Hochgelobt in Fachzeitschriften wurde der Kindergarten Allerheiligenberg als „ausgeprägt pädagogisches Bauwerk“ schon vor seiner Eröffnung wegen „herausragender architektonischer Qualität“. Das von Architekt Heinz Bienefeld im Jahr 1991 entworfene Gebäude besteht aus „zwei parallel liegenden Baukörpern eines großen Doppelatriumhauses mit einem H-förmigen Grundriss.“
Auf drei Seiten ist es von schlanken, runden Metallstützen umgeben, die eine umlaufende Überdachung tragen. Vierzehn Stützen gliedern die Längsseiten und „zeigen einen geziegelten Baukörper, der frei unter seinem Dach zu stehen scheint“. Mit seinem „abwechslungsreichen Einsatz der Materialien“ sei er ein Angebot an die Sinne. Auch die „wohlproportierende großzügige Raumplanung mit überall reichlich vorhandenem Licht- und Farbenspiel der Wandflächen“ wird gepriesen.
Bienefeld legte Wert auf diese Ordnung. Er war überzeugt, dass Formchaos eine Unordnung in den Seelen der Kinder anrichtet, die sich in unmotivierten Aggressionen und Vandalismus zeige. Die Steine sah er als Lehrstoff, denn an der roh belassenen Ziegelwand könnten die Kinder ablesen, wie sich eine Wand aus ihren Elementen füge, dass Türen und Fenster in Form eines gemauerten Sturzes einen Abschluss brauchen. Säulen und Stützen zeigten die Statik, die sichtbar gelassenen Materialverbindungen verkörpern „eine Verbindung zur abenteuerlichen Welt der Technik, die Kinder seit jeher vermögen.“
Beklagenswert waren allerdings die Begleitumstände. Nach dem Beschluss des Stadtrates vom 8. April 1991 zum Bau des Kindergartens und der Vergabe des Planungsauftrags an das Architekturbüro Bienefeld am 25. November 1991 erfolgte im April 1992 die Submission der Gewerke. Da kein annehmbares Angebot einging, musste erneut ausgeschrieben werden. Im November 1992 konnten die Aufträge durch den Stadtrat endlich vergeben werden. Ursprünglich waren für den Drei- Gruppen-Kindergarten 1,714 Millionen DM veranschlagt, die Fertigstellung für August 1993 geplant. Letztlich konnten die 75 Kinder (mit Rechtsanspruch im Alter ab drei Jahren) aber erst am 30. Juni 1997 einziehen, die Baukosten waren auf 4,4 Millionen DM gestiegen und die ursprünglich vorgesehenen Kinder bereits eingeschult. Für diese extreme Bauverzögerung von vier Jahren sorgten gleich mehrere Baumängel, Konkursverfahren und Gerichtsklagen.
Bereits während der Rodungsarbeiten zu Baubeginn im Januar 1993 gab es einen kurzen Baustopp, weil Grundstücksnachbarn wegen Lärmbelästigung klagten. Der nächste erfolgte wegen Fehlern im Stahlbau, der zum Rechtsstreit führte. Allein die Kündigung der Stahlbaufirma wegen Nichterfüllung des Vertrags führte zu einer Bauverzögerung von sechs Monaten. War schließlich der Stahlbau im Dezember 1994 fertiggestellt, hatte man im Juni 1995 Risse im Verputz festgestellt. Nach Gutachten und Nachträgen sowie einem Beweisverfahren vor dem Landgericht, wurde im November 1996 (!) der Ziegelsplitt-Estrich ausgebaut und neuer Zement-Estrich eingebaut. Zuvor war bereits die eigentlich beauftragte Firma für den Fußbodenaufbau in Konkurs geraten. Die Fußbodenheizung war defekt, ein Heizungskessel platzte.
In der Zwischenzeit wurden zum 1. Mai 1995 zwei Notgruppen in der Villa Kunterbunt gebildet, denn bis zur Fertigstellung konnte und wollte man nicht warten, ohne zu ahnen, dass es sich noch zwei Jahre hinziehen würde. Am 30. Juni 1997 konnten endlich die Knirpse ihr neues Domizil beziehen. Leider war bereits das Dach undicht und musste saniert werden.
Heinz Bienefeld erlebte die Eröffnung des Kindergartens Allerheiligenberg nicht mehr. Der 1926 in Krefeld geborene Architekt starb am 28. April 1995 in seiner Heimat Swisttal-Ollheim. Ihm wurde 1996 posthum der Große BDA-Preis vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten für seine herausragenden Leistungen in Architektur und Städtebau verliehen. Und am 01. Juni 1997 wurden Architekt Bienefeld posthum und die Stadt Lahnstein als Bauherrin mit einer „Anerkennung“ des BDA in Trier geehrt.