Die Burgfestspiele Mayen 2024 stehen in den Startlöchern mit einer Mischung aus bekannten Theaterstücken und neuen künstlerischen Ansätzen. Intendant Alexander May stellt sich dazu aktuell4u in einem Interview.

Alexander May ist gerne Intendant bei den Burgfestspielen in Mayen … und das seit zwei Jahren. Dies hat er im Gespräch mit aktuell4u.de noch einmal beteuert und er freut sich riesig auf die neue Saison. Nachfolgend unser Interview.
 


Die Theatersaison 2024 wirft Ihre Schatten voraus, aber vorab: wie war 2023?

Für mich ist besonders wichtig, dass 2023 besser war als 2022. Wir hatten vier Wochen vor Ablauf der Saison 4000 Karten mehr verkauft als im Jahr davor. Die gute Bilanz schrumpfte dann leider wegen der Witterung wieder auf 1500 zusammen. Die Tendenz ist grundsätzlich positiv …und künstlerisch war es ein hervorragendes Jahr.

Welche besonderen Highlights oder Neuerungen können die Besucher in diesem Jahr bei den Burgfestspielen erwarten?

Wir haben bereits im letzten Jahr das neue Probenzentrum eingeweiht. Im vorletzten Jahr konnten wir das „Godalming-Haus“ beziehen, wo jetzt Verwaltung und Kunst gemeinsam sitzen, das optimiert die Abläufe, kürzere Wege. Unser „Burgfestspiel-Chor“, wird in der kommenden Spielzeit stark eingebunden. In diesem Jahr haben wir besondere Stücke im Programm, die viele Zuschauer aus dem Kino kennen:

„Wie im Himmel“ wurde 2005 als »Bester nicht-englischer Film« für den Oscar nominiert und begeisterte weltweit. 2018 wurde Kay Pollaks wunderbarer Stoff über die Kraft der Musik auch für die Bühne adaptiert. Das Besondere ist, dass es bei dem Stück, um einen Dorf-Chor geht, der dann von den Protagonisten zu Meisterleistungen geführt wird, ein herzerwärmendes, großartiges Stück mit Musik und mit der Teilnahme unseres Burgfestspielchores.

Der „Vorname“ ist eine Komödie, die man aus dem Fernsehen und dem Kino kennt, ein besonders lustiger Familienabend, der völlig aus dem Ruder gerät, als der Bruder der Gastgeberin verkündet, welchen Namen er für seinen ungeborenen Sohn ausgesucht hat!  Zwei Familien, die sich bis aufs Blut bekriegen, mit einem harmonischen Ende.

Im Stück „Sonny Boys“ beschließen zwei alternde Komiker, ihrer Karriere und ihrer Freundschaft nach elf Jahren Funkstille eine letzte Chance zu geben. Das Stück ist hervorragend besetzt mit den zwei Publikums-Lieblingen, Michael Ophelders und Thorsten Hamer, die ein Feuerwerk ihrer Schauspielkunst abliefern und zwei giftige Komödianten spielen.

„Peterchens Mondfahrt“ ist eines der Märchen, die für jung und als eine große Rolle spielen, weil es eine tolle Geschichte ist, mit einem Weltraumabenteuer und dem sehr wunderbaren Aspekt, der mit Diversität zu tun hat.

 Die Besucherzahlen müssen gesteigert werden, das ist ein klar gesetztes Ziel. Welche Maßnahmen sind eingeleitet?

 Daran arbeitet das ganze Burgfestspielteam. Was muss passieren, um mehr Menschen ins Theater zu bringen?  Ein Thema, dass ich nicht alleine schaffen kann. Es müssen zahlreiche Maßnahmen mit allen Verantwortlichen entwickelt und umgesetzt werden.  Wir arbeiten gerade daran, das Ticketsystem zu vereinfachen und dadurch auch eine größere Reichweite zu erzielen, die es ermöglicht, noch leichter und einfacher an Karten zu kommen. Dann arbeiten wir gerade am Marketing-Konzept, weil unsere Werbe-Möglichkeiten noch weit mehr Potenzial haben, als wir es in den letzten Jahren ausgereizt haben. Und inhaltlich haben wir dieses Jahr einen sehr anschmiegsamen und publikumsorientierten Spielplan entwickelt, zu dem unser „Pate“ Mario Adorf, den ich kürzlich in München treffen durfte, persönlich gratuliert hat, da die Zuschauer die Stücke aus dem Kino kennen und uns deswegen in „die Bude“ einrennen würden. Hoffentlich finden seine Worte Gehör.

Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit mit Sponsoren und Förderern für die Finanzierung und den Erfolg der Festspiele?

Das Zusammenspiel zwischen den BFS und der Wirtschaft ist hervorragend. Von den Festspielen profitiert die Wirtschaft, davon profitieren die Menschen, die hier leben, die Künstler, die hierherkommen. Die Lebensqualität steigt und der wichtigste Aspekt, den wir hier haben, sind die Zuschauer, die uns besuchen und der genauso ein wichtiger Teil ist. Den Firmen und Sponsoren, die uns durch ihre Förderung sehr große Wertschätzung zeigen und wichtigen Anteil daran haben, dass wir existieren können, schulden wir großen Dank.  Es gab den letzten Jahren immer auch neue Sponsoren, das ist eine ganz tolle Entwicklung, die hoffentlich weitergeht und die auch noch mal ganz deutlich macht, wie wichtig den Menschen ist, dass wir die Burgfestspiele haben und weitermachen können. Auffällig ist auch, dass hier die meisten Sponsoren schon seit Jahrzehnten dabei sind und auch dabeibleiben, das spricht eine hohe Treue und Überzeugung. Wir wollen z. B. Danke sagen und mit einem Sponsoren- und Schauspieler-Empfang, den es glücklicherweise in diesem Jahr wieder geben wird.

Wie fördern Sie die Teilnahme und das Interesse der örtlichen Gemeinschaft an den Sommer-Theaterfestspielen?

Langfristiges Ziel ist die Idee, die Burgfestspiel auch über die Spielzeit hinaus präsent zu haben in der Stadt und weit darüber hinaus. Wir sind nicht nur Bestandteil des rheinland-pfälzischen Kultursommers, sondern für uns ist als Beispiel auch das Weihnachtskonzert wichtig, dass wir veranstaltet haben. Dazu gehört auch unser Bürgertheater mit dem „Zucker Toni“. Da gibt es jetzt gerade ein neues Projekt, dass wir entwickeln werden. 2025 wird es wieder etwas Ähnliches wie den „Toni“ geben, womit wir auch außerhalb der Sommer-Spielzeit präsent sein können. Es gibt neben der Teilnahme bei Veranstaltungen wie beim Brückenstraßenfest auch meinen Wunsch, ein Stadtfest „Kultur Genuss“ und oder auch eventuell mal einen Burgfestspiel-Lauf zu realisieren Hier soll Leichtathletik mit Kultur kooperieren, so dass wir als Burgfestspiele präsent sind und wir dadurch auch unsere Zuschauer außerhalb der Kern-Spielzeit mit den Burgfestspielen begleiten mit dem Ziel, neben unserem treuen Publikum auch Theater Neulinge anzusprechen.

Gutes Stichwort: Wie schaffen Sie es außerdem, ein breites Publikum anzusprechen, sowohl erfahrene Theatergänger als auch Neulinge?

Die Auswahl unserer Stücke ist ein wichtiger Aspekt, die, das war auch das Ziel meiner Vorgänger, eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen nach sich zieht. Wir wollen in Absprache mit den Lehrern die Burgfestspiele in den Unterrichtsplanungen manifestieren und die Kommunikation mit allen Schulformen optimieren mit dem Ziel, Nachwuchs-Publikum und Familien zu erreichen. Es ist eine alte Theater-Weisheit, dass die Berührung mit dem Theater in den ersten zwölf Lebensjahren extrem wichtig ist, dass sie auch weiter stattfindet und junge Menschen mit dem Theater beschäftigen. Später ist die Hemmschwelle sehr groß, deswegen ist unser diesjähriges Familienstück „Peterchens Mondfahrt“ ein ganz wichtiger Türöffner für junge Menschen, auch für die Zukunft als Theaterbesucher? Und: Wir haben einen Jugendklub gegründet mit einer finanziellen Förderung vom Bund, der sich auch im Rahmen der Festspiele zeigt. Der Jugendklub hat jetzt mit seiner Arbeit begonnen. 

Wie wichtig ist Bildung und Kulturvermittlung in Ihrem Festivalprogramm? Bieten Sie Workshops oder Bildungsveranstaltungen für Interessierte an?

Ich bzw. wir würden gerne mehr machen und dem Thema einen hohen Stellenwert zuordnen. Noch fehlen uns die Kapazitäten. Wir sind in der Vorbereitung für die Spielzeit, d.h. die Kapazitäten zum Beispiel mit einem Theaterpädagogen oder die Kapazitäten, die wir eigentlich bräuchten, um gut und sinnvoll diese sehr wichtige Theaterarbeit zu leisten, fehlen. Aber das Allerwichtigste ist, dass wir neben dem Jugendclub unsere Möglichkeit ausbauen, noch mehr für junge Menschen zu erreichen und noch mehr und verstärkt auch „unserem“ Bildungsauftrag gerecht zu werden.  Wir stehen klar für unterhaltendes Sommertheater, haben wir dabei aber auch einen Bildungsauftrag zu berücksichtigen und dieser und die 100.000 €, die wir dieses Jahr vom Land mehr bekommen haben, sind ganz klar und deutlich gebunden mit dem Zusatz, nicht zu viel Boulevard-Theater zu machen. Wir sehen uns als Bildungsbegleiter und gewissermaßen als Botschafter der Kulturpolitik. Tolles, junges und wichtiges Theater zu machen, was das breite Publikum erreicht und gleichzeitig auch neue Stücke auf unserer Bühne präsentiert, die dann wieder zu Klassikern werden können, gehört zu unserem Anspruch. Das alles sind Aufgaben eines Kulturinstitution, wie die Burgfestspiele, und das hat das Land auch sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, in Verbindung mit dieser höheren Förderung. 

Welche persönlichen Erfahrungen oder Anekdoten haben Sie während Ihrer Zeit als Intendant bei den Burgfestspielen bisher gemacht, die Sie gerne teilen würden?

Eine sehr lustige Begebenheit war im letzten Jahr ein Besucher der nach einer Vorstellung Black Rider zu mir kam und mich beglückwünschte zu diesem tollen Theatererlebnis. Zitat: Wenn ich nach Nürnberg nach Hause komme, werde ich die Burgfestspiele Bad Vilbel wärmstens empfehlen.

Interview: Burkhard Hau