1997 gewinnt Ullrich die Tour de France - genau vor 25 Jahren. Die Auswirkungen auf den deutschen Radsport sind groß. Bei der Tour de France 2022 gingen neun Deutsche an den Start und sorgten für viel Aufsehen. Mittendrin ein gebürtiger Neuwieder.

Am 27. Juli 1997 gewinnt der gebürtige Rostocker als erster deutscher das berühmteste Radrennen der Welt. Die Tour de France. Nach knapp 25 Jahren zeigt die Überraschung des Triumphs viele Auswirkungen. Sowohl auf das Leben von Jan Ullrich, aber auch auf den deutschen Radsport.


Die Erfolge des Jan Ullrich

Nach vielen Erfolgen in jungen Jahren, wie dem Sieg in Oslo bei der Straßen-Weltmeisterschaft, wurde der Deutsche vom Team Telekom unter Vertrag genommen. Bereits bei seiner ersten Tour de France 1996 zeigte Ullrich großartige Leistungen und diente dem Tour Sieger Bjarne Riis als Edelhelfer. Einige Experten behaupten sogar, dass ohne die vorgegebene Rollenverteilung im Team, ein Sieg möglich gewesen wäre. Somit wurde es ein hervorragender zweiter Platz. Zudem überragte er das restliche Feld beim Einzelzeitfahren und verwies mit 56 Sekunden Vorsprung den Vorjahressieger Miguel Indurain auf Platz zwei. Außerdem holte der 22-jährige die Nachwuchswertung, die heutzutage als weiße Trikot bekannt ist.
In die Tour de France ging Ullrich erneut als Edelhelfer von Kapitän Riis an den Start, doch während der Tour änderte sich die Rollenverteilung. Nachdem der Deutsche nach einigen Etappen bereits mehrere Sekunden Vorsprung auf seinen Kapitän herausfahren konnte, gab Riis seine Rolle als Kapitän ab. Ullrich nutzte sofort die Chance beim Schlussanstieg, gewann die zehnte Etappe und schlüpfte ins gelbe Trikot. Dieses sollte er bis zum Ende der Tour 1997 nicht mehr abgeben.
Auch in den vielen nachfolgenden Jahren konnte Ullrich viele Erfolge feiern, wie den Sieg der spanischen Rundfahrt (Vuelta) oder der olympischen Goldmedaille. Doch den erneuten Toursieg konnte er dank vieler Verletzungen, Krankheiten un dem starkem Lance Armstrong nicht gewinnen. Am Ende wurde Jan Ullrich fünf Mal zweiter bei der Tour de France.
Ullrich wurde 2006 vom Radsport nach neuen Indizien beim Dopingskandal Fuentes suspendiert. Seine Ergebnisse ab 2005 wurden für ungültig erklärt. Nach seiner Karriere bestimmten viele Eskapaden die Schlagzeilen rund um den heute 48-jährigen. Er kämpft bis heute mit Alkohol- und Drogenproblemen.


Die Auswirkungen auf den deutschen Radsport

Das Radsportfieber war nach dem Sieg von Ullrich als erster Deutscher sehr groß. Bei der diesjährigen gerade abgeschlossenen Tour de France 2022 waren insgesamt neun Deutsche Fahrer dabei und sorgten für viel Aufsehen. Simon Geschke (36) vom Team Cofidis konnte bei seiner zehnten Tour Teilnahme viele Etappen im gepunkteten Bergtrikot fahren. Am Ende fehlten sieben Punkte zu Gesamtklassement Gewinner Jonas Vingegaard, welcher in Paris sowohl im gelben als auch im gepunkteten Trikot feiern durfte. Geschke wäre der erste Deutsche gewesen, welcher das Bergtrikot gewinnt.

Ein weiteres Drama aus deutscher Sicht gab es bei der zehnten Etappe. Lennard Kämna verpasste um elf Sekunden das gelbe Trikot. Der 25-jährige aus dem deutschen Team Bora-hansgrohe konnte in einer Ausreißergruppe viele Minuten auf das Hauptfeld gut machen, doch der zweimalige Toursieger Tadej Pogacar machte am letzten Berganstieg viele Sekunden gut und durfte so das gelbe Trikot behalten.

Aus Neuwied ging Max Walscheid (29) zum zweiten Mal bei der Tour de France an den Start. Als Zimmerkollege und Helfer im Team Cofidis unterstützte Walscheid Geschke ununterbrochen, musste aufgrund von Corona die Tour vor der 16. Etappe abbrechen. Für Aufsehen sorgte der gebürtige Neuwieder dennoch. Anfangs der Tour kämpfte sich der Deutsche trotz Überschlag und heftigem Crash auf Platz 12. Zudem konnte er am zweiten Ruhetag seine Beherrschung auf dem Rad zeigen. Mit einer Körpergröße von 1,99 überzeugte er bei einem Contest 600 Meter auf dem Hinterrad. Weitere deutsche Fahrer waren Maximilian Schachmann, Nils Politt, Georg Zimmermann, John Degenkolb, Jonas Rutsch und Alexander Krieger. Auch wenn die meisten deutschen Fahrer viele Helfer Aufgaben zu bewältigen hatten, zeigten sich Fahrer wie Schachmann oder Politt oft in Ausreißergruppen agressiv. Besonders die Erfolge von Kämna und Geschke waren fantastische Ergebnisse und machen Hoffnung auf eine rosige Zukunft des deutschen Radsports.