Deutschland steht im Achtelfinale der Europameisterschaft - ein Kommentar von Hans-Peter Schössler.

München |

Noch eine Anmerkung zum gestrigen Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ungarn, eine ohne jeden politischen Hintergedanken. Dem Vernehmen nach will Ungarns  Patriarch an der Spitze des Staates, Ministerpräsident Viktor Orban, seinem Wahn an neuen Wertevorstellungen  jetzt die Krone aufsetzen.

Orban will per Gesetz die 84.Minuten aus der Zeitmessung streichen lassen. Der Grund: 1954 im Finale der Weltmeisterschaft in Bern verlor Ungarn in der 84.Minute durch das berühmte Tor von Helmut Rahn  mit 2:3 gegen Deutschland und damit den  sicher geglaubten Titel. Und jetzt, der 23.Juni 2021 bei der Europameisterschaft. Wieder trifft Ungarn im dritten Spiel der Vorrunde auf Deutschland. Das deutsche Team, das während der gesamten ersten 83. Minuten des Spiels nicht in der Lage ist, die ungarische Mannschaft zu dominieren, eine ungarische Mannschaft, die mit großer Leidenschaft spielt und kämpft, muss wohl geahnt haben, was kommt. Die 84.Minute. Leon Gorecki schießt das 2:2. Und Deutschland ist weiter, Ungarn ist raus. Es ist wie 1954: gleiche Minute und wieder ist die Frage, wer besser war am Ende nicht mehr von Bedeutung. 

Ob Ministerpräsident Orban diese Änderung der Zeitmessung realisieren kann, ist offen. Denn ganz im Gegensatz zu der Frage, ob das Münchener Stadion als Zeichen gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung in den Regenbogenfarben leuchten darf, ist dieses Mal nicht die UEFA zuständig, das zu entscheiden.

Und auch das: Ungarns Fußballer, darunter vor allem auch der Mainzer Adam Szalai, haben mir gestern Abend  leid getan: sie haben das auf den Rasen gebracht, was man sich von unserem Team auch gewünscht hätte.