Liefert Ubisoft mit Avatar: Frontiers of Pandora ein Technik-Spektakel für PCs und Konsolen? Der Test gibt die Antwort!

 Name: Avatar: Frontiers of Pandora
Genre: Action-Adventure
Entwickler: Massive Entertainment 
Publisher: Ubisoft
Plattform: PC, PS5 (getestet), Xbox Series X|S
Veröffentlichung: 07.12.2023
Preis: ab 69,99 Euro

Vom Kino auf den heimischen Fernseher und vom Film zum Spiel: Liefert Ubisoft mit Avatar: Frontiers of Pandora ein Technik-Spektakel für PCs und Konsolen? Der Test gibt die Antwort!

Ein Sci-Fi-Pocahontas

Auf der großen Leinwand überzeugten die beiden Avatar-Filme von Regisseur James Cameron vor allem in technischer Hinsicht mit aufwändig modellierten Figuren und Schauplätzen aus dem Computer – und das alles gepaart mit bombastischen Spezialeffekten und einer beeindruckend designten Alien-Welt. In Sachen CGI (Computer-Generated-Images) gehört vor allem der zweite Teil „The Way of Water“ ohne Zweifel zu den beeindruckendsten Erlebnissen und auch in Sachen 3D gilt der Film als Referenz, nachdem der Vorgänger den 3D-Boom im Kino überhaupt erst wieder auslöste. In Sachen Story konnte man allerdings keine Maßstäbe setzen, wirkte die Geschichte rund um böse Kolonisten von der Erde, die die Ressourcen eines fremden Planeten ausbeuten und das Urvolk der Na’vi unterdrücken, wie ein uninspirierter Sci-Fi-Abklatsch von Pocahontas mit blauen XL-Schlümpfen. 

Bei Avatar: Frontiers of Pandora verhält es sich ganz ähnlich: Die Handlung, die parallel zu den Geschehnissen von Way of Water angesiedelt wurde, ist mit ihren vorhersehbaren Wendungen und langweiligen Charakteren kaum der Rede wert, benötigt gleichzeitig aber auch kaum Vorkenntnisse von den Kino-Abenteuern. Im Kern dreht es sich um eine Gruppe von Na’vi-Kindern, die einst von den Invasoren entführt und in der Militärorganisation RNA zu Soldaten ausgebildet wurden, um gegen ihr eigenes Volk zu kämpfen. Nach über 10 Jahren im Cryo-Schlaf und einem entscheidenden Aha-Moment gelingt ihnen jedoch die Flucht aus dem Komplex und die Truppe schließt sich daraufhin dem Widerstand an, um die Eindringlinge aus dem Westlichen Grenzland zu vertreiben. 

Ein typisches Lizenzspiel?

Was sie dabei erwartet ist eine Reihe von repetitiven Missionen, Sammel-Overkill samt Crafting und im Prinzip alle anderen Zutaten, die man von der zunehmend zähen Open-World-Formel aus dem Hause Ubisoft kennt und die mittlerweile vermutlich nur noch hartgesottenen Fans wirklich Spaß bereiten kann. Alle anderen dürften angesichts der uninspirierten Beschäftigungstherapien im Zusammenhang mit grausigen Dialogen und eher schlechten als rechten deutschen Sprechern vermutlich nur noch mit den Augen rollen. Dazu gesellen sich simple Minispiel-Einlagen, ein gefühlt ziemlich überflüssiger Mini-Talentbaum und öde Nebenaufgaben, die man allerdings dringend abschließen sollte, wenn man sich kämpfend statt schleichend durch die abwechslungsarmen Missionen schlagen will. Denn erst mit höheren Stufen erhält man Zugriff auf besseres Equipment und kann sich gegen die Überzahl an gut ausgebildeten, wenn auch nicht immer sonderlich clever agierenden Feinden erwehren – sei es mit Pfeil und Bogen oder Schusswaffen. Die übernatürlichen Na'vi-Sinne erweisen sich ebenfalls als hilfreich, um Gegner zu markieren oder wichtige Objekte aufzuspüren. Insgesamt ist Avatar: Frontiers of Pandora zwar kein Vollschrott, aber leider auch kein gutes Spiel, sondern bestätigt über weite Strecken das bekannte Vorurteil gegenüber der Ubi-Formel im Allgemeinen und Lizenzspielen im Speziellen. Man kann also nur hoffen und beten, dass die Entwickler von Massive Entertainment bei dem erhofften Blockbuster Star Wars Outlaws mehr Leidenschaft und Kreativität an den Tag legen als hier.    

Technik-Tipp in Reinkultur

Wirklich überzeugen kann Avatar nur in einem Bereich, wenngleich mit Abstrichen: der Technik! Das virtuelle Pandora ist eindeutig die schönste offene Spielwelt, die man 2023 in einem Videospiel zu Gesicht bekommen hat (...sofern man den Trailer von GTA 6 nicht mitzählt). Genau wie in den Filmen sind die Schauplätze mit ihrer farbenprächtigen Flora und den dichten Wäldern ein visuelles Meisterwerk, die den fremdartigen Planeten im Spiel genauso überzeugend einfangen wie im Film, auch wenn die Umgebung abseits der Siedlungen und Außenposten auf Dauer etwas leblos wirkt. Selbst bei Regenwetter hat das Westliche Grenzland noch seinen Charme, doch wenn am Tag die Sonnenstrahlen durch die Äste brechen, die bunten Farben in ihrer ganzen Pracht erstrahlen und der Soundtrack die Szenerie mit atmosphärischen Klängen untermalt, kann man für einen Moment das dürftige spielerische Gerüst für einen Moment vergessen und die audiovisuelle Magie einfach nur genießen. Avatar: Frontiers of Pandora ist damit der Inbegriff eines Technik-Tipps und das, was man gemeinhin gerne als Grafik-Porno oder Tech-Demo bezeichnet.

Allerdings zeigen sich nach der ersten Begeisterung auch im technischen Bereich vereinzelte Risse: Innenbereiche wie das Hauptquartier verblassen z.B. spürbar gegenüber den prächtigen Außenarealen und insbesondere die Na’vi sind mit ihrer hölzernen Mimik meilenweit von den famosen und lebensechten Figurenmodellen der Filme entfernt. Doch auch bei den menschlichen Charakteren vermisst man Details und man kommt grafisch nicht über einen gehobenen Durchschnitt hinaus. Richtig billig ist jedoch die immer gleiche 08/15-Animation, die bei Interaktionen wie dem Drücken von Knöpfen, Öffnen von Kisten oder Aufsammeln abgespielt wird und dabei einfach immer ins Leere greift anstatt wirklich mit den Objekten zu interagieren.

Technisch wow, spielerisch mau     

Trotzdem ist Avatar: Frontiers of Pandora technisch überaus beeindruckend, am Ende aber leider nicht mehr als ein Grafikblender. Denn sobald man unter der imposanten Oberfläche kratzt, werden die spielerischen und inhaltlichen Defizite der Ubi-Open-World-Formel zunehmend sichtbar, während gleichzeitig der initiale Wow-Faktor bei ersten Erkundungen auf Pandora von gähnender Langeweile abgelöst wird, die sich im Koop mit einem zweiten Spieler zumindest besser ertragen lässt – geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.

 Worum geht’s?

Als Teil der Na’vi kämpft man im westlichen Grenzgebiet von Pandora gegen die Invasoren von der Erde, die die Ressourcen des Planeten plündern und dabei nicht nur die Ureinwohner vertreiben, sondern auch die Umwelt verschmutzen. Das Abenteuer erlebt man aus der Egoansicht, wobei man die offene Spielwelt sowohl per pedes als auch fliegend und reitend erkundet. Neben dem Kampf gehören auch ausgiebiges Sammeln von Ressourcen, Crafting und das Freischalten neuer Fähigkeiten zu den Aufgaben, die man auch gemeinsam in einem Koop-Modus für zwei Spieler angehen darf. 
          

Avatar: Frontiers of Pandora ist geeignet für Spieler, die...

    • der Ubisoft-Formel immer noch etwas abgewinnen können
    • eine beeindruckende Tech-Demo suchen
    • das Avatar-Universum mögen

Avatar: Frontiers of Pandora ist weniger geeignet für Spieler, die...

    • nicht in einer repetitiven und langweiligen Auftragsschleife gefangen sein wollen
    • mehr suchen als einen Grafikblender
    • eine Aversion gegen überfrachtete Menüs und Bildschirmanzeigen haben

Alternativen: The Division 2, Far Cry 6, Horizon Forbidden West