Return to Monkey Island schließt nahtlos an die Ereignisse von Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge aus dem Jahr 1991 an und versteht sich daher nicht als Fortsetzung späterer Teile oder dem episodischen Ableger Tales from Monkey Island. Neben unterhaltsamen Dialogen im Multiple-Choice-Format kommen dabei auch Humor und Rätsel nicht zu kurz, gepaart mit einer großen Portion Nostalgie.

Nostalgie-Trip in die Karibik

 Name: Return to Monkey Island
Genre: Point’n’Click Adventure
Entwickler: Terrible Toybox
Publisher: Devolver Digital
Plattform: PC (getestet), Switch
Veröffentlichung: 19.09.2022
Preis: zwischen 22,99 Euro (PC); 24,99 Euro (Switch)

Selbst über 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Kult-Adventures The Secret of Monkey Island ist das große Rätsel rund um die Affeninsel immer noch nicht entschlüsselt. Mit Return to Monkey Island geht’s mit Guybrush Threepwood auf dem PC und Nintendo Switch zurück in die Karibik und die Welt der Piraten, in der neben Erzfeind LeChuck zahlreiche Rätsel, lustige Situationen und nicht zuletzt eine gehörige Portion Nostalgie warten.

Eine unerwartete Rückkehr

Eigentlich wollte Ron Gilbert, der Erschaffer von The Secret of Monkey Island, nach dem Abschluss des zweiten Teils nie wieder zu der beliebten Adventure-Reihe zurückkehren, wenn er nicht alle Rechte an ihr bekommen würde. Das hatte er in der Vergangenheit zumindest immer wieder betont. Aber irgendwie haben es Disney, dessen wiederbelebtes Label Lucasfilm Games und Publisher Devolver Digital geschafft, den Altmeister für The Return to Monkey Island an Bord zu holen. Und nicht nur ihn: Mit Dave Grossmann konnte man einen weiteren LucasArts-Veteranen für das Projekt gewinnen und selbst die Komponisten von früher liefern hier einmal mehr die vertrauten Klänge mit Reggae-Vibes. Was soll da schon schief gehen?

Wie in den guten, alten Zeiten

Tatsächlich gelingt es Gilbert mit seinem Team von Terrible Toybox und weiteren Mitstreitern, den Glanz von Grafikadventures aus den Achtzigern und Neunzigern wieder aufleben zu lassen. Gleichzeitig wurden sowohl Technik als auch Mechaniken modernisiert: Die Verbenliste von damals, mit denen man Sätze für die gewünschten Aktionen noch selbst per Klicks zusammenbauen musste, sind passé. Stattdessen bekommt man hier maximal zwei Aktionsmöglichkeiten zur Auswahl, sobald man den Zeiger über Objekten in der Umgebung platziert. Beim Inventar greift man das Konzept eines weiteren LucasArts-Klassikers auf: Sam & Max – Hit the Road. Klickt man auf den Beutel in der linken unteren Ecke, bekommt man einen Überblick über alle Gegenstände, die Guybrush aktuell mit sich herum schleppt. Diese lassen sich mittels „Drag & Drop“ nicht nur miteinander, sondern auch mit der Umgebung kombinieren, sobald man sie ausgewählt hat. Alles beim Alten geblieben ist bei den oft von Humor geprägten Dialogen, die im Multiple-Choice-Format mit mehreren Antwortmöglichkeiten ablaufen und oft wichtige Hinweise zur Lösung der Rätsel liefern.

Keine Sackgassen mehr

Apropos: Zwar hat man vor dem Spielstart in Bezug auf den Rätselanspruch die Wahl zwischen zwei Schwierigkeitsstufen, aber Sorgen vor einem Feststecken muss man sich hier keine machen. Dafür sorgt das neu integrierte Hilfesystem, das man jederzeit nutzen kann, falls man keine zündende Idee mehr haben sollte, wie es weitergehen könnte. Anstatt des Rätsels Lösung umgehend auf einem Silbertablett zu servieren, gibt es zunächst nur recht allgemeine Hinweise, die bei weiterem Nachhaken zunehmend konkreter werden. Darüber hinaus entdeckt man beim genauen Hinsehen immer wieder Quizkarten, in denen man sein Detailwissen über die Welt von Monkey Island unter Beweis stellen kann. Sie bilden einen weiteren Aspekt innerhalb dieser wundervollen Nostalgie, die das Spiel nahezu omnipräsent umgibt. Zwar kann man auch als Neueinsteiger Spaß an den Rätseln und Dialogen haben, aber es wird schnell deutlich, dass The Return to Monkey Island in erster Linie für die Fans erschaffen wurde. 

Neben der englischen Sprachausgabe mit überzeugenden Akteuren gibt es selbstverständlich auch deutsche Texte, die aufgrund des gewählten Schriftbilds und großer Blöcke aber oft einen Großteil des Bildausschnitts überlagern – das sah bei den Klassikern besser aus und wirkt hier mitunter sogar störend!

Eine Frage des Stils

Am modernisierten Grafikstil mit seiner Bilderbuch-Optik aus der Feder von Rex Crowle schieden sich schon nach der Veröffentlichung des ersten Trailers die Geister. Persönlich war ich ebenfalls nicht glücklich, als ich die ersten Szenen und Bilder des Abenteuers gesehen habe. Mittlerweile kann ich aber Entwarnung geben: Ich habe mich überraschend schnell mit dem neuen Stil arrangiert, der beim „Selberspielen“ und in Bewegung deutlich besser rüber kommt als in Videos oder Screenshots. Trotzdem hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn man sich stilistisch stärker an den beiden ersten Teilen orientiert hätte, die zusammen mit Return to Monkey Island ja eine Quasi-Trilogie bilden.  

Aber Grafikstil hin und Nostalgie her: Mit Return to Monkey Island haben Ron Gilbert und sein Team unter strengster Geheimhaltung eine fantastische Fortsetzung auf die Beine gestellt, die eindrucksvoll demonstriert, warum sich Grafikadventures im Allgemeinen und Monkey Island im Speziellen damals einer so großen Beliebtheit erfreut haben, die vor allem bei Spielern älteren Semesters bis heute geblieben ist.     

 Worum geht’s?

Return to Monkey Island schließt nahtlos an die Ereignisse von Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge aus dem Jahr 1991 an und versteht sich daher nicht als Fortsetzung späterer Teile oder dem episodischen Ableger Tales from Monkey Island. Unter der Regie von Ron Gilbert, dem geistigen Vater hinter The Secret of Monkey Island und dessen Nachfolger, wird einmal mehr klassische Adventure-Kost nach dem Point-and-Click-Prinzip geboten. Neben unterhaltsamen Dialogen im Multiple-Choice-Format kommen dabei auch Humor und Rätsel nicht zu kurz, gepaart mit einer großen Portion Nostalgie.

Return to Monkey Island ist geeignet für Spieler, die...

• endlich das Geheimnis von Monkey Island lüften wollen
• gerne knobeln und einen Sinn für Humor haben
• einen wunderschönen Nostalgie-Flash erleben möchten

Return to Monkey Island ist weniger geeignet für Spieler, die...

• noch keinen vorherigen Teil der Abenteuer-Saga gespielt haben
• immer noch auf eine Verbenliste und Pixel-Look in Adventure-Spielen bestehen
• viel Action im Spielablauf brauchen

Alternativen: Day of the Tentacle Remastered, The Journey Down Trilogy, Thimbleweed Park