Am 6. März 2024 wäre Ottmar Walter, Fußball-Weltmeister von 1954 und mit dem 1. FC Kaiserslautern 1951 und 1953 Deutscher Meister, 100 Jahre alt geworden.

Kaiserslautern |

Mindestens zweimal war der Fußball-Weltmeister in Mayen. Das eine Mal 2007 bei Burgfestspielen. Da wurde er bei der Vorstellung richtig umjubelt. Und einige Zuschauer standen auf, noch vor der Aufführung des „Hauptmann von Köpenick“. Auch Mayen hat nicht jede Woche einen zu Gast, der 21 Länderspiele für Deutschland machte, der 1951 und 1953 mit dem 1. FC Kaiserslautern Deutscher Meister und 1954 mit der Nationalmannschaft Weltmeister wurde. Und dann noch einer, der so einfach und liebenswert daher kommt. Nach der Mayener Darbietung der herrlichen Geschichte um den Köpenicker Hauptmann, die Ottmar Walter und seiner Frau Anneliese sehr gefallen hat, erzählte er, dass er Ende der 1970er Jahre zusammen mit seinem Bruder Fritz den großen Schauspieler und wohl genialsten „Hauptmann von Köpenick-Darsteller“ Heinz Rühmann getroffen hat. Höchste Kunst aus Fußball und Theater waren da vereint.

Zwei Jahre später war Ottmar Walter wieder in Mayen. Zum Lukasmarkt. Da war er 85. und so richtig gut ging es ihm auch nicht mehr. Aber der Stock half ihm beim Gehen. Ottmar war überhaupt ein Phänomen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges war er im Ärmelkanal abgeschossen worden und sein Körper war voller Granatsplitter. Trotzdem macht er eine große Karriere. Er war ein Kämpfer vor dem Herrn. Auch an diesem Lukasmarkt-Tag 2009. Es regnete Bindfäden. Schon bei der Abfahrt stand die Frage im Raum, ob man bei dem Wetter überhaupt zum Lukasmarkt fahren sollte. Aber Ottmar meinte, wir hätten jetzt so viel davon erzählt, dann wolle er es auch sehen.

Im Übrigen mache ihm Regen nichts aus und außerdem seien dann nicht so viele Leute da. Wegen seiner leichten Gehbehinderung sind wir so nahe wie möglich an den Markt herangefahren. Während der Fahrt erzählte er, dass  er ein Kirmeskind sei . Kein Karussell konnte für ihn hoch oder schnell genug sein. Und dann die Süßigkeiten. Ich habe nur wenige erlebt, die mehr auf Süßes standen als der Pfälzer Ottmar Walter. Jeden Saumagen ließ er für eine Portion Eis oder zwei Stück Kuchen stehen. Dass seine Frau dabei mahnte, störte ihn nicht. Er nahm auch nicht zu.  

Der Regen hatte nachgelassen. Wir konnten über den Markt gehen. Staunend vor dem Riesenrad. Den Duft genießend vor der Bude mit den gebrannten Mandeln und dem Alpenbrot. Gebrannte Mandeln haben wir gekauft. Für die Rückfahrt. Einige der zahlreicher werdenden Besucher haben ihn erkannt. Einige haben auch gefragt, ob das Ottmar Walter sei. Ungläubig. Ein Weltmeister auf dem Lukasmarkt. Im Cafe Bittner haben wir einen Platz gefunden. Endlich bekam er seinen Kuchen. Lukasmarkt-Kuchen. Der Markt sei mindestens so groß wie die Kirmes in Kaiserslautern, hat Ottmar Walter gesagt. Vielleicht erinnerte er sich an seine Kindheit. Aber mit der Fahrt auf dem Riesenrad ist es vorbei. Ob er noch ein Stück Kuchen will? Er will. Obwohl Ehefrau Anneliese die Stirn runzelt. Aber das kennt er schon. Das ist auf dem Mayener Lukasmarkt nicht anders als bei anderen Anlässen, bei denen es Kuchen gibt.

Als es schon dunkel ist, fahren wir wieder zurück. Die Stunden in Mayen auf dem schönsten Markt der Region haben ihm gefallen.  Ottmar Walter, der ewig bescheidene Weltmeister, hat sich wohlgefühlt. Mayen hat ihm gutgetan.