Und zweimal haben wir jetzt auch eine EM im Lande. 1988 gab es die Erste. Mit acht Mannschaften in zwei Gruppen. In Gruppe 1 besiegte Deutschland Spanien und Dänemark mit jeweils 2:0 Toren. Gegen Italien gab es ein 1:1. Deutschland und Italien erreichten das Halbfinale, wo Italien gegen Russland verlor. Im zweiten Halbfinale trafen die Niederlande und Deutschland aufeinander. Wie immer war es spektakulär, hinreißend und spannend bis zur letzten Sekunde.
Das Duell von Jürgen Kohler mit Weltstar Marco van Basten stand im Mittelpunkt des Spiels. In der 55. Minute brachte Lothar Matthäus mit einem Elfmeter das deutsche Team mit 1:0 in Führung, in Minute 74 glich Ronald Koeman, ebenfalls mit Elfmeter, aus. Und in der 88. Minute war es dann van Basten, der den niederländischen Sieg mit 2:1 sicherte. „Man kann einen Weltklassestürmer wie van Basten nicht über 90 Minuten ausschalten“, stellte Jürgen Kohler nach dem Spiel fest. Im Finale gewannen die Holländer mit 2:0 gegen Russland.
Und jetzt sind wir wieder EM-Gastgeber. Vom 14. Juni bis 14. Juli. Es soll ein zweites Sommermärchen werden. Philipp Lahm, der Weltmeister von 2014, und die Koblenzerin Celia Sasic, Olympiadritte und Europameisterin, stehen an der Spitze der Organisation. Sie sind die Gesichter der EM, die Deutschland so zeigen soll, wie es 2006 schon einmal war. „Wir unternehmen alles, um gute Gastgeber zu sein. In einer schwierigen Welt ist der Fußball vielleicht für vier Wochen eine Chance, ein wenig Freude zu vermitteln“, sagt Celia Sasic, die auch DFB-Vizepräsidentin ist.
Die deutsche Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann trifft in Gruppe A am 14. Juni im Eröffnungsspiel in München auf Schottland. Das Spiel gegen Ungarn, den WM-Finalgegner von 1954, folgt am 19. Juni in Stuttgart. Zum Abschluss der Gruppenphase geht es dann am 23. Juni in Frankfurt gegen die Schweiz.
Rechtzeitig vor der EM hat die deutsche Mannschaft mit Siegen gegen Frankreich und die Niederlande Fahrt aufgenommen. Zuvor sah es nach dem desaströsen Abschneiden bei den Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar, wo Deutschland jeweils nach der Vorrunde ausschied, und auch in der Vorbereitung auf die EM düster aus. Jetzt ist plötzlich, bedingt auch durch die Rückkehr von Toni Kroos, in dem Team der Neuer, Tah, Musiala, Wirtz, Rüdiger, Kimmich, Gündogan, Pavlovic, Sane´, Füllkrug und Müller wieder Hoffnung da.
In zehn Stadien findet die EM statt, in Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, Gelsenkirchen, Dortmund, Leipzig, Stuttgart, München und Berlin. Die bayerische Hauptstadt erlebt das Eröffnungsspiel, das Finale am 14. Juli findet im Berliner Olympiastadion statt. Aber wer sind die Favoriten. Zunächst, mit Spanien, Italien, England und wohl auch Deutschland die üblichen Verdächtigen. Aber was ist mit Holland und Portugal? Und wie stark sind die Kroaten und die Österreicher mit dem deutschen Trainer Ralf Rangnick? Für Georgien ist die EM schon jetzt ein Erfolg. Man darf zum ersten Mal dabei sein. Auch Serbien ist als eigenständiges Land erstmals EM-Teilnehmer. Die Ukraine wird mitten im Krieg Phasen höchster Emotionalität erleben.
Die EM kann kommen. Es ist zu hoffen, dass sie frei sein wird von Angriffen von außen. Man kann die Welt nicht friedlich reden und auch eine Europameisterschaft schließt Terror und Hass nicht aus. Deutschland ist auf alles vorbereitet. Vor allem auf genialen, völkerverbindenden Fußball.