Das Stadtarchiv Lahnstein hat sieben historische Handschriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert restaurieren lassen und digitalisiert, um diese wertvollen Informationen zur Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt dauerhaft zu erhalten und zugänglich zu machen.

Lahnstein |

Das Stadtarchiv Lahnstein ist für die historische Überlieferung der Stadtverwaltung Lahnstein und ihrer Rechtsvorgänger in Nieder- und Oberlahnstein zuständig.

Das Archivgut umfasst sieben Jahrhunderte und wird in klimatisierten Magazinräumen aufbewahrt. Das war nicht immer so, daher zeigen etliche Archivalien neben Gebrauchsspuren auch Beschädigungen unterschiedlicher Natur.

Sieben Handschriften aus der Vergangenheit

Das Stadtarchiv ließ sieben Handschriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert restaurieren. Es handelt sich um Protokoll- bzw. Registerbände, die komprimiert Informationen zur Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Oberlahnsteins enthalten und daher für die Forschung von großem Interesse sind. Behandelt wurden das Gerichtsbuch der Stadt Oberlahnstein (1654-1663), das Protokollbuch des Stadtrates Oberlahnstein (1595-1787), das Oberlahnsteiner „Feld- und Messereibuch“ von 1729, die beiden Registerbände der Kurmainzer-Erzstiftischen Weingärten (1644-1669) sowie ein Weingärten- und Bebauungsregister (1754-1800).

Bei einigen Bänden war die Bindung gerissen, der Buchblock stark verformt oder der Einband unvollständig. Zudem waren einige Innenblätter beschädigt, teilweise durch Nagetierfraß. Mit Schimmel waren sie nicht befallen, lediglich Schmutz, der durch Trockenreinigung zu entfernen war.

Restaurierungsprozess

Nach einer Ausschreibung übernahm Frau Ricarda Holly aus Kruft den Auftrag. Neunzig Prozent der Restaurationskosten wurden durch Mittel aus dem Landesförderprogramm Bestandserhaltung finanziert.

Die Restaurierung dauerte ein halbes Jahr, erfolgte vorbildlich und wurde dokumentiert: Fehlstellen wurden ergänzt, Risse mit Japanpapier geschlossen, Heftungen nach Bildung neuer Lagen erneuert, Konservierungseinbände angefertigt. Am Protokollbuch des Stadtrates fehlte ein großes Stück des hinteren Deckels und der Verbund von Einband zum Buchblock war nicht mehr gegeben. Die Heftung wurde gesichert, die Bünde durch alaungegerbte Lederstreifen verlängert und der Einband wieder mit dem Buchblock verbunden. Die durch Nagetier entstandenen Fehlstellen wurden durch ähnlich dickes und strukturiertes Papier ergänzt.

Das Flurbuch war stark deformiert. Die abgerissenen Leinwandgewebe wurden mit Aerolinen unterlegt und diese dann in die geschlitzten Deckel eingeklebt. Ein neuer Rücken aus Gewebe verbindet nun den Buchblock.

Bei den Registerbänden wurde der nicht mehr vorhandene Deckel aus Karton neu ersetzt, mit Japanpapier überzogen und mit Klucel eingerieben, um ein pergamentartiges Aussehen zu erzeugen. Der Bund wurde verlängert, um Vorderdeckel und Rücken zu verbinden. Bei dem zweiten Registerband fehlte ein halber Deckel, der ergänzt wurde.

Der Buchblock des Weingärtenverzeichnis war extrem verformt. Hier wurde der Buchblockrücken gefestigt und neu geformt sowie ein neuer Rücken aus säurefreiem Karton angefertigt. Die Deckel wurden mit kleinem Abstand wieder angesetzt, um ein erneutes Verschieben des Buchblocks zu vermeiden.

Zur nachhaltigen Erhaltung werden die Originalbände in Archivkartons verpackt und im Archivmagazin dauerhaft aufbewahrt. Sie wurden vorab digitalisiert und stehen somit für die Benutzung auch digital zur Verfügung.