Ein bewegendes Jahr im Fußball: Zwischen Abschied, der Hoffnung auf Erneuerung und einer WM in Katar.

Bonn |

Der Nachfolger von Fritz Keller als 14. Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) soll am heutigen 11. März in einer Präsenzveranstaltung im World Conference Center in Bonn gewählt werden. Erstmals in der DFB-Gesichte gibt es zwei Kandidaten.

Bernd Neuendorf, 60, geboren in Düren, von wo Fußball-Nationalspieler wie Georg Stollenwerk und Karl-Heinz Schnellinger kamen, gelernter Journalist und seit 2019 Präsident des Fußballerbandes Mittelrhein, und Peter Peters, 59, geboren in Ochtendung, ebenfalls Journalist, Anfang der 1990er Jahre stellvertretender Geschäftsführer des 1. FC Kaiserslautern und von 1994 bis 2020 Vorstand bei Schalke o4. Die Wahl zwischen zwei Kandidaten  zu haben ist neu für die Delegierten des Bundestages. Bis jetzt wurden die Präsidenten ausgesucht und vorgeschlagen.

Aber das ist vorbei. Der DFB hat in den zurückliegenden Jahren einen derartigen Schaden genommen was seine öffentliche Wahrnehmung betrifft, dass die Zeiten, in denen Präsidenten wie Hermann Neuberger oder Egidius Braun den größten Sportverband der Welt aus einem Überschuss an Anerkennung, auch Vertrauen und Macht herausführen konnten, der Vergangenheit angehören und auch nicht mehr wiederkommen werden. Das Sommermärchen 2006 und der Skandal danach, der Umgang mit späteren Präsidenten wie Theo Zwanziger, Reinhard Grindel und Fritz Keller, trotz dessen verbaler Entgleisung, die Hausdurchsuchungen, die Intrigen und die komplette hausgemachte Demontage des Verbandes, der eigentlich das schönste Produkt der Welt, den Fußball, in seinem Portfolio hat, das alles hat das Image des einst mächtigen Verbandes zerstört und die Kluft zwischen den tausenden von Vereinen und dem Dachverband schier unüberbrückbar gemacht.

Fast könnte man Wetten darauf abschließen, wie lange der neue Präsident in Ruhe arbeiten darf, damit seine Handschrift erkennbar wird. Dass beide Kandidaten zum Ziel haben, endlich wieder Ruhe unter das Dach des DFB zu bringen, davon kann man ausgehen. Ob aber jene, die weiter an ihrer Seite sein werden, den Spielraum für die Entdeckung eines anderen DFB zulassen, muss hinterfragt werden dürfen.

Walter Desch, seit mehr als 20 Jahren Präsident des Fußballverbandes Rheinland (FVR), wird mit Wehmut am Bonner Bundestag des DFB teilnehmen. Er ist der wohl  der am längsten dienende Sportfunktionär im Vorstand des DFB. Und es ist das letzte Mail, dass er als FVR-Präsident daran teilnehmen wird. Am 2. Juli 2022 wird er in Trier sein Amt, auf eigenen Wunsch, in andere Hände übergeben. Desch war immer auch ein Teil des DFB, seiner Stärken und Schwächen. Auch er musste sich mancher Kritik stellen. Aber nie der Kritik, nicht enorm fleißig, mutig und dem rheinländischen Verband enorm verbunden zu sein. In der Pandemie hat er seine große Stärke gezeigt, organisatorisch und führungsstark. Und in der größten Herausforderung des Verbandes, nach der schrecklichen Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 in der Eifel und vor allem an der Ahr, hat der Verband mit Walter Desch an der Spitze bis heute eine überragende Arbeit geleistet. Diese Arbeit wird noch weitergehen und zu diesem Thema wird Walter Desch über den 2. Juli hinaus als Vorsitzender der Stiftung „Fußball Hilft“, wo er bleiben wird, weiter enorm und dringend gebraucht.

Die Unruhe des DFB kennt der Fußball im Rheinland nicht. Sie werden Walter Desch aus tiefer Überzeugung am 2. Juli in Deutschlands ältester Stadt danken für eine überzeugende und wertvolle Arbeit in seinem Verband. Und auch anderen, die Abschied nehmen, wie etwa Norbert Wese, der Rechtswart, der den Verband so stark mitprägte.

Der Fußball 2022 hat etwas von Abschied im Rheinland und auch der Hoffnung beim DFB, dass endlich Ruhe einkehren möge. Und dann gibt es als Weihnachtsgeschenk obendrauf mit dem Finale am 4. Adventssonntag des Jahres auch noch die Weltmeisterschaft in Katar.

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