Rund um den Martinstag am 11. November wird in der aktuell4u-Region mit Laternenumzügen, Martinsfeuern und dem traditionellen Verzehr von Martinsgans oder süßem Gebäck gefeiert. Doch warum überhaupt?

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Der Martinstag erinnert an den heiligen St. Martin, dessen Geschichte in Legenden überliefert ist und die Werte von Mitgefühl und Teilen symbolisiert.

Wer war St. Martin?

St. Martin wurde 316/17 im heutigen Ungarn geboren und trat bereits als Jugendlicher der römischen Armee bei. Seine berühmteste Tat fand vermutlich 334 oder 338 statt, als er vor den Toren der Stadt Amiens einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels schenkte. Einer Legende zufolge erschien ihm Jesus später im Traum und sagte: „Was du dem Bettler gegeben hast, hast du mir gegeben.“ Diese Begegnung veränderte Martins Leben: Er ließ sich taufen, wurde Priester und schließlich Bischof von Tours, nachdem ihn die Bevölkerung in dieses Amt gewählt hatte.

Eine weitere Legende erklärt, warum Martinsgänse am Martinstag eine besondere Rolle spielen: Martin soll sich vor der Wahl zum Bischof in einem Gänsestall versteckt haben, doch das laute Geschnatter verriet ihn.

Martins Umzüge und Lichter: Eine leuchtende Tradition

Die Tradition der Laternenumzüge am Martinstag hat verschiedene Wurzeln. Eine Erklärung bezieht sich auf die Überführung von Martins Leichnam nach Tours, die der Überlieferung nach von einem Lichterzug begleitet wurde. Auch der biblische Gedanke, den Glauben wie ein Licht in die Welt zu tragen, ist mit dieser Tradition verbunden. Kinder basteln Laternen und ziehen singend durch die Straßen – eine symbolische Geste für das Licht, das St. Martin mit seinen Taten in die Welt brachte.

Das Martinsfeuer hingegen erinnert möglicherweise an Feuer auf abgeernteten Feldern, die als Abschluss des Erntejahres angezündet wurden. Der Martinstag fällt in eine Zeit, in der die Erntearbeiten beendet sind und das bäuerliche Jahr endet.

Martinssingen: Von Tür zu Tür ziehen und teilen

Vor allem in katholischen Regionen ist das Martinssingen ein beliebter Brauch, bei dem Kinder von Haus zu Haus gehen, Martinslieder singen und als Dank Süßigkeiten oder Obst erhalten. Ursprünglich könnte dieser Brauch mit dem bäuerlichen Jahresabschluss zusammenhängen: Früher zogen Kinder von Hof zu Hof, um Vorräte für den Winter zu sammeln, während die Erwachsenen nach dem Martinstag ohne Verdienst überwintern mussten.

Martinsgans und Weckmänner: Ein Festessen

Zur Feier des Martinstags gehört häufig ein Gänsebraten oder Gebäck wie die Weckmänner aus Hefeteig. Die Ursprünge dieses Brauchs sind vielfältig: Der 11. November markierte den Beginn der Fastenzeit vor Weihnachten, und viele nutzten den Martinstag für ein letztes Festessen vor der Fastenzeit. Traditionell wurden an diesem Tag auch Steuern oder Pachten in Form von Gänsen bezahlt.

Eine andere Legende besagt, dass die Gänse durch ihr Schnattern Martin bei seiner Weihe verrieten und deshalb selbst zum Festmahl wurden.

St. Martins Erbe in Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz ist St. Martin in vielen Kirchen und Traditionen präsent, besonders in der Gegend um Trier und Worms. Eine bekannte Geschichte erzählt, dass Martin bei Worms aus dem Militärdienst ausschied, weil er das Soldat-Sein mit dem Christ-Sein nicht vereinbaren konnte. An dieser Stelle steht heute die Martinskirche in Worms. Auch die Ortsgemeinde St. Martin in der Pfalz trägt den Namen des Heiligen und feiert den Martinstag mit dem traditionellen Martinus Weinfest, das das Ende der Weinfestsaison markiert.

In der aktuell4u-Region ist mit dem Bassenheimer Reiter eine der berühmtesten Martinsdarstellungen der deutschen Kunstgeschichte zu finden. Das frühgotische Relief aus Mainsandstein ist in der katholischen Pfarrkirche St. Martin von Bassenheim zu finden.

Ein Tag der Gemeinschaft und des Teilens

Der Martinstag ist ein Tag, der an den Geist des Teilens und an Mitgefühl erinnert. Ob bei Umzügen, Feuer oder dem Teilen von Gebäck und Süßigkeiten – die Bräuche zum Martinstag bringen die Menschen in Rheinland-Pfalz zusammen und erinnern an die Botschaft, die St. Martin vor Jahrhunderten hinterließ.