Handarbeit erlebt eine Renaissance: Auf Social Media wird gestrickt, gestickt, genäht, gehäkelt, gewebt und gefilzt. Auch Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart beschäftigen sich mit einer großen Bandbreite textiler Techniken. Die Stadtgalerie Mennonitenkirche in Neuwied zeigt ab 8. März mit „Leidenschaft – Kunst – Textil“ zeitgenössische Positionen textiler Kunst. Die 16 Kunstschaffenden werfen mit ihren vielfältigen Werken ästhetische, politische und gesellschaftliche Fragestellungen mit großer Aktualität auf.
Gesellschaftliche und politische Reflexion
Sabine Hack nähert sich mit Nadel und Faden gesellschaftlichen Themen an, was auf eine direkte Auseinandersetzung mit sozialen Fragen hinweist.
Patricia Waller macht mit ihren Häkelarbeiten die Ästhetik der Gewalt sichtbar und verbindet Handarbeit mit kritischen, gesellschaftspolitischen Kommentaren.
Sarah Waschke nutzt das gezeigte Environment als feministisches und aktivistisches Mittel zur Selbstbestimmung, was ihre Arbeiten in den Kontext politischer und gesellschaftlicher Aktivismus stellt.
Lucia Mattes zeigt mit ihrem Filz-Wandteppich eine Auseinandersetzung mit der Bildwelt der Internet- und Jugendkultur, was auf eine kritische Reflexion zeitgenössischer Medienkulturen hindeutet.
Zeit, Erinnerung und menschlicher Körper
Boglárka Balassas Arbeiten, die zeitliche Prozesse abbilden und sich auflösende Gewebe zeigen, thematisieren Veränderung und Vergänglichkeit.
Janina Frye untersucht den menschlichen Körper in ihrer künstlerischen Praxis, legt also den Fokus auf Körperlichkeit und dessen Darstellung.
Anne Haring stellt die reine Körperlichkeit einer figürlichen Plastik ins Zentrum ihres Arbeitsprozesses, was ebenfalls eine intensive Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper impliziert.
Sandra Heinz beschäftigt sich mit Zeit und Erinnerung, was ihre Arbeiten in den Kontext von Vergänglichkeit und persönlicher sowie kollektiver Geschichte setzt.
Experimentelle Material- und Formforschung
Katinka Eichhorns Objekte aus Stoff, Andrea Hess Nähzeichnungen, die assoziativ zu einem inneren Bild entstehen, und Ulrike Kessl, die Motive der Alltagswelt mit weichen Stoffen verknüpft, könnten hier eingeordnet werden, da sie eine starke Neigung zu experimentellem Umgang mit Materialien und Formen zeigen.
Anja Luithle und Cora Volz, die mit Textilien in Verbindung zu Körperhüllen bzw. plastischem Modellieren arbeiten, sowie Lisa Reichmann und Victor Schönrich, die neue Bildsprachen bzw. Lebendigkeit und Sprache in ihren Textilarbeiten ausdrücken, verdeutlichen ebenfalls eine experimentelle Auseinandersetzung mit Textil als Medium.
Besucherinformationen
Die Ausstellung in der Stadtgalerie Mennonitenkirche, Schlossstraße 2, 56564 Neuwied, ist bis 30. Juni jeweils mittwochs bis freitags von 14 bis 18 Uhr sowie an Wochenend- und Feiertagen von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Terminvereinbarung für Gruppen ist möglich unter Tel. 02631 802-494.