Unser Redakteur Tobias Lommer war unterwegs im südlichen Nordrhein-Westfalen.

Bad Münstereifel |

Es ist ein hollywoodreifes Szenario, welches sich in der Eifel abspielt. Mit der traurigen Wahrheit, dass es sich nicht um einen Film handelt. Sondern um die pure Realität in einer Ecke des Landes, welche nicht weit entfernt ist von der Aktuell4U-Region und vom Alltag in Koblenz doch so weit weg. 

Den dritten Tag in Serie bahne ich mir den Weg von Koblenz nach Bad Münstereifel. Auf der A61 ist viel Verkehr, Hilfskonvois, Feuerwehr, THW, Bundeswehr und DRK sind mit Blaulicht auf den Straßen. Nach der Abfahrt Altenahr muss ich mit der Kirche einmal ums Kreuz fahren, um in mein Zielgebiet zu kommen. Der gelbe LKW liegt auf der Landesstraße immer noch im Seitengraben und ein Audi A4 hängt immer noch im selben Straßenloch (ja, Loch) wie am Tag zuvor. Es ist mittlerweile sehr staubig geworden in der Eifel. Der Schlamm ist langsam getrocknet und der Geruch von trockener Erde liegt in der Geruch wie auf dem Weg in ein schönes Urlaubsgebiet - nur geht es da leider nicht hin. 

Mein Weg führt mich über Feldwege, Umwege und zwei evakuierte Dörfer - jedenfalls ist niemand da und da ich mich verfahren habe vermute ich, dass sie aufgrund der Lage unterhalb der Steinbachtalsperre evakuiert sind. An der Erft, einem besseren Bach in dieser Region, der sich zu einem reißenden Strom entwickelt hat, liegt ein Auto (s. Foto). Der Anblick ist grauenvoll und faszinierend zugleich. Ein paar Meter weiter ein Sportplatz beziehwungsweise das, was davon übrig ist. Der Anblick bereitet mir Gänsehaut. 

Nach 80 Minuten erreiche ich mein Ziel. Mal wieder. Das Dorf ist etwas leerer geworden, überall türmen sich noch Müllhaufen, aber es geht voran. Hier auf dem Land hilft man sich. Traktoren säumen die Straßen, sammeln ein, was es einzusammeln gibt. Konsterniert lächelnde Bewohner erfreuen sich an einem lauwarmen Pils und versuchen mit der Situation umzugehen. Wenig später stehe ich wieder im Keller des Elternhauses meiner Freundin. Der Keller ist voller Heizöl gelaufen und muss geräumt werden ehe eine Ölfirma klar Schiff machen kann. Trotz professioneller Maske steigt der beißende Geruch von der Nase in den Kopf, so dass relativ schnell Pausen angesagt sind. Während ich persönlich aufgrund der familiären Situation zumindest indirekt Bezugspunkte habe, bewundere ich alle Helfer, die aus nah und fern kommen und anpacken, als sei es ihr eigenes Haus. Vier starke Männer aus Bayern helfen diverse Kühlschränke und Waschmaschinen aus dem Haus zu bugsieren, wo der nächste Nachbar die Sachen auf den Hänger lädt. 

Nach vier Tagen ist viel geleistet und doch kein Ende in Sicht. In der Straße direkt an der Erft sieht es aus wie eine Stufe vor Krieg. Während die Alten sagen: der war hier nicht so schlimm. Gleichzeitig habe ich Bedenken wie lange die Hilfewelle noch anhält. Das Interesse wird abflachen, für viele Externe eine Normalität entstehen, die wir außerhalb der Krisenregion normal ausleben können. Fakt ist aber: der Wiederaufbau wird Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern.