Prince of Persia, das 1989 von Jordan Mechner erschaffen wurde, gilt nicht zuletzt wegen seiner atemberaubenden Figuren-Animationen als einer der großen Klassiker. Aber auch bei seinem 3D-Reboot setzte der Prinz 2003 mit Sands of Time ein Ausrufezeichen und gilt nicht umsonst als der spirituelle Vorläufer für die populäre Spielereihe Assassin’s Creed. Mit Prince of Persia: The Lost Crown kehrt Ubisoft zu den Wurzeln zurück und präsentiert ein clever konzipiertes 2D-Abenteuer, in dem die alten Tugenden mit modernen Designansätzen verschmelzen.
Story mit Höhen und Tiefen
Auf den ersten Blick gibt die Hintergrundgeschichte nicht besonders viel her und erinnert eher an 08/15-Ideen aus der Mottenkiste: Nachdem der persische Thronfolger Prinz Ghassan entführt und zum verfluchten Berg Quaf verschleppt wurde, werden die Kampfspezialisten des Clans „Die Unsterblichen“ zu dessen Rettung losgeschickt. Einer von ihnen ist der junge Waise Sargon, dessen Schicksal und Weiterentwicklung in die Hände des Spielers gelegt wird, dem im Rahmen des 20-25 Stunden langen Abenteuers sowohl motorische Fähigkeiten am Controller in den beinharten Sprungpassagen und Bosskämpfen als auch eine gehörige Portion Gehirnschmalz mit Blick auf teils knackige Rätsel abverlangt werden. Tatsächlich hat die Story insgesamt mehr zu bieten als zunächst gedacht, doch wird an dieser Stelle auf Details verzichtet, um nicht die eine oder andere Überraschung zu verderben. Nur so viel sei gesagt: Es ist bedauerlich, dass das erzählerische Niveau nicht durchgehend hoch gehalten werden kann und ausgerechnet beim Finale enttäuscht.
Exzellenter „Flow“
Die großen Stärken liegen woanders: Neben der clever konzipierten Metroidvania-Spielwelt mit ihren labyrinthartigen Verschachtelungen und abwechslungsreichen Biomen überzeugt The Lost Crown vor allem mit einem exzellenten Spielfluss – sei es in den mitunter enorm anspruchsvollen Sprungpassagen oder den teils knackigen Kämpfen, in denen man gezwungen wird, das gesamte Bewegungs- und Angriffsrepertoire von Sargon abzurufen, das mit Hilfe eines Talentbaums um weitere Fähigkeiten im Nah- und Fernkampf sowie Magie-Skills erweitert werden kann. Aber keine Angst: Im Vergleich zu Action-Rollenspielen ist die Auswahl hier eher rudimentär. Direkt blocken lassen sich Attacken zwar nicht, doch mit rechtzeitigen Paraden werden Treffer verhindert. Sammelt man genug der so genannten Athra-Energie lassen sich außerdem mächtige Spezial-Angriffe auführen,
Wie in jedem guten Metroidvania verbringt man abseits der Kämpfe auch viel Zeit mit der Erkundung und Rätseln, bei denen abseits von der Suche nach Hebeln auch ein paar Kopfnüsse dabei sind. Um in den verzweigten Abschnitten nicht die Orientierung zu verlieren, wird die Karte automatisch um die neu entdeckten Areale ergänzt. Darüber hinaus lassen sich Screenshots erstellen und auf der Karte platzieren, falls man etwas Interessantes entdeckt hat – ein tolles innovatives Feature! Wer nicht planlos durch die Welt irren möchte, kann sich außerdem vom Spiel unter die Arme greifen und sich das nächste Ziel auf der Karte anzeigen lassen.
Perfekt zugeschnittene Herausforderung
Doch das ist nicht die einzige Unterstützung: Der Schwierigkeitsgrad lässt sich anhand zahlreicher Optionen nahezu perfekt auf den gewünschten Anspruch abstimmen. Neben der Skalierung beim Einstecken von Treffern oder der Gesundheit der Feinde lassen sich sogar Zeitfenster für erfolgreiche Paraden festlegen. Ich habe bei einem Metroidvania selten so detaillierte Einstellungsmöglichkeiten hinsichtlich des Schwierigkeitsgrads gesehen! Wer eine zusätzliche Herausforderung sucht, findet zusätzlich außerdem noch jeweils einen Speedrun- und Permadeath-Modus.
Trotzdem wird man sich vor allem im letzten Drittel an einigen Sprungsequenzen und auch Bosskämpfen so oder so die Zähne ausbeißen – vor allem, weil sich manche Angriffe der XL-Gegner nicht parieren lassen. Man sollte zwischendurch also nicht vergessen, den Spielstand an den Speicherpunkten zu speichern, deren Position schon in der Nähe mit visuellen Hilfen wie einem goldenen Lufthauch subtil aber effektiv signalisiert wird. Will man sich Laufwege sparen, schaltet man nicht nur versteckte Abkürzungen frei, sondern darf auch auf freigeschaltete Schnellreisepunkte zurückgreifen.
Starke Technik, gewöhnungsbedürftiger Figurenstil
Technisch beeindruckt das Team von Ubisoft Montpellier mit wunderschönen Kulissen und einer sauberen Darstellung, die selbst auf der leistungsschwächeren Switch mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm läuft. Dem gegenüber steht ein gewöhnungsbedürftiges Figurendesign, das mit dem Comic-Ansatz gewissen Ähnlichkeiten zu Fortnite aufweist und mit dem ich persönlich nicht wirklich warm geworden bin. Immerhin leisten die Synchronsprecher sowohl auf Englisch als auch Deutsch ordentliche Dienste und das Abenteuer wird von einem atmosphärischen Soundtrack begleitet.
Fazit:
Mit Prince of Persia: The Lost Crown haben die Rayman-Macher von Ubisoft Montpellier ein hervorragendes Metroidvania abgeliefert, das mit einigen durchdachten Design-Ideen überzeugt und vor allem mit einem tollen Spielfluss begeistern kann. Frustresistenz bei manchen Bosskämpfen sollte man aber genauso mitbringen wie überdurchschnittliches Skill-Set für das erfolgreiche Meistern der Sprungpassagen!