Mehr als jedes fünfte Kind wächst in Deutschland in Armut auf. Auch in Neuwied. Doch was bedeutet das für Neuwieds Jugend? Und wie sehen die Zukunfts- und Teilhabechancen der Kinder und Jugendlichen der Deichstadt aus?
Um das genauer zu beleuchten, kamen bei einem World Café – also einer ungezwungenen Gruppendiskussion – Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Schulen, freien Träger, Kindertagesstätten, Agentur für Arbeit und des städtischen Sozialamtes sowie der Jugendarbeit im Big House zusammen. Dabei tauschten sich die unterschiedlichen Akteure zu dem Thema aus, um bessere Bedingungen für armutsbetroffene Kinder und Jugendliche in Neuwied zu schaffen.
World Café soll wichtige Schritte setzen
Mit dem World Café folgte ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung kinderfreundliche Kommune. „Kinderarmut ist seit Jahren ein ungelöstes strukturelles Problem in Deutschland. Die Corona-Pandemie und die Energiekrise sowie der Krieg in der Ukraine haben die Situation für arme Kinder und ihre Familien weiter verschärft“, erklärt Sonja Jensen von der Fachstelle Partizipation im Kinder- und Jugendbüro der Stadt Neuwied. „Als kinderfreundliche Kommune müssen wir uns daran messen lassen, ob wir als Gemeinwesen den Schutz und die Fürsorge für die schwächsten unserer jungen Menschen nicht vernachlässigen. Daher muss die Vermeidung von Kinderarmut gerade jetzt für uns Priorität haben.“
Bevor die Teilnehmenden in kleineren Gesprächsrunden viele unterschiedliche Aspekte und Erfahrungen aus der Praxis zusammentrugen, gab Maren Hilke von der Technischen Hochschule Köln einen tieferen Einblick, was Kinderarmut in Deutschland bedeutet. Die Expertin thematisierte auch die Folgen von Kinderarmut für die gesamte Gesellschaft. Dazu zählen nicht nur die Kosten im Sozialsystemen, sondern auch der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Stabilität der Demokratie. Außerdem zeigte sie auf, wie Kommunen den Auswirkungen entgegentreten können.
Konkrete Zahlen und Fakten für Neuwied und besonders für die Innenstadt und Heddesdorf stellte Sonja Jensen vor. „Wir beobachten, dass auch hier in unserer Stadt zunehmend Kinder und Jugendliche in sehr unterschiedlichen Verhältnissen leben. Die Kluft zwischen privilegiert und benachteiligt, zwischen arm und reich ist auch in Neuwied nicht zu übersehen“, berichtet die städtische Koordinatorin der kinderfreundlichen Kommune Neuwied weiter.
Es muss uns gelingen, potenzielle Hemmnisse in der Entwicklung junger Menschen frühzeitig zu erkennen und sie zu beseitigen. Dadurch beugen wir Benachteiligungen im Lebenslauf von Kindern und Jugendlichen vor, machen Erfolgsbiographien wahrscheinlicher und tragen gemeinsam zu mehr Chancengerechtigkeit in unserer Stadt bei.
- Bürgermeister Peter Jung.
Die Ergebnisse des World Cafés werden nun aufbereitet, um daraus beim nächsten Arbeitstreffen vor den Sommerferien dann kurzfristig umsetzbare Maßnahmen zu identifizieren und zu implementieren. Darüber hinaus möchte die Stadtverwaltung perspektivisch ein kommunales Konzept für bessere Teilhabe und Zukunftschancen für Neuwieds Jugend vorlegen.