Steuerman von der Mosel muß weiter auf einen sporlichen Wettkampf und sein Aufrücken in den Deutschlandachter warten.

Treis-Karden |

Es ist eine ungewöhnliche Zeit für Jonas Wiesen aus Brieden an der Mosel, Steuermann der Rudergesellschaft Treis-Karden. Seit einigen Jahren gehört er zu den Kaderathleten des deutschen Ruder-Leistungszentrums in Dortmund, wo er auch lebt und studiert. Wie bereits einige seiner Vorgänger in den zurückliegenden Jahrzehnten, wurde auch Jonas schon einige Jahre als Steuermann der U23-Nationalachter eingesetzt, der ebenfalls wie die Top-Crew des Deutschlandachters in Dortmund gebildet und traininert wird. So kann der Moselaner bereits auf einige Erfolge in den Nachwuchsklassen zurückblicken, womit er sich als zukünftiger Steuermann für das Flagschiff der deutschen Ruderei bestens qualifiziert hat.
Es stand schon einige Zeit fest, dass der 24-jährige Briedener nach den Olympischen Spielen 2020 den Berliner Martin Sauer an den Steuerseilen des Deutschlandachters ablösen soll. Sauer ist seit 2009 nicht nur Steuermann der acht Top-Athleten, sondern in dieser Rolle auch ein wichtiger verlängerter Arm der Bundestrainer direkt ins Boot hinein. Mit Sauer auf dem Steuersitz wurde der Deutschlandachter 2012 in London Olympiasieger, 2016 in Rio folgte olympisches Silber und dazwischen liegen mit wenigen Ausnahmen in jedem Jahr der Europa- und Weltmeistertitel. Da der Berliner inzwischen sein Jura-Studium abgeschlossen hat und zudem Jonas Wiesen aufgrund seines Alters (24) nicht mehr in den Nachwuchsklassen eingesetzt werden kann, war der Wechsel auf dem Steuersitz des Achters langfristig geplant. Ausschlaggebend dafür ist auch, dass Wiesen neben den sportlichen auch die charakterlichen Qualifikationen für das Führen des National-Achters mitbringt.
Doch die Verschiebung der Olympischen Spiele von Tokio hat alle diese Pläne durchkreuzt. Seit rund einem Jahr ist Jonas Wiesen im Wartestand und kann nur hoffen, das baldestmöglich eine Entscheidung über die Durchführung der in den Juli/August 2021 verschobenen Spiele fällt. Da fast alle nationalen und internationalen Ruderregaten seit März 2020 abgesagt wurden, ist Wiesen seitdem ohne jegliche Wettkampfpraxis und kann nur unter den einschränkenden hygienischen Bedingungen im Leistungszentrum in Dortmund mit den Kaderathleten trainieren. Sollten die Spiele in diesem Jahr stattfinden, dürfte er danach fest in den Deutschlandachter wechseln. Sollte es zu einer weiteren Absage in 2021 durch das IOC oder die japanischen Organisatoren kommen, ist eine erneute Verschiebung nicht denkbar. Dann dürfte erst wieder 2024 um Olympische Medaillen gerudert werden. Für Jonas Wiesen würde das voraussichtlich bedeuten, dass er sofort in den Deutschland-Achter aufrücken würde, denn Martin Sauer wird keine weiteren drei Jahre zur Verfügung stehen können. So oder so ist das sicher nur ein schwacher Trotz für Jonas Wiesen, der zumindest in diesem Frühjahr weiterhin zur Untätigkeit gezwungen ist.
Einen Erfolg hat er aber inzwischen erreicht. Die Wilo Group-Foundation, seit vielen Jahren durch den Pumpenhersteller Wilo Sponsor des Deutschlandachters, hat es sich zur Aufgabe gemacht, besondere Projekte und Protagonisten u.a. im Sport zu fördern. Von der Foundation werden im Rahmen dieser Initiative zwölf Sportler ganz persönlich unterstützt. Einer davon ist nun Jonas Wiesen, der damit unabhängig von sportlichen Erfolgen sein Leben, Training und Studium in Dortmund weiterhin sicherstellen kann.