Samuel Fitwi Sibhatu, ein Langstreckenläufer aus Eritrea, hat sich durch hartes Training und unbändige Willenskraft in Deutschland zu einem Top-Marathonläufer entwickelt, der nun die Olympianorm für Paris 2024 erreicht hat.

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Er ist Sympathie pur. Lächelnd, bescheiden und doch mit dem notwendigen Selbstbewusstsein ausgestattet, im Sport noch mehr zu erreichen, als er ohnehin schon geschafft hat. Samuel Fitwi Sibhatu, 28, Langstreckenläufer, er startet für Silvesterlauf Trier, der Verein, zu dem auch 3000 m Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause und neuerdings auch Olivia Gürth, aus Diez an der Lahn kommend, 14. der Weltmeisterschaft 2023 in Budapest ebenfalls über 3000 m Hindernis, gehören.

Aber die Geschichte des Samuel Fitwi ist eine andere. In Eritrea wird er am 1. Januar 1996 geboren, ein Land, in dem man eigentlich mit der Geburt im Langstreckenlauf zum potentiellen Olympiateilnehmer wird, so wie in Äthiopien oder Kenia.  Bei Samuel beginnt die Geschichte nicht so. „Gelaufen bin ich nur zur Schule. Training zum Leistungssportler hatte ich nicht. Das begann alles erst in Deutschland, in der Vulkaneifel“, erzählt er. Mit 17 Jahren flieht Samuel in einer Gruppe, die aus vier Personen besteht, von Eritrea nach Deutschland. Sie landen in Köln. Samuel entflieht Elend und Krieg in seiner Heimat. „Ich habe viel über Freiheit gelesen“, sagt er. Jetzt ist er in Köln und wird von einer Familie in Stadtkyll aufgenommen. Sie vermittelt ihm Liebe und auch Freiheit. 2018 erlangt er die deutsche Staatsbürgerschaft.

Und findet einen Platz in der LG Vulkaneifel, dem Verein, aus dem Karl Fleschen kommt, der 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal über 1500 m antritt. Und  auch Trainerlegende Heinz Reifferscheid kommt  aus der LG. Samuel Fitwi beginnt über 5000 m und 10 000 m auf der Bahn. Er entwickelt sich als Riesentalent rasant, ist schnell in der deutschen Spitze. Bei der Europameisterschaft der Leichtathleten 2022 in München belegt er in persönlicher Bestzeit in 28:03,92 min den 9. Platz.

Aber Samuel will mehr und glaubt, im Marathonlauf noch erfolgreicher sein zu können. Seinen ersten Marathon im Februar 2023 im spanischen Sevilla beendet er mit einer Zeit von 2:12:13 Stunden.  Einige Monate später steigert er sich beim Berlin-Marathon auf die persönliche Bestzeit von 2:08:28 Stunden. Damit ist er bereits Vierter in der ewigen Deutschen Bestenliste. Und am 7. Januar 2024 pulverisiert er seine Bestzeit beim Dubai-Marathon auf sensationelle 2:06:27 Stunden. Jetzt ist er der Zweite in der ewigen Bestenliste. Samuel wird in Dubai Fünfter und schafft die Olympianorm für Paris.

In Paris wird er am 11. August, am letzten Tag der Olympischen Spiele, die nach 1900 und 1924 zum dritten Mal in der französischen Hauptstadt stattfinden, an den Start gehen. Die Schönheit von Paris wird er nicht genießen können, wenn er knapp mehr als 42 Kilometer durch die Traumstadt läuft. „Egal auf welchem Platz ich am Ende ankomme, ich werde stolz darauf sein, in Schwarz-Rot-Gold bei Olympia zu starten", sagt er und es schwingt mit, dass er in diesem Land seine neue Heimat und seine Freiheit gefunden hat. Er sei auch schwarz-gelb, legt er nach, also Fan von Borussia Dortmund.

Samuel ist angekommen, er trainiert in der Vulkaneifel, er startet für Trier, er ist ein faszinierender Typ, der alles dafür geben wird, in Paris für Deutschland zu starten.