Die Verbindung mit seinem Kater kann auf verschiedene Arten erfolgen, beispielsweise durch die gemeinsamen Hang zum emotionalen Filmeschauen.

von Friedrich W. Dittmann

Wenn eines auf der Welt Willy, meinen Kater, und mich außer einer unerschütterlichen, bei ihm nicht zur Gänze selbstlosen, Liebe verbindet, ist es unser Hang zum Drama.

Beim Abendessen pflegt Willy häufig loszulassen: Fuck Programmkino. Fuck Gendern. Fuck Political Correctness. Ich murmele: „Halt die Schnauze. Sie werden uns hassen!“. Das beeindruckt ihn nicht und schon steht er mit der Gladiator Blu-ray Sonderedition - extra lang - in den Pfoten vor mir. Er will das Ding zum gefühlt 150en mal gucken. Spätestens wenn Russel Crowe tot in der Arena im Sand liegt und irgendein Honk befiehlt: „Ehrt ihn. Er war ein Diener Roms!“, verlieren unsere Tränensäcke jede Kontrollfunktion. Her mit den Taschentüchern. „Ich kann nicht verstehen, wenn Frauen diesen Kerl nicht lieben,“ erläutert Willy ehrfurchtsvoll. Keine Frage.

Ähnlich ist das bei „Rocky V“, wenn Silvester Stallone am Grab seiner Frau -ihr wisst: Adriiiiiiiian“- sitzt und mit ihr spricht, als sei sie nicht tot. Ist sie aber. Ich mag auch, wenn er seinen Sohn belehrt, dass man gefälligst einmal mehr aufzustehen hat, als man auf die Schnauze fällt. Ich als Stolperer verstehe das gut.

Willy weint sogar bei Titanic, was ich nicht verstehe. Zugegeben, Di Caprio ist nicht „mein“. Mann. Ich war mit meiner Königin im Kino und hoffte inständig, dass der Kerl endlich mit seinem Brett absäuft und ich raus konnte.

Früher, in meiner Jugend, weinte ich primär bei El Cid, wenn Charlton Heston tot auf seinem Pferd sitzend die Mauren ins Meer trieb. So wollte ich auch enden. Heute wohl nicht mehr.

Oder Casablanca. „Schau mir in die Augen, Kleines“. Bogart war so ein cooler Bursche.

Heute heißt es: „Sprich zu meiner Hand“. Zugegeben, der Terminator ist auch cool. Sag ich auch manchmal. Ist aber nix zum Weinen.

Willy steht gerade mit der nächsten Blu-ray vor mir: King Arthur mit Clive Owen und Keira Knightley. Also: Taschentücher parat.