Der LG-Rhein-Wied-Langstreckenspezialist im Interview nach dem Mythos Marathon von Hannover.

Rhein-Wied/Hannover |

Moritz Beinlich hat in Hannover am Wochenende zum ersten Mal den Mythos Marathon erlebt. Der LG-Rhein-Wied-Langstreckenspezialist belegte bei seiner Premiere über die 42,195 Kilometer beim HAJ Hannover Marathon Rang elf und wurde in der Wertung zur deutschen Meisterschaft Sechster.

Mit einer starken Zeit von 2:16:24 Stunden unterbot Beinlich den Rhein-Wied-Rekord von Edi Kaul aus dem Jahr 1990 (2:17:06 Stunden) und setzte sich auf Rang drei ewigen Bestenliste des Leichtathletik-Verbandes Rheinland. Schnellere LVR-Marathonis waren lediglich Sören Kah (2:13:57 Stunden) und Uwe Honsdorf (2:15:56 Stunden). Im Interview blickt Beinlich zurück auf die erste Idee, sich im Marathon zu probieren bis hin zum Zieleinlauf in Hannover, wo Franziska Rennecke als zweite Rhein-Wiederin an den Start ging. Sie erreichte nach 3:17:53 Minuten auf Gesamtplatz 52 und Elfte der Hauptklasse das Ziel.

Das Interview mit Moritz Beinlich:

Es war Ihr erster Marathon überhaupt, den Sie in Hannover absolviert hast. Wann und wie kamen Sie zu dem Entschluss, diese Strecke in Angriff zu nehmen?

Nachdem ich über ein paar Wochen hinweg im Training gute Ausdauergrundlagen gelegt und immer sonntags schon einen längeren Lauf um die 20 Kilometer absolviert hatte, setzte ich mich gegen Silvester mit dem Marathon-Thema erstmals auseinander. Da stellte ich mir selbst die Frage, auf was ich langfristig hintrainieren kann. Durch den Ausfall des Silvesterlaufs und weiterer Wettkämpfe im Januar und Februar fehlten konkrete Ziele, sodass ich mir mit dem Marathon ein ferneres gesteckt habe, für das es eine konstante Vorbereitung braucht. So etwas liegt mir.

Wieso fiel Ihre Wahl für die Marathon-Premiere direkt auf die Teilnahme in Hannover, wo es auch um die deutschen Meistertitel ging?

Im Winter war der Marathon zunächst nur eine Idee. Ich habe mich informiert, welche Marathons es Anfang April gibt. Es sollte kein kleiner sein, bei dem ich ganz alleine vorneweg laufen könnte, sondern ich wollte einen Marathon auswählen, bei dem es ein paar Leute vor mir gibt, um mich zu pushen und eine gute Zeit zu laufen. Das war auch fürs Debüt die Prämisse. Zunächst hatte ich über Bonn oder Rotterdam nachgedacht, aber durch die Verbindung mit der deutschen Meisterschaft in Hannover habe ich dort einige gute deutsche Läufer erwartet. Deshalb habe ich mich im Januar dafür entschieden und bin in die konkrete Vorbereitung eingestiegen.

Wie ist Ihr Debüt in Hannover aus Ihrer Sicht verlaufen?

Es lief wie am Schnürchen. Ich habe mich früh dazu entschlossen, doch nicht defensiv anzugehen, sondern bin an der vierten Pacer-Gruppe drangeblieben, die den Halbmarathon auf 68:00 bis 68:30 Minuten anpeilte. In dieser Dreiergruppe um meinen ehemaligen Teamkollegen Dominik Notz konnte ich mich gut verstecken. Ich wusste, dass er gut pacen kann und bis zum Halbmarathon sicher durchläuft. Auf der ganzen Strecke habe ich so gut wie nie auf die Uhr geguckt, bin in einem guten Flow sehr viel nach Gefühl und in einem guten Pulsbereich gelaufen. Mit einer Halbmarathon-Zeit von 68:00 Minuten wusste ich, dass es eine schnelle Zeit herauskommt. Nachdem Dominik bei Kilometer 22 rausgegangen ist, habe ich mich mit Lorenz Baum bis Kilometer 35 abgewechselt, und selbst die Passagen im Wind gingen weiterhin mit gut Druck ohne einzubrechen. Ich habe zu keinem Zeitpunkt Schwächen gezeigt, sodass der Lauf richtig Spaß gemacht hat. Mit dem Rückenwind und Sonnenschein zwischendrin war es fast schon zum Genießen.

Wie sind Sie mit Platz 11 gesamt und DM-Rang 6 zufrieden?

Die Platzierung ist für mich wirklich zufriedenstellend. Platz sechs bei der deutschen Meisterschaft war das maximal Mögliche. Die besser Platzierten sind deutlich schneller angegangen und haben den Lauf beeindruckend zu Ende gebracht. Ich dachte, da fallen vielleicht noch ein paar mehr zurück, aber sie haben ihr Tempo gut durchgezogen. Von daher geht Platz sechs in der DM-Wertung für mich in Ordnung, und der elfte Platz bei einem großen City-Marathon ist natürlich auch schön. Es hat Spaß gemacht, so weit vorne im Elitefeld mitzumischen.

Welche Zeit hatten Sie im Vorfeld ins Visier genommen und wie bewerten Sie die 2:16:24 Stunden?

Meine Zielzeit war eine 2:19 Stunden. Ich war mir sicher, dass die möglich ist, wenn alles im Rennverlauf passt. Am liebsten wäre ich mit einem Kilometerschnitt von 3:18 Minuten angelaufen, aber ich wollte die schnellere Gruppe erwischen und halten, damit ich im Wind geschützt bin. Deshalb bin ich schneller angelaufen, und somit wurde mir früh klar, dass die Zeit schneller wird. Dass es aber eine 2:16er-Zeit wird, hat mich sehr überrascht. Damit hätte ich nicht gerechnet. Im Ziel haben mir viele bestätigt, dass das fürs Debüt eine starke Zeit war.

Hat der Marathon von Hannover Lust auf mehr geweckt und wie sehen Ihre Ambitionen für die Zukunft aus?

Einen LG-Rekord aufgestellt und den dritten Platz in der ewigen Rheinland-Bestenliste übernommen zu haben, macht mich stolz und Lust auf mehr. Das war bestimmt nicht mein letzter Marathon. Ich weiß, dass es natürlich noch einige größere gibt mit mehr Konkurrenz und mehr Gruppen. Wenn ich mir überlege, dass ich ab der Hälfte nur noch mit einem Mitläufer zusammen war, gibt es da noch einiges zu verbessern. Für Hannover war das das Maximum, aber ich bin mir sicher, dass ich noch zulegen kann. Der Marathon ist zurecht ein Mythos. Wenn man einmal einen Flow findet, kann man die zwei Stunden genießen, auch wenn es am Ende weh tut. Als nächstes stehen aber auch wieder ein paar kürzere Rennen zum Beispiel über 10 Kilometer an. Meine Form ist gut und wenn ich mich erholt habe, stecke ich mir die nächsten Ziele.