Wolfgang Overath, der am 29. September 80 wird, hat eine beeindruckende Fußballkarriere mit dem 1. FC Köln und der deutschen Nationalmannschaft hinter sich, aber seine Reise geht weit über das Spielfeld hinaus.

Am 29. September wird er 80. Wolfgang Overath, Weltmeister, Europameister, Deutscher Meister.  Nur für zwei Vereine hat er gespielt: von 1953 bis 1962 für den Heimatverein Siegburger SV und von 1962 bis 1977 für den 1. FC Köln.

Mit dem FC wurde er in der ersten Bundesligasaison 1964 Deutscher Meister, 1968 und 1977 Pokalsieger. 409 Spiele machte er für seinen FC und schoss 83 Tore. Er gehörte später dem Verwaltungsrat des Vereins an und war von 2004 bis 2011 Präsident. Man hatte ihn gedrängt und er ließ sich in die Pflicht nehmen. Gefallen fand der große Spielmacher und Stratege auf dem grünen Rasen an diesem Spiel nur ganz selten. Er war kein Mann für ständige Sitzungen und Verhandlungen, Trainer- und Geschäftsführerentlassungen. Obwohl er selbst ein kluger Wirtschafter im Privaten ist, konnte er der Präsidentschaft, wenn überhaupt, nur abgewinnen, dass er dem FC Köln helfen wollte.
 


Sportlich und sozial engagiert

Wolfgang Overath, jüngstes von acht Kindern, einer armen Familie, wie er sagt, verheiratet, 2017 feierte er mit seiner Frau die Goldene Hochzeit, drei Kinder, Lieblingsferienland Sardinien, Ehrenbürger von Siegburg, Bundesverdienstkreuz I. Klasse, war der perfekte Nationalspieler. Er war Gestalter und Teamspieler in einer Person. An drei Weltmeisterschaften nahm er teil. 1966 in England wurde er mit der Mannschaft Vizeweltmeister, 1970 in Mexiko Dritter und 1974 in Deutschland Weltmeister. In 81 Länderspielen schoss er 17 Tore.

Seit vielen Jahren engagiert er sich in Siegburg für den „Sozialdienst Kath. Männer“.  Die Einladung an Obdachlose in der Weihnachtszeit hat längst eine große Tradition in der Stadt. Zwei Häuser für arme Familien und Obdachlose hat er zusammen mit dem Sozialdienst in seiner Heimatstadt gebaut.
 

Lottoelf und die Liebe zum Spiel

Und dann die Lottoelf. Ihr gehörte er seit ihrem ersten Spiel am 9. August 1999  in Bad Kreuznach an.  183 Spiele hat er gemacht, 44 Tore geschossen.  Er war immer da, wenn er gerufen wurde.  Mittelpunkt wie seit Jahrzehnten, Regisseur, den Ball fordernd, den Kopf senkend, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Das Temperament ist als sein Markenzeichen geblieben. Als er 2015  eigentlich aufhören wollte, da hat er doch noch einmal um ein Jahr verlängert. Am 15. September 2016 war dann in Kirchen an der Sieg Schluss.

Ohne dass er es je gesagt hätte, spürte man, dass ihm diese Mannschaft etwas bedeutete. Es sind die besonderen Bilder, jenes etwa als er 2004 in Niederbreitbach den jungen Benni Over umarmt, der an unheilbarem Muskelschwund leidet. Benni im Rollstuhl, der Weltmeister daneben. Er sagt ihm etwas und Benni strahlt. Oder 2013 in Nörtershausen auf dem Hunsrück, als er die kleine, behinderte Heidi in den Arm nimmt. Overath suchte diese Bilder nicht und er wollte vor allem nicht, dass sie öffentlich wurden. Er wollte einfach nur zeigen, dass ihn das Leid vor allem junger Menschen bewegte. Dafür spielte er jetzt Fußball.

Fast immer war Overath dabei. „Mir ist es in den meisten Phasen meines Lebens gut gegangen. Mir und meiner Familie“, sagt er. Etwas zurückzugeben habe etwas mit Verantwortung zu tun. Und dieser stellt er sich gerne. Viel hat mit seinem Glauben zu tun, den an Gott. Vieles in der Kirche passt ihm nicht. In einem Interview mit dem Trierer Bistumsblatt „Paulinus“ sagt er im August 2023 , Priester müssten endlich heiraten dürfen, Frauen müssten eine größere Rolle in der Kirche übernehmen und er sagt auch, es dürfe einfach nicht sein, dass Priester Kinder missbrauchen und dass andere es vertuschen. Und doch: für Austritte aus der Kirche hat er kein Verständnis. Wolfgang Overath hofft darauf, dass der liebe Gott sein Freund ist.          

Keiner wie die anderen

  

Einer der ganz Großen des deutschen Fußballs, ein Kölner, der so wenig in die Rolle des Jecken passt, der eher nachdenklich ist, klug überlegend, darauf bedacht, nicht zum täglichen Fressen der Gazetten zu werden, dieser Wolfgang Overath passt überhaupt nicht in die Rolle des selbstverliebten Stars. Er ist auch keiner, der die ständige Umarmung mit den Fans sucht.

Dass er im Fußball und im gesellschaftlichen Leben so lange schon ganz oben ist, hängt damit zusammen, dass der Weltklasse-Fußballer mit seiner Glaubwürdigkeit, seinem wachen Sinn für die Realität des Lebens und mit seiner Bereitschaft, auch für andere da zu sein, Maßstäbe setzt.  Wolfgang Overath ist nicht das Abbild vieler Sportler, die außerhalb des Spielfeldes Probleme damit haben, ohne den Ball klarzukommen.

Einer der großen Fußballer in Deutschland ist er und einer, der menschlich, moralisch und der Gesellschaft dienend bleibende Werte geschaffen hat.