Karl-Heinz Thommes, ein lebenslanger Verfechter des Sports für geistig beeinträchtigte Menschen und ein treibender Kraft hinter der Gründung von Special Olympics in Deutschland, bleibt als der ewige Pionier des inklusiven Sports in Erinnerung.

Er ist im Hintergrund immer da, obwohl er 2016 sein Amt als Vorsitzender von Special Olympics (SO) Rheinland-Pfalz in jüngere Hände, in die von Prof. Dr. Burkhard Schappert aus Mainz, gegeben hat.

Die weitere Mitwirkung von Karl-Heinz Thommes ist im Verband erwünscht, sie wird nicht wie bei vielen, die ein Amt abgegeben haben und doch weiter mitmischen, als lästig empfunden. Mit dem „Karl Heinz Thommes-Preis“, der an Menschen vergeben wird, die sich um den Sport für geistig Beeinträchtigte verdient machen, wird sein Lebenswerk gewürdigt.

Im Wiesengrund in Prüm leben Karl-Heinz Thommes und seiner Frau Anneliese. 85 Jahre wird er am 17.Juli, seit   61 Jahren sind sie   verheiratet,  4 Kinder haben sie , zwei sind bereits verstorben, darunter Stefan mit 56 Jahren an DownSyndrom.  40  Jahre war Thommes Lehrer, davon 34 Jahre Förderschullehrer und Schulleiter. Als sie ein behindertes Kind bekamen, schulte er noch einmal  um als Lehrer, um sich fortan behinderter Menschen anzunehmen. Beruflich und im Ehrenamt wurde sein Leben eine einzige Botschaft, nämlich die, für behinderte Mnecshen da zu sein. Bis heute und bis zu seinem letzten Atemzug.

Langer Weg zum Ziel

1981 fuhr Thommes mit seinen Schülerinnen und Schülern zu den ersten europäischen Spielen der Menschen mit Behinderung nach Nivelles in Belgien. Hier lernte er den Amerikaner Prof. Haydn kennen. Amerika war die Keimzelle des Sportes von Menschen mit geistiger Behinderung. In der Kennedy-Familie entstand die Idee. Eine Schwester von Präsident John F. Kennedy hatte eien geistige Behinderung. Karl-Heinz Thommes lud Prof. Haydn ein, nach Deutschland zu kommen.

Er nahm die Einladung an. Die Bundesvereinigung der Lebenshilfe lud daraufhin 1982 alle deutschen Spothochschulen nach Marburg ein, um mit Prof. Haydn zu diskutieren. Der wiederum brachte eine Einaldung zu den Weltspielen 1983 nach Baton Rouge in Louisiana mit. Karl-Heinz Thommes, gefesselt von der Idee von Special Olympics, war der einzige Teilnehmer der Marburger Tagung, der in die USA fuhr. Als wissenschaftlicher Begleiter war auch der Würzburger Professor Peter Kapustin dabei. Kapustin wurde später Vizepräsident im Deutschen Sportbund (DSB). Er war einer der wichtigsten Gedankengeber für den Breitensport, vor allem für den Sport älterer Menschen. Kapustin brachte zu den Spielen 1983 in die USA auch behinderte Sportler aus Offenburg und Würzburg mit. Die Idee, die sie in Amerika erlebten, wirkte bei Kapustin und Thommes.

Aber zu einer schnellen Gründung eines deutschen Verbandes von Special Olympics kam es zunächst nicht, weil Peter Kapustin mit dem amerikanischen Namen fremdelte. Erst als die Amerikaner1990  in der Noch-DDR einen Verband gründen wollten, schaltete sich vor allem Thommes ein. Er versprach den Amerikanern, sehr schnell in Gesamtdeutschland SO zu gründen.

Deutschlands erste Special-Olympics

1991 war es soweit: Mit Hilfe der Lebenshilfe, die alle Organisationen für Menschen mit geistiger Behinderung einlud, entstand in Frankfurt am Main Special Olympics Deutschland mit Prof. Peter Kapustin als Präsident und Karl-Heinz Thommes als Vizepräsident. Kapustin wollte zunächst keine Landesverbände, so dass noch einige Jahre ins Land ging, ehe eine föderale Struktur entstand. Einer der Wegebereiter dafür war der aus Mendig stammende Kai Troll, der über viele Jahre für diesen Sport ein großartiger Entwickler war. Ein zweiter Mendiger, Gernot Mittler, war in einer entscheidenden Phase des Bundesverbandes von 2005 bis 2014 der Präsident. Mit großem Einfluss und enormer Durchsetzungskraft schuf er einen allseits anerkannten modernen Sportverband.

2004 gründet Karl-Heinz Thommes in Mayen in der Eifel den Landesverband Rheinland-Pfalz. Es wurde ein Verband voller Kreativität, mit vielen Ideen, die dem Sport und der öffentlichen Wahrnehmung  dieses Sportes und der Menschen dienten. Thommes war der Motor und der Umsetzer. Er machte einen kleinen Verband zu einer  hoch geachteten, sozial und gesellschaftlich anerkannten Institution des Sportes. Und damit schuf er die Voraussetzung für die Wertschätzung und Anerkennung der Menschen mit geistiger Behinderung und für das Stichwort Inklusion.

Karl-Heinz Thommes, der kleine, liebenswerte Mann aus Prüm in der Eifel, wird auf ewig der Vater einer ganz großen Idee bleiben.