Neuwied kommt dem Ziel, den Schiffstourismus in der Innenstadt wiederzubeleben, einen entscheidenden Schritt näher: Nach intensiven Verhandlungen hat die Verwaltung mit der Scylla AG eine Einigung erzielt. Die renommierte Schweizer Reederei wird die Anlegestelle 2 pachten. Der Pachtvertrag, der dem Stadtrat in seiner kommenden Sitzung am 3. April zur Abstimmung vorgelegt wird, hat eine Laufzeit von zehn Jahren mit Option auf Verlängerung.
„Das ist eine tolle Nachricht, auf die wir lange hingearbeitet haben. Die Reaktivierung des Schiffstourismus ist ein zentrales Element unserer Tourismusstrategie, und wir kommen jetzt einen entscheidenden Schritt weiter", betont Oberbürgermeister Jan Einig. Er verweist auf Zahlen aus anderen Städten: Demnach gibt ein Flusskreuzfahrttourist durchschnittlich 25 Euro pro Landgang aus. Bei einer vorsichtigen Schätzung von 56 Anlegevorgängen und etwa 100 Passagieren pro Schiff würde das für den Neuwieder Einzelhandel und die Gastronomie eine jährliche Wertschöpfung von rund 140.000 Euro bedeuten.
Reederei bringt eigenen Anleger mit
Nicht nur Touristen und Pachteinnahmen - konkret 3600 Euro im Jahr plus 60 Euro pro Anlegevorgang - bringt die Reederei in die Stadt. Sie installiert auch eine eigene Landebrücke mit Ponton. „Das ist eine entscheidende Investition. Ein solcher Anleger kostet schnell sechsstellige Beträge", macht Stadtmarketing-Chefin Julia Kloos-Wieland deutlich.
Sie weist außerdem darauf hin, dass die zahlreichen Gespräche mit Scylla sehr vertrauenswürdig und positiv waren. „Wir sind zuversichtlich, einen verlässlichen Partner gefunden zu haben", unterstreicht sie. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Vereinbarung: Scylla fordert kein Monopol auf die Anlegestelle. Wenn ihre eigenen Schiffe dort nicht liegen, können auch andere Reedereien die Anlegestelle buchen.
Darüber hinaus verpflichtet sich die Reederei, Landstrom und Frischwasser von der Stadt zu marktüblichen Preisen zu beziehen - was für weitere Einnahmen sorgt. Und wer sich wegen des Einsatzes von Generatoren auf den Schiffen sorgt, darf beruhigt sein: Der ist ohnehin nur noch stundenweise erlaubt.
Stadt will auch Tagesausflugsschifffahrt reaktivieren
Die bevorstehende Rückkehr der Hotelschiffe bleibt aber nur ein Teil der Neuwieder Bemühungen in Sachen Tourismus. Parallel arbeiten die Verantwortlichen weiter an einer Reaktivierung der Tagesausflugsschifffahrt.
Da es sich als illusorisch erwiesen hat darauf zu setzen, dass ein Unternehmen aus diesem Segment zu einer Großinvestition bereit ist, bleibt das Ziel, dass die Stadtwerke Neuwied (SWN) eine Anlegestelle errichten, die dann frei an verschiedene Fahrgastschiff-Unternehmen vermietet werden kann. „Das ist noch nicht spruchreif, aber wir arbeiten daran und sind auf einem guten Weg", ist OB Jan Einig zuversichtlich.
Er unterstreicht: „Wir machen nicht einfach mal. Wir arbeiten strukturiert und kontinuierlich - auf Grundlage der Gesamtstrategie, mit der wir unsere Stadt nachhaltig voranbringen."