Trotz herausragender Ressourcen hinkt Deutschland in Schlüsselsportarten hinterher. Die Leichtathletik-WM in Budapest offenbart das Ausmaß des Problems, während andere Nationen mit weniger Ressourcen brillieren.

Budapest |

Woran es liegt, dass wir in Sportarten wie Fußball, Rudern oder der Leichtathletik nur noch Mittelmaß sind. Es ist sicher nicht in einem Satz zu erklären. Wir fahren, laufen und spielen den Weltbesten nur noch hinterher.

Dass wir bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Budapest, einer vorzüglichen, keine einzige Medaille in 49 Disziplinen erringen, das ist der traurige Höhepunkt und da kann man auch nicht die wenigen Verletzten benennen, die nicht dabei sein konnten. Genau genommen: ein Desaster!

Es liegt nicht am Geld, nicht an den Sportanlagen, nicht an der Zahl der Trainer und Betreuer. Ob es an der Qualität der Trainer liegt, ich kann es nicht beurteilen. Gestern gewann in Budapest ein Inder die Goldmedaille im Speerwerfen, betreut von dem 75-jährigen Klaus Bartonietz. Der war einmal vor fast drei Jahrzehnten Angestellter des Landessportbundes Rheinland-Pfalz für Biomechanik im Olympiastützpunkt. Weil in Deutschland kein Platz für ihn war, trainiert er jetzt seit einigen Jahren die indischen Speerwerfer. Der Goldmedaillengewinner, der auch bei den Olympischen Spielen in Tokio Erster wurde, hat nicht einmal eine richtige Sporthose, wohl aber den Willen, am weitesten zu werfen.

Was können wir tun?

Holland ist großartig in der Leichtathletik. Die trainieren an einem Ort, haben dort die besten Bedingungen, zahlen die Sportler wie Vollprofis und sie haben, wie auch im Eisschnelllauf, mit diesem System Erfolg. Vergleichen wir mit uns, nehmen wir das kleine Rheinland. Zwei hoffnungsvolle 800 m Läuferinnen haben wir, die eine in Lehmen an der Mosel, die andere in Ahrweiler. Dann haben wir die gute Arbeit bei der LG Rhein-Wied. Und jetzt auch eine hoffnungsvolle 3000 m-Hindernisläuferin aus Diez, die in Frankfurt trainiert. Wie kann man hier zusammenfassen, professionalisieren, alte Zöpfe abschneiden, Widerstände der Vereinsführungen überwinden.

Natürlich muss das von Bundesebene her erfolgen. Die Ruderer waren einmal besonders gut, als sie die Boote auf Zentren konzentrierten, Achter in Dortmund usw. Könnte es in der Leichtathletik eine Chance sein, die besten Sprinter, Werfer, Springer  Mittelstreckler und Langstreckler jeweils in Zentren zusammen  zusammenfassen und nicht nur zu temporären Lehrgängen.

Nach so ernüchternden Titelkämpfen wie denen in Budapest kommen die Nörgler und Besserwisser aus den Löchern. Das weiß ich nur zu gut. Manchmal ist es aber auch die Liebe zum Sport, in dem wir einmal eine stolze Nation waren.