Fritz Walter, der zeitlos geniale Antistar: Ein Weltmeister, der Bescheidenheit zum Maß machte.

Rheinland |

Vor  18 Jahren, am 17. Juni 2oo2, starb Fritz Walter. Das war einmal der „Tag der deutschen Einheit“ gewesen. Fritz hatte die Vereinigung von Ost und West zu einem einigen Deutschland als etwas Wunderbares empfunden. Er wollte das nicht politisch erklären, sondern nur zum Ausdruck bringen, dass nach seiner Meinung etwas geschehen war, was sein musste: die Deutschen gehörten wieder zusammen. Auf seinen vielen Bahnfahrten nach Berlin, Mutter Walter war Berlinerin, hatte er die DDR erlebt und für ihn, den einfachen Mann aus der Pfalz, war es nicht in Ordnung, das Deutschland geteilt worden war. Nach einem Krieg, den Fritz ohnehin nicht mochte, weil viel zu viele junge Menschen in ihn verwickelt wurden und ihr Leben verloren. Fritz war auch im Krieg gewesen und Bruder Ottmar war im Ärmelkanal schwer verwundet worden. Über den Krieg sprach Fritz nicht gerne.

Und nach dem Mauerfall und der Vereinigung, da kommen die Briefe von ehemaligen  DDR-Bürgern wäschekörbeweise nach Alsenborn. Alle wollten sie Fritz schreiben, ein Autogramm haben, ihn wissen lassen, dass sie ihn nie vergessen haben. Ich habe Fritz ganz selten so dankbar und nachdenklich erlebt als in dieser Zeit. Natürlich hat er jedem geschrieben, jeden Autogrammwunsch erfüllt, sein in „sportlicher und freundschaftlicher Verbundenheit“ dazu gefügt, so unterschrieben, dass man es lesen konnte und vor allem auch nicht das Datum vergessen. So gehörte sich das. So und nie anders.

Fritz war oft in unserer Region, an Rhein und  Mosel. In Boppard hat er 1959 bei der Fahrschule Tiemann den Führerschein gemacht.  In Koblenz war er bei Lotto, beim Landes-Sport-Ball, auch in Engers  und Mayen und in Kottenheim. Alles Stationen, die mit seiner Fußballkarriere einhergingen. Und beim Fußballverband Rheinland in Koblenz war er. Viel verband ihn mit den Präsidenten des Verbandes, mit Toni Kahl,  Theo Zwanziger und Walter Desch. Der Fußballverband, der eine Partnerschaft mit dem ungarischen Komitat Komarom-Esztergom unterhält, erinnerte in zwei Veranstaltungen am 14.Oktober 2020 in Koblenz und in Herresbach an den großen Fritz. Mit dabei war auch DFB-Präsident Fritz Keller, das Patenkind von Fritz Walter. Keller wurde gefragt, ob Tugenden wie Demut und Heimatverbundenheit, die Fritz Walter auszeichneten, auch noch etwas für millionenschwere Nationalspieler von  heute bedeuten könnten. Es lohne sich jeden Tag, an diese Werte zu erinnern, meinte Keller, auch im Gespräch mit den Spielern der Nationalmannschaft.

Mit Fritz Walter bin ich  an der Mosel gefahren und ich habe ihm das Herz Jesu Haus  Kühr in Niederfell  gezeigt. Menschen mit Behinderung haben es Fritz Walter  besonders angetan. In  Kaiserslautern wurde eine Behindertenschule nach ihm benannt. Fritz sprach oft über die Spiele seines FCK gegen Neuendorf. Das waren Festtage des Fußballs.  1983 war er auch zur Einweihung des Hartplatzes in Löf. Des Öfteren  war er auch später in  Hatzenport und Löf, auch zusammen  mit den  Ungarn,  den Gegnern von 1954, zusammen mit Puskas, Hidekutti, Grosicz, Czibor und Buzanski. Und  mit Theo Zwanziger besuchte  er  die JVA Diez in seiner Eigenschaft als Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung. Die Resozialisierung von Strafgefangenen und das Gespräch mit ihnen war ihm sehr wichtig.

Die Gründung der Fritz Walter Stiftung durch das Land Rheinland-Pfalz, den Deutschen Fußball-Bund und den 1.FC Kaiserslautern erfolgte 1999 in der kleinen Kapelle des „Schloß Liebig“ in Kobern-Gondorf. Fritz war stolz auf die Stiftung. Und auch auf die Tatsache, der erste Ehrenbürger des Landes zu sein. Das ist er bis heute geblieben.

An diesem Samstag, dem  31.Oktober 2020,    würde Fritz Walter 100 Jahre. Der SWR hat ihm großartige filmische Dokumentationen gewidmet. Ausstellungen gibt es in Kaiserslautern. Man wird das Grab auf dem Hauptfriedhof besuchen. Sein Buch 3:2 wurde mit Ergänzungen, u.a. einem Vorwort von Horst Eckel neu aufgelegt. Und in Mainz wurde durch Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Ministerpräsidentin Malu Dreyer eine Gedenk-Briefmarke vorgestellt. Trotz  Coronazeit geschah viel, was für den Gewürdigten spricht.

Fritz Walter war einer der Großen im Fußball und im Leben. Maßvoll in seinen Erwartungen und von einer einzigartigen Liebenswürdigkeit. Es wird die Erinnerung an einen  bleiben,  der Bescheidenheit zum Maß machte.