von Hans-Peter Schössler

Ahr-Region |

Als Dieter Sesterheim (68) aus Adenau am 18.Juni 2018 in Baar zum neuen Vorsitzenden des Fußballkreises Rhein-Ahr gewählt wurde, da durfte er sich auf eine nicht immer einfache, aber doch  faszinierende neue Aufgabe freuen. Das Terrain war dem Nachfolger von Walter Merten bekannt. Dieter Sesterheim hatte einige Jahre schon als Jugendwart im Fußballkreis gearbeitet.

Drei Jahre später ist der Mann, der so robust daherkommt und der Spaß an der Arbeit gefunden hat und diese im Interesse der Vereine mit Bravour erledigt, an einem Tiefpunkt seines Lebens angekommen. Seine Stimme stockt, die Tränen kommen, die Sprache versagt. In seinem Fußballkreis wütete eine Sturmflut. Sie ließ die Ahr zu einem Wasserorkan werden, der alles wegspülte und eine unendliche Zerstörung zurückließ. Mitte Juli 2021 fast 130 Tote an der Ahr, viele Menschen werden noch vermisst, ganze Dörfer sind zerstört, Häuser, Schulen, Straßen, die ganze Infrastruktur. Der Krieg sei milder zu den Dörfern an der Ahr gewesen, sagt einer der Älteren, der beides erlebte, Krieg und Flutkatastrophe.  „Nur wenn man es vor Ort gesehen hat, kann man begreifen, was hier an der Ahr geschehen ist“, sagt Dieter Sesterheim.

Nicht weil es in diesem Zusammenhang das Wichtigste wäre, aber es zählt doch:  fast alle Sportplätze und Vereinsheime in dem Gebiet an der Ahr sind zerstört und nicht mehr nutzbar. Jetzt in den Ferien, wo man nicht in den Urlaub fahren kann, weil die Menschen wieder ihre Häuser  aufbauen  müssen, da ist kein Platz mehr für ein Spiel der Kinder und Jugendlichen.

Dieter Sesterheim ist jetzt ein Fußballkreisvorsitzender, der einen weitgehend intakten Kreis hat, aber eben auch einen Teil, wo er sich fragt, wann und wie hier wieder Fußball gespielt werden kann. Vor allem wenn es im August mit dem Spielbetrieb wieder losgehen soll. Die Flut hat zudem Existenzen, aber nicht die Pandemie weggewischt. Als wenn Corona nicht gereicht hätte. Sesterheim hofft darauf, dass auch die Vereine, die jetzt keinen Platz mehr haben, doch wieder spielen werden, wenn die neue Spielzeit beginnt. Nicht weil er davon überzeugt ist, dass der Fußball die Seelen heilen kann, aber er kann ein kleines Stück Normalität vermitteln, das an der Ahr so sehr verloren gegangen ist. 

Ein Fußballkreisvorsitzender wie Dieter Sesterheim, einer von hunderten in Deutschland, wird jetzt mehr denn je gebraucht. Nicht um das Regelwerk des Fußball zu erklären, sondern um mitzuhelfen, dass die Fußballervereine ein positiver Teil eines Neubeginns in einer geschundenen Region sein können .