Die neue Koalition setzt auf eine rasante Verkehrswende und diskutiert über ein konkretes Verbrennungsmotorverbot. Ist eine zeitliche Limitierung der richtige Weg oder fährt die Politik hier zu einspurig?

Die neue Koalition setzt auf eine rasante Verkehrswende und diskutiert über ein konkretes Verbrennungsmotorverbot. Ist eine zeitliche Limitierung der richtige Weg oder fährt die Politik hier zu einspurig?

Wir leben in der Autonation Deutschland. Die Autobahn gilt hier schon fast als Kulturgut und wir sind Europameister in der Autoproduktion. Die Frage nach dem Tempolimit war für viele einer der wichtigsten Punkte in ihrer Bundestagswahl. Nun müssen wir aufgrund der Klimakrise handeln und unsere Verbrennungsmotorindustrie komplett umstellen auf Elektromobilität. Kann unsere Industrie damit fertig werden und möglicherweise als Wegweiser für andere Nationen hervorgehen?

Neue Regierung ambitioniert – Bevölkerung weniger

Bis 2030 sollen 15 Millionen vollelektrische Autos auf unseren Straßen fahren. Das ist das Ziel der Grünen. Dazu stellen sie die Forderung, ab 2030 nur noch abgasfreie Wagen zuzulassen. Nach einer Umfrage im Auftrag des Tagesspiegels im März 2021 ist mit 55 % die Mehrheit der Deutschen immer noch gegen ein zeitliches Limit. Der ehemalige Bundesverkehrsminister Scheuer stellte die Forderung, ab 2035 nur noch Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen auf die Straße zu lassen. Die sogenannten „E-Fuels“ werden mit gemischten Gefühlen bewertet. Die Argumentation ist, die aktuelle Tankstelleninfrastruktur nicht ersetzen zu müssen mit klimaneutralen Kraftstoffen, andererseits sehen viele damit einen Aufschub der unweigerlich kommenden Elektromobilitätswende und fordern eine strikte Kursrichtung.

Die Infrastruktur fehlt für eine Verkehrswende

Obwohl Elektromobilität schon seit einer Weile ein brisantes Thema ist, steckt die Infrastruktur dafür noch in den Kinderschuhen. Ladestationen, vor allem Schnellladestationen sind in ländlichen Gebieten immer noch keine Häufigkeit. Meist steht man vor einer unkenntlichen Säule, bei der weder ein Preis noch eine Bezahlmöglichkeit außerhalb durch die des Herstellers selbst herausgegebene Kundenkarte oder App. Die im Jahr 2016 verabschiedete Ladesäulenverordnung soll zwar die Steckerstandards vereinheitlichen und die Bezahlmethoden für jeden zugänglich machen, aber trotzdem waren Stand 2020 nur 14 Prozent aller Ladesäulen Schnelllader. Die Politik muss hier aktiv werden, um ihre Ziele durchzusetzen.

Einseitiger Kurs bringt Kritik ein

Meistens wird in der Verkehrswende nur von Elektroautos gesprochen, aber selten über synthetische- oder Biokraftstoffe. Das liegt daran, dass sie auf der politischen Agenda nur eine Nebenrolle spielen, aber wieso? Schließlich arbeiten gerade Siemens Energy und Porsche an synthetischen Kraftstoffen in Chile, hergestellt durch Windenergie und dem Einbinden von CO2. Außerdem fordern Hersteller von Biokraftstoffen eine höhere Beimische des Bioethanols. Seit den zehn Jahren, die es E10 an unseren Tankstellen gibt, ist dort keine große Entwicklung zu beobachten gewesen. Vor allem für den Übergang würde es sich anbieten, mehr in die E-Fuels und Biokraftstoffe zu investieren, da diese sich für unsere bereits vorhandene Tankstelleninfrastruktur verwenden lassen: «Wer nur auf Batterieantriebe setzt, wird die Klimaziele nicht schaffen» äußert sich der Verband der Automobilindustrie (VBA).