Eine Kritik des neuen Albums der deutschen Band von Friedrich W. Dittmann.

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Mein Kater Willy und ich saßen heute schon früh auf der Bank vor dem Haus und warteten. Willy beobachtet aufmerksam die herumfliegenden Amseln. An ihren Bewegungen konnte er deren Fluchtgeschwindigkeit bemessen und damit seine Beutechancen. Willy war ein Meisterjäger, aber ein schlechter Verwerter. Er meinte, man könne mich mit den Trophäen mehr beglücken.

Ich warte auf den gelben Lieferwagen des Versandhändlers, der mir frische Ware bringt. Heute sollte die neue Rammstein CD „Zeit“ geliefert werden. In naturgegeben Ungeduld hatte ich das Ding lange vorbestellt. Wir saßen gut eine Stunde und waren beide schon ziemlich genervt, als endlich das gelbe Geschoss anhielt und ein junger Mann mit dunklen Haaren ein Päckchen anreichte. Wegen Coronagefahr hielt er einen gehörigen Mindestabstand.

Nach dem ersten Gehörgang stritten Willy und ich über die coolste Zeile. Willy war schwer beeindruckt von „Was sich liebt, das leckt sich“, was er auf seine Reinigungswut bezog. Ich bestand allerdings auf „Ein Mann weint nur, wenn seine Mutter stirbt“, weil „Meine Tränen“ mein spontaner Lieblingssong war.

Im Feuilleton hatte ich eine Reihe von sehr negativen Rezensionen gelesen. Mit Verlaub, meine Damen und Herren, ich bin ganz anderer Meinung. Ein verdammt geiles Album. Zugegeben, ich war immer ein großer Anhänger von Till Lindemanns Lyrik. Für manche schwer verdaulich, aber der Umgang mit der Sprache einfach nur liebenswert.

Direkt nach „Meine Tränen“ kommt bei mir „Armee der Tristen“ und „Adieu“, sowohl vom Sound wie auch vom Text. Absolut geil. „Giftig“ ist Durchschnitt. Schon oft gehört. Gut, „Dicke Titten“ „Zick Zack“ und „OK“ sind geschenkt. Lindemann braucht das halt. Bei „Adieu“ kommt auch mir der Gedanke, der Kerl könnte das ernst meinen und es kommt nichts mehr. Bei „Zeit“ war bereits das Video überragend. Das gilt auch für „Angst“. Text und Melodie mit Gitarrensound, lassen die „Angst vor dem schwarzen Mann“ mit Genuss aufkommen.

„Schwarz“ hat einen schönen Chorus mit überzeugendem Text „Immer, wenn ich einsam bin, zieht es mich zum Dunkeln hin“, Auch „Lügen“ bewegt sich auf gleichem Niveau.

Willy und ich sind unisono der Meinung: Die CD muss man haben.