Rot-Weiß Koblenz spielt sich auf dem heimischen Oberwerth in einen Rausch.

Koblenz |

Die Magie des Flutlichts hat schon so manchem Fußballspiel einen besonderen Charme verliehen – auch dem Regionalliga-Heimspiel des FC Rot-Weiss Koblenz an diesem lauen Augustabend gegen den FC Homburg. Wer hätte gedacht, dass es Gästetorwart David Salfeld in der Endphase nur noch um Schadensbegrenzung ging („Leute, nicht noch das fünfte Gegentor“)? Wer hätte gedacht, dass die Koblenzer nach vier Minuten mit 2:0 in Führung liegen? Und vor allem: Wer hätte gedacht, dass Rot-Weiss die Saarländer glatt und verdient mit 4:0 (2:0) bezwingt? Im dritten Saisonspiel feierte „Die Elf vom Deutschen Eck“ ihren zweiten Sieg, nach dem vierten Regionalliga-Vergleich mit dem FCH verließ die Mannschaft von Trainer Heiner Backhaus erstmals den Platz als Gewinner. Der Verein hatte seine gesamte Nachwuchsabteilung zum gemeinsamen Stadionbesuch eingeladen, und die Jugendlichen in Stehplatzblock 2 kamen in den ersten Minuten aus dem Jubeln und Klatschen gar nicht heraus. „Es war überragend, dass so viele junge Menschen heute in Rot-Weiß gekleidet im Stadion waren. Das wünsche ich mir für jedes Spiel. Diese positive Energie durch den zwölften Mann hat unser Spiel heute befeuert. Unsere Jungs haben es verdient, dass solche Zuschauerzahlen regelmäßig kommen“, genoss Backhaus die Stimmung.
Keine drei Minuten waren gespielt, da lupfte Henry Jon Crosthwaite den Ball über Salfeld hinweg ins Netz. Nur eine Minute später stürmte Jakob Lemmer nach seinem 2:0 mit ausgebreiteten Armen in Richtung Fanschar. Diese Anfangsphase verlief für Rot-Weiss wie aus einem Guss. Und es hätte für die Grünhemden aus dem Saarland noch dicker kommen können. Nils Fischer (9.) und Lemmer (13.) hätten um ein Haar auf 3:0 oder sogar 4:0 erhöht. Die Gastgeber dominierten mit viel Ballbesitz und reichlich Druck auf das Homburger Tor. „Ich weiß nicht, wo meine Mannschaft in der ersten Viertelstunde war. Ich weiß nicht, in welchen Gedanken sie war. Ich weiß gar nichts, muss ich ganz ehrlich sagen. Es ist für mich unbegreiflich, dass wir die erste Viertelstunde so verpennen. Wir müssen uns für diese Leistung entschuldigen. Die Jungs sollen sich auf ihren Job konzentrieren, sich egal ob im Training oder im Spiel den Arsch aufreißen – und nicht hier palavern und da palavern. Nach so einem Spiel können wir nicht zur Normalität übergehen“, fand Gästetrainer Timo Wenzel deutliche Worte.
Nach 20 Minuten zeigten die Saarländer allmählich, was eigentlich ihnen steckt. Die Backhaus-Elf sah sich nun mehr in die Defensive gedrängt, aber wie schon der FSV Frankfurt bei seiner Heimniederlage gegen RWK am Freitag (0:1) kam auch Homburg allenfalls zu Halbchancen. Nach einem Eckstoß und anschließendem Kopfball musste Baboucarr Gayé im Koblenzer Tor in der 32. Minute erstmals hellwach sein. Er bestand die Aufgabe ganz zum Gefallen von Tom Sainfiet. Der gambische Nationaltrainer war eigens aufs Oberwerth gereist, um seinen Schlussmann zu begutachten. Gayé blieb fehlerfrei und hielt zum zweiten Mal in Folge die Null. Der zweite Rot-Weiss-Nationalspieler schied nach gut einer halben Stunde verletzungsbedingt aus: Alexis Weidenbach machte Platz für Maurice Buckesfeld. Lemmer und der nachsetzende Fischer verpassten auf der anderen Seite kurz vor dem Pausenpfiff das 3:0 (45.), insgesamt atmete Trainer Heiner Backhaus allerdings einmal durch, als Schiedsrichter Felix Berger mit dem Halbzeitpfiff zur Pause bat.
Homburg blieb auch im zweiten Durchgang zunächst am Drücker. Der Kopfball von Damjan Marceta nach einer Flanke Philipp Hoffmanns verfehlte knapp das Tor (48.). Wirklich zu Ende brachte der Gast seine Bemühungen nicht.
Backhaus setzte derweil auf zwei frische Offensivkräfte, die die sich bietenden Räume zu Kontern nutzen sollten. Chancen zum schnellen Umschalten boten sich reihenweise. Aber hier fehlte wiederholt die notwendige Geradlinigkeit und Sauberkeit im Umgang mit dem Ball (57., 60., 64.). Dass die Partie in einem Heimsieg münden sollte, klärte sich endgültig rund um die 70. Minute. Crosthwaite flankte flach auf Dylan Esmel, der legte ab auf Quentin Fouley, der von der Strafraumgrenze direkt abzog und die Führung ausbaute (70.). Und auch damit noch nicht genug der Koblenzer Tor-Herrlichkeit an diesem Abend. Ali Ceylan bediente mit einem langen Felix Käfferbitz, der zum 4:0-Endstand verwandelte (84.).
Trainer Backhaus sagte während der Pressekonferenz: „Wir haben heute angefangen wie die Feuerwehr und gepresst wie die Hasen. Homburg war zwischen der 20. Minute und der Halbzeit klar besser. Da waren wir froh, dass der Schiedsrichter zur Pause gepfiffen hat. Wenn der Anschlusstreffer gefallen wäre, hätten das Spiel und die Mentalität kippen können. Dann hätten unsere jungen Spieler nicht mit einer so breiten Brust in der Kabine gesessen. Wir haben es gut verteidigt und Hilfe von unseren Einwechselspielern bekommen, die direkt voll da waren. So sind wir zu Kontermöglichkeiten gekommen, die wir besser zu Ende hätten spielen können. Wir haben das heute super gemacht, müssen aber schön ruhig bleiben.“

Koblenz: Gayé - Ekallé, Weidenbach (33. Buckesfeld), Ghandour, Stojanovic - Maroudis, Bender - Lemmer (56. Atilgan), Fouley (77. Ceylan), Crosthwaite (77. Käfferbitz) - Fischer (56. Esmel).
Homburg: Salfeld - Plattenhardt, Maier, di Gregorio, Stegerer (73. Scholz) - Hingerl, Ristl - Hoffmann (73. Weiss), Mendler (84. Sankoh), Schuck (46. Dulleck) - Marceta.
Schiedsrichter: Felix Berger (Wehretal).
Zuschauer: 410.
Tore: 1:0 Henry Jon Crosthwaite (3.), 2:0 Jakob Lemmer (4.), 3:0 Quentin Fouley (69.), 4:0 Felix Käfferbitz (83.).