Das Sportjahr 2023 war in unserer Region im Norden des Landes wenig dafür angetan, in Euphorie zu verfallen. Und doch gab es im Spitzensport Lichtblicke. Die für den Diezer TSK Oranien startende 3000. Hindernisläuferin Olivia Gürth hat sich mit einem glänzenden 14. Platz bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Budapest und einer persönlichen Bestzeit von 9:20,08 für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris qualifiziert. Die 21-Jährige wurde in diesem Jahr auch Europameisterin der U23. Chancen für Olympia hat eine weitere Leichtathletin aus unserer Region, die für Ahrweiler startende 800 m Läuferin Majtie Kolberg.
Ein anderer hat es auch schon geschafft. Jonas Wiesen wird für die Rudergesellschaft Treis-Karden als Steuermann des Deutschland-Achters in der französischen Hauptstadt an den Start gehen. Was noch aus dem Rheinland folgen kann, es ist vage und offen. Bei den Paralympics haben die Sitzvolleyballer eine Chance, aber das wird sich erst im Frühjahr bei der letzten Qualifikation entscheiden.
Um den Spitzensport ist es bei uns schon länger eher dürftig bestellt. Das liegt weniger an einem Mangel an Geld als vielmehr an mutigen Sportverbänden, die neue Ideen und Konzepte entwickeln. In Sportarten wie Fechten, Turnen, Teilen der Leichtathletik, in der Schwerathletik generell, da wo wir einmal Spitze waren, da hinken wir längst hinterher. Nichtolympische Disziplinen wie Karate, Motorbootsport, Billard sind hoffnungsvoll.
Die Volleyballerinnen aus Neuwied in der Bundesliga, die Andernacher Fußballfrauen in Bundesliga zwei, die Koblenzer Basketballer, das sind Lichtblicke in einer leistungssportlich gesehen grauen rheinländischen Szene. Im Fußball ist TuS Koblenz in der Regionalliga, aber am Tabellenende. Rot-Weiß und Cosmos in Koblenz, Engers, Bitburg, Karbach und Eintracht Trier, der wahrscheinliche Meister, vertreten den Verband in der Oberliga. Rheinländische Trainer sind im Fußball exponierter. Der Mayener Jan Siewert als Cheftrainer bei Mainz 05, der Trierer Dino Toppmöller bei Eintracht Frankfurt und der zweite Trierer Arno Michels als Co-Trainer von Thomas Tuchel bei Bayern München. 2024 wird der Fußballverband Rheinland 75 Jahre, ebenso wie der Sportbund Rheinland.
Wenn es 2023 einen Sportbereich gab, der sich abhob, dann ist es der Sport der Behinderten. Berlin erlebte glanzvolle Weltspiele der geistig Behinderten mit vielen Teilnehmern aus unserer Region. Und so wie in den Sportvereinen Integration und Migration längst zur gelebten Normalität geworden ist, so ist auch das Miteinander von behinderten und nicht behinderten Sportlern auf dem besten Weg, in immer mehr Vereinen Einzug zu halten. Das ist eine so großartige Botschaft wie auch die, dass zwei Jahre nach der Flutkatastrophe an der Ahr mit 135 Toten und dem Zusammenbruch von weiten Teilen der Infrastruktur, der Sport, der Fußball im Besonderen, eine einzigartige Wiederaufbauleistung geschafft hat. Es waren Sternstunden für das Ehrenamt. Dass Bundesligist Mainz 05 dabei der wertvollste Partner geworden ist, mit zwei Benefizspielen und mit der Aktion, hunderte von Kindern, Jugendlichen und Ehrenamtlichen von der Ahr nach Mainz zu Bundesligaspielen zu holen, das ist im Miteinander von Fußballprofis und Amateuren so wohl einzigartig.
Das ist eine sportliche und humanitäre Leistung von Mainz 05, die wichtiger als jeder Sieg in der Bundesliga ist
- Gregor Eibes, der Präsident des Fußballverbandes Rheinland
So gesehen endet dieses Jahr des Sportes versöhnlich. Es gibt Dinge, wie jene im Sport der Menschen mit Behinderung oder die Aktionen für die Menschen an der Ahr, die wichtiger sind als Medaillen.