Hermann-Josef Häring aus Kärlich ist Geschäftsführer des Handballverbandes Rheinland und einer DER Experten für die Sportart in der Region. Aktuell4u sprach mit ihm

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Wir brauchen ein Umdenken, um an die Spitze zu kommen. 

Hermann-Josef Häring, ein Kärlicher, den sie liebevoll nur „Hermi“ nennen, ist Geschäftsführer des Handballverbandes Rheinland. Handball ist sein Leben. Mit sieben Jahren begann er beim TV Kärlich, 1974 wurde er mit dem Verein Deutscher B-Jugendmeister. Häring  wurde ein ganz Großer, der u.a. von  1978 bis 1980 für den Spitzenverein Grün-Weiß Dankersen spielte. Mit Dankersen, heute Minden, wurde er 1979 Deutscher Pokalsieger. Später war er Trainer der HSG Mülheim-Kärlich/Bassenheim. Wann immer später im Ehrenamt des Vereins oder im Trainerbereich Bedarf an Hilfe war, sprang „Hermi“ ein. Häring ist also einer der Engagierten und hat sehr viel ehrenvolles für seinen Sport getan. Und er war und ist immer offen und kritisch, wenn er den Handball im Rheinland analysiert. Aktuell4u sprach mit ihm.

A4u:  Es ist die Zeit der Improvisation, damit es überhaupt weitergehen kann. Das gilt auch für die Oberliga. Sie ist jetzt zweigeteilt. Ist das eine Übergangszeit?

HH: Improvisation ist es, aber es kann eine Chance sein. Vielleicht können wir auf diese Weise der Marke Oberliga endlich zum Durchbruch verhelfen. Sportlich ist die Oberliga  berechtigt, wirtschaftlich nicht. In der alten Oberliga mit 16 Mannschaften blieben die Zuschauer in Mülheim-Kärlich oder Vallendar weitgehend aus, die Hallen waren nur dürftig gefüllt. Ausgenommen waren nur die Spiele der Vereine gegeneinander. Wir haben da noch viel Luft nach oben.

A4u: Es gibt einige Mannschaften aus unserer Region bei Frauen und Männern in dieser Liga. Gibt es  mittelfristig auch die Perspektive, dass ein Verein aus dem Rheinland ganz oben sein kann?

HH: Wir sind im Prinzip ein Ausbildungsverband. Unsere guten Spieler werden bereits in der B-Jugend von Vereinen wie Wetzlar, Rhein-Neckar Löwen, Gummersbach, Bremen oder den Reinickendorfer Füchsen abgeworben. Unser Dilemma ist, dass wir keine Bundesligamannschaft haben, nicht einmal einen Drittligisten. Wenn sich daran nichts ändert, und das müssen Vereine und Verband gemeinsam  angehen, dann werden wir immer dieses Mittelmaß erleben und unsere Besten spielen für andere Vereine. Wenn alle Jugendlichen, die bei uns ausgebildet wurden, in einem rheinländischen Verein spielen würden, dann hätten wir vermutlich das Niveau eines Zweitligisten.

A4u: Was muss getan werden, um junge Menschen noch stärker für den Handballsport zu begeistern?

HH: Eigentlich sind wir da gut aufgestellt. Jugendförderung ist uns ein ganz wichtiges Thema im Verband. Es ist uns gelungen, viele Kinder ab dem zweiten Schuljahr in die Handballvereine zu bringen. Die Herausfroderung ist, sie dann in den Clubs auch zu halten.. Wir müssen noch mehr für die Ausbildung von Übungsleitern leisten. Und gerade bei der Jugend brauchen wir hervorragende Trainer. Da müssen wir in den Vereinen umdenken. Der Ansatz für Erfolge muss mit der Jugend beginnen.