Doch noch eine Aufgabe für jemand, der meint nicht mehr gebraucht zu werden.

Bermel. Beim letzten Besuch vor drei Jahren in Bermel im Museum von Theo Anderegg ging  es dem Mann, der so viel erlebt hat in seinem Leben noch besser. Er erzählt, dass er in Köln geboren ohne Vater und Mutter aufgewachsen ist. Den größten Teil seiner Jugend hat er in Heimen verbracht, auch im Bernardshof in Mayen. Er kommt zu einer Pflegefamilie nach Anschau, wo er, wie er sagt, zum ersten Mal erfahren hat, was Glück sein kann. Im Krieg kommt er in den  Arbeitsdienst und am Kriegsende flieht er. Er hat viele soziale Defizite erlebt, aber was Freiheit bedeutet, das trägt er in sich. Er kommt in Allenz-Berresheim bei Mayen unter, dann in Rübenach. Über Daun  und Darscheid landet er in  Kehrig. 1946 zieht er wieder in den Westen. Im Bergwerk „Fröhliche Morgensonne“ in Wattenscheid arbeitet er.

Er schreibt der Familie in Anschau einen Brief. Er will sie besuchen und er darf. Auf der Niederelzer Kirmes lernte er Agnes kennen, die Frau, die er 1956 heiratet. Er arbeitet im Bermeler Steinbruch, als Schacht-und Rammeister, an den Moselstaustufen in Lehmen und Fankel.  Und er ist auch Schrotthändler.

Theo und seine Frau sind nach Bermel gezogen, wo sie  an de Elz Gelände erwerben, auf dem Theo  die Mauern eines römischen Bades entdeckt. Ein Museum entsteht. Inmitten eines faszinierenden Durcheinanders lernen wir uns vor zwei Jahren kennen.

Jetzt ist er 92 Jahre. Es geht ihm nicht gut. Vor einem Jahr  ist seine Agnes mit 88 Jhren  gestorben. 56 Jahre waren sie verheiratet. „Es läuft nichts mehr ohne sie. Dreimal am Tag gehe ich zum Friedhof. Den Rest verschlafe ich, um die Zeit totzukriegen“ erzählt er. Die Produkte der römisch-keltischen Zeit hat er an das Museum nach Ehrenbreitstein übergeben. Zuletzt sind auch keine Besucher mehr in sein kleines Bermeler Museum gekommen.

Verbandsbürgermeister Alfred Schomisch ist zu Besuch. Er kennt Theo Anderegg schon lange. Vorbei an dem Gelände von Theo soll ein Radweg entstehen. Das passt Theo  nicht. Man spürt, dass der Bürgermeister ihn für die Idee gewinnen will, er will ihn möglichst einbinden. 

Was macht ihn aus, den Theo Anderegg, dem das Leben so viel abgerungen hat bis er 92 werden durfte. Wenn er nicht in  Bermel, sondern im wilden Westen leben würde, die Geschichte vom letzten Mohikaner passte zu dem liebenswerten Mann, der dann am Ende des Besuches doch noch eine Idee hat: er möchte eine Puppenausstellung machen mit den vielen Puppen, die er zusammen mit seiner Frau schon gesammelt hat. Das wäre auch im Sinne von Agnes. Und es wäre eine Aufgabe für jemanden, der glaubt, eigentlich nicht mehr gebraucht zu werden.