Im Koblenzer Stadtwald werden Spechte systematisch erfasst. Eine Försterin erklärt, warum das für den Naturschutz wichtig ist und wie dabei sogar Bluetooth-Boxen zum Einsatz kommen.

Koblenz |

Früh morgens im Koblenzer Stadtwald: Plötzlich ist ein lautes Trommeln zu hören - allerdings nicht von einem Baum, sondern aus einer Bluetooth-Box. Försterin Miriam Rosenbach nutzt diese ungewöhnliche Methode, um den Spechtbestand in ihrem Forstrevier Kühkopf zu erfassen.

"Die Spechte reagieren auf die aufgenommenen Rufe", erklärt die 28-Jährige. "Sie fühlen sich dadurch in ihrem Revier gestört." Die sogenannte Klangattrappe sei ein wichtiges Hilfsmittel für die Forschung, sollte aber nur dafür eingesetzt werden.

Wichtige Daten für den Artenschutz

Das Spechtmonitoring ist Teil eines Programms zur Überwachung seltener Brutvögel der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR). Dabei wird systematisch erfasst, welche Spechtarten vorkommen und wie häufig diese sind.

"Dazu wird eine vorgefertigte Route abgegangen, die Jahr für Jahr gleich ist", sagt Rosenbach. So würden wertvolle Daten zur Artenvielfalt und zur Entwicklung der Waldlebensräume gewonnen. Besonders weniger auffällige Arten wie der Kleinspecht würden ohne gezielte Erfassung oft unbemerkt bleiben.

Spechte als Indikatoren für Waldgesundheit

Im Koblenzer Stadtwald kommen laut Rosenbach zahlreiche für den heimischen Lebensraum typische Spechtarten vor - vom Kleinspecht über den Mittelspecht bis hin zum Schwarzspecht und Grünspecht. Auch der Buntspecht sei verbreitet, werde aber aufgrund seiner Häufigkeit nicht im Monitoring erfasst.

Für die Försterin ist das ein gutes Zeichen: "Das zeigt uns, dass unsere naturnahe Waldwirtschaft wirkt: Trotz Holznutzung finden Spechte hier geeignete Lebensräume." Die Präsenz von Spechten weise auf eine hohe Strukturvielfalt mit Alt- und Totholz sowie Biotopbäumen hin.

Ein wichtiger Bestandteil dieser Bewirtschaftung ist der Erhalt von Biotop-, Alt- und Totholzbäumen, sogenannten BAT-Gruppen. Diese Baumgruppen, die durch weiße Wellenlinien gekennzeichnet sind, bestehen aus etwa 15 Bäumen pro drei Hektar und verbleiben bis zu ihrem natürlichen Zerfall im Wald.