Von diesem Spiel werden die Anhänger, Spieler und Verantwortlichen der Herxheimer Viktoria wohl noch in Jahrzehnten schwärmen. Komplett anders die Gefühlslage der Mülheim-Kärlicher, die sich bis zur 90. Minute in der Oberliga wähnten.
Vor 1.200 Zuschauern im südpfälzischen Herxheim deutete neunzig Minuten lang nichts darauf hin, was am Ende geschah.
Beiden Mannschaften war der Druck anzusehen, vor allem die Gäste aus Mülheim waren weit von ihrer gewohnten Passsicherheit entfernt.
Zur Pause stand es 0:0. Alles lief nach Plan für die Gäste. Im Mittelpunkt stand aber schon in den ersten fünfundvierzig Minuten das Schiedsrichtergespann um Fabian Knoll aus dem saarländischen Kleinottweiler. Mit sechs Gelben Karten, größtenteils für Allerweltfouls, brachte er sich selber unter Druck.
In der 53. Minute ging Herxheim in Führung. Fabian Clever mit der 1:0-Führung, jetzt war Mülheim wieder aus dem Rennen. Aber nur kurz. Michael Rönz, kurz zuvor eingewechselt, gelang der umjubelte Ausgleich. Nun war Mülheim wieder auf Kurs Oberliga.
Dann aber brach die Schlussphase an. Das "Wunder von Herxheim" oder aber "Das Desaster von Herxheim", je nach Blickwinkel, nahm seinen Lauf.
In der 85. Minute der erste Platzverweis für die Gäste. Dominic Fuss hatte Herxheims Keeper bedrängt und sah hierfür Gelb. Da er die Entscheidung kritisierte gab es gleich die Gelb-Rote Karte hinterher. In Überzahl, wissend, dass lange nachgespielt wird, gab Herxheim Gas und erzielte durch Christoph Wörzler (90.+2) die 2:1 Führung. Mülheim war wieder raus. Nach dem Tor kam es zu einer Rudelbildung, an der fast alle Spieler beider Mannschaften beteiligt waren. Schiri Knoll sah es sich an und verteilte entsprechend Karten. Niklas Ternes (Mülheim) sah Gelb-Rot, sein Mannschaftskamerad Leandro Strazzeri sowie Herxheims Nathan Ikubu glatt Rot. (90.+3).
Mit zwei Spielern mehr auf dem Feld ging Herxheim "All in", der Großteil der 1.200 Fans peitschte den SV nach vorne. Aber fast hätte Mülheim´s Kalle Steinmetz trotz doppelter Unterzahl ausgleichen können, sein Schuss prallte an die Latte des Herxheimer Tores (90.+4).
Acht Minuten Nachspielzeit hatte Knoll angezeigt, aufgrund der Spielunterbrechungen wurde es noch um einige Minuten länger.
Und das nutzte Herxheim in einem unglaublichen Finale. Raphael Gehrlein mit dem 3:1 (90.+8) und 4:1 (90.+10) brachte die Hoffnung zurück und als Marcel Meinzer in der elften Minute der Nachspielzeit das 5:1 gelang, stand das Stadion "Krönungsbusch" Kopf.
So blieb es beim 5:1. Neben Mülheim-Kärlich war auch Wiesbach geschockt, die wohl schon den Sekt kalt gestellt hatten.
"So ist Fußball." war das bittere Fazit von Trainer Nenad Lazarevic. Wenn die Tränen getrocknet sind, kann die SG 2000 trotz allem auf eine sehr gute Saison zurückblicken, die leider zehn Minuten zu lange dauerte.