Mit Horizon Call of the Mountain präsentiert Sony gleich zum Start von PSVR 2 einen exklusiven Ableger einer bekannten Marke. Nur eine beeindruckende Tech-Demo oder hat das VR-Abenteuer mehr zu bieten?

 Name: Horizon Call of the Mountain 
Genre: Action-Adventure
Entwickler: Firesprite, Guerilla Games 
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Plattform: PlayStation 5 / PSVR 2(getestet)
Veröffentlichung: 22.02.2023
Preis: 69,99 Euro 

Pünktlich zum Start von PSVR 2 will Sony mit Horizon Call of the Mountain einen überzeugenden Grund liefern, warum man sich das neue Headset zulegen sollte. Und zumindest technisch fahren Guerilla Games und Firesprite schon die ganz schweren Geschütze auf: Grafisch zählt das Action-Adventure sicher zu den beeindruckendsten Erfahrungen, die man derzeit in der virtuellen Realität erleben kann. Aber kann der VR-Ableger mit seinen Kämpfen und Klettereinlagen auch spielerisch begeistern?

Auf der Flucht

Im Gegensatz zu den "großen" Horizon-Spielen übernimmt man bei Call of the Mountain nicht die Rolle der beliebten Heldin Aloy. Stattdessen erlebt man das Geschehen aus den Augen des Carja-Rebellen Ryas, der sich kurz nach dem imposanten Einstieg aus seiner misslichen Lage als Gefangener befreien kann und die Flucht durch die gefährliche Welt antritt. Wie in den Hauptspielen sind es auch hier vor allem die kreativ designten Maschinenwesen, die sich einem in den Weg stellen. Oft gibt es die Möglichkeit, Konfrontationen mit aggressiven Varianten wie den Wächtern zu vermeiden, indem man ihnen mit Schleicheinlagen oder dem Verstecken hinter Objekten aus dem Weg geht. Aber manchmal, insgesamt aber leider viel zu selten und dazu meist geskriptet, muss man sich mit Pfeil und Bogen zur Wehr setzen, wobei das Equipment auch zum Lösen kleiner Zusatz-Herausforderungen oder Umgebungsrätsel zum Einsatz kommt.

Hoch hinaus im Gebirge

Die meiste Zeit des mit etwa sechs- bis siebenstündigen vergleichsweise recht kurzen Abenteuers ist man aber damit beschäftigt, sich mit Klettereinlagen an steilen Felswänden einen Weg nach oben zu bahnen oder sich über tiefe Abgründe an Seilen entlang zu hangeln. Was für Außenstehende recht albern aussieht, ist auf Dauer ganz schön anstrengend - vor allem, wenn man wahlweise im Stehen spielt. Wer außerdem schon in der Realität unter Höhenangst leidet, wird hier in vielen Passagen angesichts der schwindelerregenden Höhen ebenfalls Schnappatmung bekommen oder sie als therapeutische Maßnahmen annehmen. Sorgen um eine schwindende Ausdauer muss man sich hier keine machen und in Kämpfen greift einem die mächtige Zielhilfe gehörig unter die Arme. Der spielerische Anspruch fällt somit eher niedrig aus, so dass im Prinzip jeder in die Horizon-Welt eintauchen und sie erleben kann. Die Auswahl an optionalen Komfortfunktionen trägt ebenfalls dazu bei, selbst wenn es keine Teleport-Funktion gibt, um den Magen anfälliger Nutzer zu schonen. Zwischendurch wird es sogar ziemlich verspielt: Mit einem Farbpinsel lässt sich z.B. eine Wand streichen, man schwingt fröhlich die zufällig entdeckten Maracas im Takt oder beißt genüsslich in einen saftigen Apfel, um wieder zu Kräften zu kommen. 

Tech-Demo ohne Tiefe?

In Momenten wie diesen wird besonders deutlich, dass dieses Horizon Call of the Mountain für Sony in erster Linie eine genauso hochwertige wie hochpreisige Tech-Demo darstellt, mit der die technischen und spielerischen Möglichkeiten der neuen VR-Generation präsentiert werden sollen. Selbst optionale Menüsteuerung mit Augenbewegungen ("Eye Tracking") und die Einbindung des haptischen Feedbacks am Kopf bestätigen diesen Eindruck, so faszinierend diese Features auch sein mögen. Etwas zu kurz kommen dagegen Figuren und Story, deren Handlung zwischen den beiden Hauptspielen angesiedelt ist und daher ein paar Vorkenntnisse erfordern, wenn man alles verstehen will. Und auf Dauer verlieren die repetitiven Klettereinlagen doch relativ schnell an Reiz und es macht sich rein spielerisch stellenweise eine gewisse Langeweile breit, die von der beeindruckenden Kulisse nicht mehr kompensiert werden kann. Vielleicht wäre es eine bessere Idee gewesen, häufiger Auseinandersetzungen mit den stylischen Maschinen-Dinos in den Spielverlauf einzustreuen.

Am Ende ist Horizon Call of the Mountain dennoch ein überwältigendes Erlebnis, das aber in erster Linie auf den technischen Wow-Faktor und weniger auf ein abwechslungsreiches Spieldesign oder eine packende Geschichte mit interessanten Figuren baut. Wer hier Qualitäten, Freiheiten und Umfang der Hauptteile erwartet, dürfte trotz der grafischen Pracht eher enttäuscht von diesem Ableger sein. Wer dagegen einen Vorgeschmack auf das gigantische Potenzial kommender VR-Spiele bekommen möchte, wird hier fündig und mehr als einmal staunen.            

 Worum geht’s?

Horizon Call of the Mountain ist ein VR-Ableger der beiden umfangreichen Action-Rollenspiele Horizon Zero Dawn und Horizon Forbidden West, wobei die Handlung des VR-Abenteuers zwischen beiden Spielen angesetzt ist - ein gewisses Vorwissen kann also nicht schaden. Hier steuert man aber nicht wie gewohnt die Heldin Aloy aus der Verfolgeransicht, sondern schlüpft in die virtuelle Haut des Carja-Rebellen Ryas und erlebt aus der Egoperspektive. Geboten wird eine Mischung aus Klettereinlagen in schwindelerregenden Höhen, Kämpfe mit Pfeil und Bogen, Schleicheinlagen und Erkundung.     

Horizon Call of the Mountain ist geeignet für Spieler, die...

    • sehen wollen, was technisch in PSVR 2 steckt
    • sich gerne auf linearen Pfaden bewegen
    • nichts gegen Körpereinsatz einzuwenden haben


Horizon Call of the Mountain ist weniger geeignet für Spieler, die...

    • Umfang und offene Welt der Haupt-Reihe erwarten  
    • nicht so viel Geld für eine Tech-Demo ausgeben wollen
    • unter Höhenangst leiden 

Alternativen: The Climb 2, Kayak VR: Mirage, The Persistence