Ein Nachruf an Franz Beckenbauer.

Diese Zeilen entstanden am 8. Januar 2024. Zwei Stunden, nachdem der Text fertig war kam die Nachricht, dass Franz Beckenbauer am 7. Januar 2024 verstorben ist.

Am 8. Januar 2024 läuft am Abend um 20.15, also zur besten Sendezeit, in der ARD eine Dokumentation über Franz Beckenbauer. Über den großen Fußballer, der als Spieler und als Trainer Weltmeister wurde, den Menschen, dreimal verheiratet, fünf Kinder, ein Sohn verstarb vor einigen Jahren, aber auch den Präsidenten des OK der WM 2006 in Deutschland, dem Sommermärchen, wo er ein Teil des bis heute nicht aufgeklärten Finanzskandals rund um die WM war.

Franz war einmal mein Chef. Bei der WM 2006 in Deutschland gab es zwölf Stadien und für jedes war ein Organisationskomitee zuständig, dass für die Spiele und die Veranstaltungen drumherum verantwortlich war. Ich hatte die Ehre, Vorsitzender des OK für Kaiserslautern sein zu dürfen, mein Kollege in Hannover war beispielsweise Hörgeräte -Fabrikant Kind. Es war ein Ehrenamt, das Ende 2004 begann und Ende 2006 endete. Mein Chef und damit der Chef aller zwölf OK-Vorsitzenden war Franz Beckenbauer in seiner Funktion als Präsident des WM-Ok. Wir trafen uns anfänglich alle zwei Monate, je näher die WM kam monatlich. An der Seite von Beckenbauer waren Wolfgang Niersbach, Dr. Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt, seine Vizepräsidenten.

Beckenbauer war ein lockerer Typ, als erstes bot er mir das Du an, detailversessen war er nie, er interessierte sich vor allem für die großen Zusammenhänge. Bei der WM hatten wir in  Kaiserslautern fünf Spiele, u.a. mit Spanien und Italien, dem späteren Weltmeister.  Beckenbauer war bei allen Spielen in Lautern, er besuchte im Übrigen alle 64 WM-Spiele, was er nur mit dem Hubschrauber schaffte. Bei zwei Spielen in Lautern war auch der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter. An ein Spiel erinnere ich mich besonders.   Am 23. Juni 2006 spielte auf dem Betzenberg Spanien gegen Saudi-Arabien. Zu Gast war auch der ehemalige spanische König Juan Carlos. Nach dem Spiel kam ein Mitarbeiter seiner Delegation auf mich zu und bat darum, dass wir den König in die spanische Kabine führen. Spanien hatte 1:0 gewonnen. Ich habe den für das Spiel zuständigen FIFA-Delegierten informiert und der untersagte den Besuch des Königs bei der Mannschaft. Beckenbauer war in der Nähe. Ich erzählte ihm die Geschichte und ich weiß noch gut, dass er mir sagte, die von der FIFA seien alle Deppen. Zusammen mit Beckenbauer und dem König bin ich dann in die spanische Kabine.

In den Jahren danach habe ich Franz Beckenbauer mehrfach im Hotel Jakobsberg oberhalb von Boppard getroffen, das zum HARIBO-Konzern gehört. Beckenbauer war ein enger Freund von Thomas Gottschalk, der zu dieser Zeit Markenbotschafter für HARIBO war. Und so kam es, dass wir im Hotel mehrere Galas veranstalteten, die zur Hälfte an die Beckenbauer-Stiftung und die Fritz-Walter-Stiftung gingen. Beckenbauer war immer dabei.

Der WM-Skandal hat ihn schwer getroffen. Er ist einsam geworden, krank, dement, lebt mit seiner dritten Frau in der Nähe von Salzburg. Der Megastar, der Magier am Ball, wird öffentlich nicht mehr zu sehen sein. Das habe ich so geschrieben. Und wie recht ich hatte, zeigt sich an der Tatsache, dass in die Geschichte hinein die Meldung vom Tod des „Kaisers“ kam.

Einer der Allergrößten starb mit 78 Jahren, die Familie hatte darum gebeten, in Stille von ihm Abschied zu nehmen. Trubel hatte er genug im Leben gehabt, die letzten Jahre waren schmerzhafte für ihn, verbittert war er und zutiefst getroffen.