr hohe Qualität. Neben der landschaftlichen Attraktivität, hat die VG einen überdurchschnittlichen hohen Freizeit- und Erholungswert. Bedingt durch den hervorragend gepflegten „sanften Tourismus“ gibt es eine Fülle an Wanderwegen und viele tolle Rückzugsorte in der Natur, die zum Entspannen und zum Ausgleich von der Arbeit geradezu einladen und prädestiniert sind, die Seele baumeln zu lassen. So hat die Vordereifel einen tollen Mix aus weitläufigen Feldern oder Heidelandschaften, sattgrünen Wäldern und idyllischen Bachtälern, aufzuzeigen. Aber auch für das Bestreben des Adrenalinkicks sorgt die Vordereifel bspw. durch das Felsenklettern in der Ettringer Lay oder dem Kottenheimer Winfeld, für Erfüllung. Aber auch Radfahrer kommen bei uns in vollen Zügen auf ihre Kosten (Bergzeitfahren= Stoppomat Kirchwald; Anbindung an den Eifel-Schiefer Radweg und Vulkanpark Radweg). Gerade jetzt während der Corona-Pandemie und die damit verbundenen eingeschränkten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, ist uns allen nochmal bewusst geworden, wie toll unsere Heimat ist. Dies verdeutlichte auch die starke Frequentierung der Parkplätze durch auswärtigen Nummernschilder von PKWs.

Die fortschreitende Digitalisierung und die damit einhergehende Schaffung von Heimarbeitsplätzen wird es in Zukunft verstärkt ermöglichen die hervorragende Wohnqualität in unseren Ortsgemeinden mit der Arbeit zu verbinden. Das  Wohnen in der Vordereifel ist reizvoll für alle Altersgruppen, seien es Familien mit Kindern (wir verfügen über eine Vielzahl von Schulen – Grundschulen und Realschule plus Nachtsheim – und Kindergärten) als auch Seniorinnen und Senioren (in den Ortsgemeinden gibt es speziell für diese Altersgruppe  eine Reihe von Aktivitäten).t