Nürburg (dpa/lrs) - Drei Tage Party: Etwa 80 000 Menschen haben nach Angaben des Veranstalters am Wochenende beim Festival Rock am Ring gefeiert und damit mehr als zuletzt. Im vergangenen Jahr waren es rund 70.000 gewesen. Bei Auftritten von mehr als 70 Bands tanzten, sangen und jubelten die Menschen auf dem Gelände am Nürburgring in der Eifel - und auf den Campingplätzen.
Polizei und DRK sprechen von ruhiger Lage
Bis Sonntagmittag habe es 360 Einsätze im Rettungsdienst und 2700 Fälle an den Sanitätsstellen gegeben, berichtete Armin Link vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Es sei deutlich ruhiger als in den Vorjahren. «Wir hatten jetzt einmal den Hubschrauber im Einsatz, aber nichts Lebensgefährliches.»
Die Zahl der Straftaten sei auf einem niedrigen Niveau, sagte ein Polizeisprecher am Sonntagnachmittag. «Für uns ist es ein friedliches Festival mit einer guten Stimmung.» Auch beim Verkehr habe es keine größeren Probleme gegeben. «Gerade für die Polizei ist die Heimfahrt und der Abreiseverkehr aber noch relevant», sagte er und mahnte Autofahrer zur Vorsicht. «Macht lieber eine Pause mehr.»
Wolken und Kappen gegen den Sonnenschein
Nach regnerischen Tagen in den vergangenen Wochen legte sich das Wetter für die Rock-am-Ring-Fans ordentlich ins Zeug. Bei Sonnenschein und milden Temperaturen sangen, tanzten und feierten die Menschen in der Eifel. Vorbeiziehende Wolken und Wind sorgten dafür, dass die Köpfe beim Tanzen und Trinken nicht zu heiß wurden.
Und auch die Besucherinnen und Besucher sorgten auf kreativen Wegen für Sonnenschutz - Kopfbedeckungen gab es in allen Ausführungen: vom klassischen Anglerhut, über bunte Propellerkappen bis zu flauschigen Tier-Mützen. Vor allem abends kühlte die Luft auf dem Festivalgelände in der Eifel aber deutlich ab, am Samstag zogen am Abend auch vermehrt Wolken auf.
Auftritte von Green Day, Ärzte und Måneskin
Auf den drei Bühnen des Festivals war dieses Jahr wieder einiges los: Mehr als 70 Bands standen bei Rock am Ring auf der Bühne. Zeitgleich fand in Nürnberg das Zwillingsfestival Rock im Park mit demselben Line-up statt. Headliner in diesem Jahr waren die Ärzte, Green Day und Måneskin.
Neben all den Musikerinnen und Musikern aus aller Welt schaffte es am Freitag auch eine Band aus dem Saarland auf die Rock-am-Ring-Bühne. Die Heavy-Punk-Band Indecent Behavior aus Merzig hatte einen Bandcontest gewonnen und durfte einen der ersten Auftritte auf dem Festival hinlegen.
Die Ärzte rufen zum Wählen auf
Der letzte Tag des Festivals fiel in diesem Jahr auf den Sonntag der Europawahl. Die war auch auf den Campingplätzen Thema. Schon beim Aufbau am Donnerstag sagten etwa Patrick und Alex aus Bergkamen, dass sie extra schon per Brief ihre Stimme abgegeben haben. «Das Privileg wahrnehmen», sagte Patrick dazu.
Der Veranstalter hatte schon vor dem Festivalwochenende zur Briefwahl aufgerufen. Mehrere Bands waren in Videos auf der Instagramseite von Rock am Ring mit Wahlaufrufen zu sehen.
Und auch auf den Bühnen ging es in diesem Jahr immer wieder um Politik. Beim allerersten Auftritt des Wochenendes hatte die Band Querbeat eine politische Botschaft im Gepäck: Sie spielte das Lied «Kein Kölsch für Nazis». Das ist ein Song, der ihnen sehr viel bedeute, sagte Sänger Jojo Berger.
Die Headliner des ersten Festivaltages, die Berliner Punkband die Ärzte, gelten ebenfalls als politische Band. Und das ließen sie sich auch bei ihrem Auftritt am Samstag nicht nehmen. Sie startete sie mit dem Lied «Deine Schuld», in dem es unter anderem heißt: «Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär' nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.»
Bela B. rief während des Auftritts der Band in die Menge: «Ich bin so stolz auf euch, ihr habt alle Briefwahl gemacht, oder?» - und erntete dafür grölenden Applaus und Jubel. Die Berliner Punkrockband spielte auch ihren erst kürzlich vom jüngsten Album ausgekoppelten Song «Demokratie». In dem heißt es unter anderem: «Falls du dich jetzt fragst, wie man die Welt verbessern kann: Wie wär’s mit wählen gehen? Dein Kreuz gegen Hakenkreuze, damit fängt es an.»
Pinke Flamingos und ein Sänger in der Menge
Neben aller Politik stand aber vor allem Party und Spaß im Mittelpunkt. Beim Auftritt der Band Querbeat surften etwa zwei Besucherinnen in den Lufttieren über die Konzertbesucher, während die Menschen um sie herum der Band zujubelten. Doch nicht alle Fans waren auf Pink-Kurs - einige hielten am Wochenende bei Auftritten einiger Bands auch Totenköpfe in die Luft.
Etwas Hollywood-Atmosphäre brachte der Auftritt der Band Dogstar am Samstag in die Eifel. Hier stand Schauspieler Keanu Reeves als Bassist mit auf der Bühne. Der Sänger der Punkrockband Donots stellte sich zum Singen zeitweilig mitten in die Menschenmenge und ließ sich von den Fans in die Luft heben. Auch der Sänger der deutschen Indie-Pop-Band Leoniden ging am Sonntag den Weg in die Menge und spielte auf einem weißen Klavier zwischen den Fans.