Ein Kommentar von Hans-Peter Schössler.

St. Petersburg |

Wir haben die Olympischen Spiele in Peking hinter uns und die Weltmeisterschaft im Fußball im Spätjahr in Katar vor uns. Beide  Vergaben durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) und den Weltfußballverband (FIFA) sind und bleiben heftig umstritten und haben viele Verwerfungen nach sich gezogen.

Und jetzt gibt es ein neues Thema. Russlands Einmarsch in die Ostukraine und die politische Anerkennung der Separatistengebiete Luhansk und Donezk am 21. Februar 2022, einen Tag nach Abschluss der Olympischen Winterspiele in Peking. So kann Russland behaupten, den Olympischen Frieden gewahrt zu haben. Das hat Prinzip: einen Tag nach Abschluss der Olympischen Winterspiele   2014 in Sotchi besetzte Russland die Krim. Auch da war der Olympische Frieden gewahrt worden. Am Prinzip der das Völkerrecht verletzenden Okkupation ändert das nichts.

Am 28. Mai 2022 soll in St. Petersburg, der Geburtsstadt von Wladimir Putin, im Gazprom –Stadion das Finale der Champions-League 2021/22 stattfinden. Veranstalter ist der Europäische Fußballverband (UEFA). Der sagt, man werde die Entwicklung in der Ukraine beobachten und gegebenenfalls eine Entscheidung treffen. Das klingt wie diplomatisches Hantieren, um Zeit zu gewinnen. Gazprom, der russische Energiekonzern, ist einer der Hauptsponsoren der UEFA. Übrigens auch von Schalke 04.

Die UEFA hätte eine Chance, nämlich die, einmal nicht zu zaudern, nicht nach dem schnöden Mammon zu schielen, sondern einfach zu entscheiden: ein Land, das wie Russland der UEFA angehört, kann kein anderes Land der UEFA, die Ukraine, ungestraft angreifen und teilbesetzen und gleichzeitig Austragungsort des europäischen Fußballwettbewerbs sein. Das Finale muss St. Petersburg entzogen werden, auf die Unterstützung durch Gazprom sollte der europäische Fußball künftig verzichten, auch Schalke 04. Es ist wahrscheinlich, dass man in Russland nur diese Sprache versteht.