Am 4. Juli 2022, auf den Tag, 68 Jahre nach dem deutschen WM-Sieg im Berner Wankdorfstadion gegen Ungarn, hat Walter Desch beim Verbandstag in Trier nach 21 Jahren als FVR-Präsident nicht mehr kandidiert.

Region |

Dass Gregor Eibes, der Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich, sein Nachfolger wurde, dafür hat Desch gearbeitet. Der Hunsrücker ist Vorsitzender der Stiftung „Fußball Hilft“ geblieben. Das ist seine  Mission  geworden. Das Datum 4. Juli hat im Leben von Walter Desch eine besondere Bedeutung.

Die seit 30 Jahren andauernde Partnerschaft des Fußballverbandes Rheinland mit dem ungarischen Komitat Komarom-Esztergom ist Grundlage  für eine entstandene Freundschaft der Finalisten von 1954. Fritz Walter und Ferenc Puskas, Ottmar Walter, Horst Eckel, Werner Liebrich, Nandor Hidekutto Gyula Grosicz, Zoltan Czibor und Jenö Buzanski wurden Teil dieser Partnerschaft des Fußballverbandes, die zugleich ein ganz wichtiger Aspekt des fußballerischen Lebenswerkes von Walter Desch ist.

Wer wie Walter Desch so lange Präsident des Fußballverbandes war, zudem in wichtigen Funktionen des Landessportbundes und des Sportbundes Rheinland wirkt,  der hätte vermutlich in seinen Ehrenämtern nie etwas Auffälliges geleistet, wenn er nicht auch der Kritik ausgesetzt wäre. Multifunktionär nennen ihn viele und meinen das nicht liebevoll.  Und dann ist da, nach der Flutkatastrophe an der Ahr die Spende von 1 Million EURO aus Katar, an „Fußball Hilft“ - Desch stand trotz Kritik dazu. Er wollte dem Fußball und den Fußballern an der Ahr helfen und riskierte damit zugleich den Bruch einer langen Freundschaft mit seinem Vorgänger Theo Zwanziger. Die Hilfe für die Ahrvereine ist seit 2021sportlicher Lebenszweck des Walter Desch.

Der im bayerischen Aschaffenburg aufgewachsene und schon lange in Alterkülz auf dem Hunsrück sesshaft gewordene Walter Desch, Berufssoldat, verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern, mehrfacher Opa,  hat viele Ämter und er macht vieles: Vereinsvorsitzender, Kreis-und Verbandsvorsitzender, Schiedsrichter, Fußballer und Tischtennisspieler. Alles war und ist er. Und Musiker. Cellist. Solist und doch auch teamfähig. Inzwischen spielt er mit dem Cello im Kreismusikorchester, ein Beispiel mehr für seine Fähigkeit, zu schaffen was er sich vorgenommen hat.

Im Fußballverband  Rheinland begann  er ganz unten an und folgte am  Ende auf glanzvolle und charismatische Vorsitzende wie Toni Kahl und Dr. Theo Zwanziger. Viel ist über Walter Desch gesagt und geschrieben worden, aber niemand hat bisher formuliert, er leiste nichts für seinen Sport, verstünde es nicht, neue Themen aufzugreifen wie die internationale Zusammenarbeit mit Ungarn oder Norwegen, die deutliche Hinführung des Verbandes und der Vereine zu einer auch sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung.

Die Schaffung von „Fußball Hilft“, das offensive Bekennen zur Integration von ausländischen Mitbürgern und Flüchtlingen, die Arbeit mit geistig und körperlich behinderten  Menschen, der Ausbau und die Weiterbildung von Jugendleitern und Übungsleitern, der internationale Trainer-Lehrgang an der Sportschule, sie verbinden sich mit Walter Desch. Und auch der Rheinland-Pokal hat an Format gewonnen. Ganz sicher hat er dem Verband im DFB zu Ansehen verholfen, ein Weg der unter Theo Zwanziger begonnen hatte. Obwohl außer den Frauen von Andernach keine Bundesligavereine den rheinländischen  Verband zieren, hat er dennoch Gewicht auf nationaler Ebene.

Jetzt ist Walter Desch 80. Und sein Verband wurde in diesem Jahr 75. Nicht ruhiger ist Desch geworden, weil er das nicht gelernt hat. Es war immer Kampf in der Sache und die Suche nach dem machbaren Kompromiss. Oft eher Bratsche als das leichtere Cello. Wäre er nicht Soldat und Funktionär im Sport geworden, er hätte seinen Platz in der Kultur gefunden.  Im Sport ist er    Dirigent geworden. Vom Wert des Fußballs überzeugen, den Verband stark machen im Konzert aller Sportverbände, auch sich selbst stark machen, alles gehört zusammen. Dafür ist er manch steinigen Weg gegangen.

Er hat es verdient, für wichtige und gute Jahrzehnte seines Wirkens im Fußball und im Sport des Landes gedankt zu bekommen - für eine bemerkenswerte Lebensleistung.